Mehrere hohe Kreuze stehen auf einer kleinen Anhöhe in einem Wald.
Bildrechte: Bayerischer Rundfunk 2024/Peter Allgaier

Der durch Verwüstung zerstörte Kreuzweg von Wettenhausen wurde in zweijähriger Arbeit wieder hergestellt.

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Nach der Verwüstung: So steht es um den Kreuzweg bei Günzburg

Unbekannte hatten 2022 am Kalvarienberg in Wettenhausen im Kreis Günzburg eine Verwüstung angerichtet: Sie zerstörten biblische Figuren und Kapellenfenster. Die Täter wurden noch nicht gefasst – zwei Jahre nach der Tat überwiegt jedoch die Hoffnung.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Schwaben am .

Die Nacht vom 18. auf den 19. März 2022 haben viele Menschen in Wettenhausen, einem Ortsteil der Gemeinde Kammeltal im schwäbischen Landkreis Günzburg, nicht vergessen. Im Schutz der Dunkelheit wüteten ein oder mehrere Täter mit brachialer Gewalt. Sie schlugen Figuren, die den Kreuzweg Christi darstellen, Arme und Köpfe ab und rissen sie teilweise ganz aus ihren Verankerungen. Auch bemalte historische Glasfenster der Kapellen gingen zu Bruch, der Sachschaden beläuft sich auf rund 100.000 Euro. Was bleibt, ist die Frage nach dem "Warum".

Ermittlungen laufen noch

"Man hatte der Mutter Gottes direkt ins Herz gestochen. Ich vermute, dass das Verbrechen religiös motiviert war", sagte Dekan Klaus Bucher direkt nach der Tat. Die Polizei hatte Fingerabdrücke und sonstige Spuren gesammelt und mit zahlreichen Bürgern gesprochen. Bislang gab es keinen Durchbruch bei den Ermittlungen, die oder der Täter konnten bis jetzt nicht gefasst werden.

"Wir haben die Akte aber noch nicht geschlossen, sondern gehen neuen Hinweisen nach, so dass wir hoffen, den oder die Täter doch noch zu finden", sagt Holger Stabik, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Schwaben Süd/West.

Neuer Glanz für alte Figuren

Mit Hilfe von Spenden aus der Bevölkerung und der finanziellen Unterstützung durch die Diözesanstiftung sieht der Kreuzweg inzwischen - nach zwei Jahren - fast wieder aus wie vor der Tat. "Wir haben nicht mehr alle Teile finden können. Der Arm von Moses oder ein Kelch blieben verschollen. Das musste ein Bildhauer ergänzen", erzählt Peter Engelhardt. Der Kirchenmaler hat unzählige Stunden in die Werke aus Holz und Pappmaché investiert. Gekittet, geleimt und sie mit frischer Ölfarbe wieder zum Strahlen gebracht.

Eine Herausforderung war es, möglichst den exakten Farbton nachzumischen, um das Original zu treffen. Doch die Holzkonstruktionen, die ursprünglich aus verschiedenen Teilen zusammengeleimt wurden, waren mitunter auch stark verformt. Engelhardt musste ihnen mit Schrauben und Dübeln ihre Gestalt wiedergeben. Die Werke stammen aus der Zeit der Nazarener, einer religiös-romantischen Kunstrichtung.

Ein Bild sagt mehr als tausend Worte

Der damalige Pfarrer Johann Georg Mayr hatte Mitte des 19. Jahrhunderts den Kreuzweg errichten lassen. Auf dem Gelände eines ehemaligen Burgstalls des ritterlichen Geschlechts "von Roggenstein". Weil viele Menschen zu dieser Zeit noch nicht lesen konnten, sollte die Anlage den Leidensweg Christi in Bildsprache darstellen.

Noch heute kümmern sich Gläubige aus dem Ort um die Anlage, einzelne Familien halten die Kapellen sauber. Der Kreuzweg liegt idyllisch mitten in einem kleinen Wäldchen. Auch wer nicht an Gott glaubt, dürfte dem Ort eine gewisse Atmosphäre zusprechen. Doch lässt sich verhindern, dass der Kalvarienberg abermals geschändet wird?

Hoffen, dass es nicht noch mal passiert

Die Gemeinde hatte mit den Menschen vor Ort lange über Lösungen beraten, am Ende aber doch alles beim Alten belassen. So fasst Pfarrer Johannes Reiber die Überlegungen zusammen. "Ein Zaun wäre für das weitläufige Gelände zu kostspielig. Außerdem geht das vonseiten des Denkmalschutzes nicht."

Weil die Anlage gut einen Kilometer von Wettenhausen entfernt liegt, gibt es keinen Stromanschluss. Deshalb schieden auch andere Alternativen aus, wie beispielsweise eine Lichtanlage samt Bewegungsmelder, die nachts anspringt und so mögliche Täter abschrecken könnte.

Am Samstagabend kommt Bischof Bertram Meier nach Wettenhausen, um den sanierten Kalvarienberg zu segnen. Die Gläubigen werden dann sicher auch ein Gebet sprechen, in der Hoffnung, dass so etwas nie wieder geschieht.

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