Mountainbiker in den Bergen
Bildrechte: dpa/pa/Thomas P. Widmann

Mountainbiker in den Bergen

Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

Natur vs. Freizeit: Mountainbiker sollen umgelenkt werden

Immer öfter fahren Mountainbiker und E-Biker auf Trampelpfaden, Wanderwegen oder gleich querfeldein. Dabei entstehen Schäden - und Konflikte. Das will die CSU nun ändern. Von Johannes Reichart

Über dieses Thema berichtet: Bayern am .

Es ist Zeit, das Problem anzugehen, findet Eric Beißwenger. Der CSU-Abgeordnete aus dem Allgäu berichtet von den Klagen der privaten Grundstückseigentümer, deren Wege zuhauf von Mountain-Bikern und E-Bikern genutzt werden. "Der Bogen ist in vielen Bereichen überspannt. Wenn die Schäden in der Natur massiv sind, dann geht's ja nicht nur um finanziellen Ausgleich. Denn die Wege müssen ja auch wieder instand gesetzt werden. Die Grasnabe ist teilweise so stark verletzt, dass es bis zu meter-tiefe Erosionsspuren gibt, und da müssen wir natürlich eingreifen", sagt Beißwenger.

Auch auf kleinen Fußwegen, die für den Viehtrieb genutzt werden, oder auf Wanderwegen fahren die Mountainbiker, und ihre Zahl nimmt stetig zu. Gegen das Problem wollen die CSU-Umweltpolitiker nicht mit Verboten vorgehen, betonen sie immer wieder. Aus Sicht von Beißwenger braucht es "Besucher-Lenkungs-Konzepte": "Wir wollen keine Verbote. Denn das Problem ist auch: Die Verbote müssen vollzogen werden. Wer soll das vollziehen? Wir können nicht an jedem Feldweg einen Sheriff stehen haben."

Tafeln sollen Mountainbiker umlenken

Mit ihrem Antrag fordern die Abgeordneten die Staatsregierung darum auf, mit Tafeln die Mountainbiker auf andere Wege zu lenken, die für sie besser geeignet seien. Außerdem sollte man darüber nachdenken, mehr spezielle Mountainbike-Strecken anzubieten, so Beißwenger. Wenn nichts getan werde, könnten private Wegeeigentümer irgendwann die Trampelpfade komplett sperren, warnt der Umweltpolitiker, aus Angst, für Radunfälle haften zu müssen. Das ist durchaus möglich: Zwar ist im bayerischen Naturschutz das sogenannte "freie Betretungsrecht" festgeschrieben, nach dem alle Teile der freien Natur, also Wälder, Bergweiden, Auen, Uferstreifen und sogar landwirtschaftlich genutzte Flächen, von jedermann unentgeltlich betreten werden dürfen – aber mit dem Zusatz, dass Grundeigentümer dieses Recht einschränken können, wenn große Schäden an der Natur entstehen.

Wie soll man Regeln durchsetzen?

Dem Antrag stimmten die Grünen und die Freien Wähler zu, die SPD enthielt sich. Der SPD-Abgeordnete Florian von Brunn fragt sich, wie die Regierung Mountainbiker in der Praxis auf andere Wege lenken will: "Wer soll denn das durchsetzen und kontrollieren? Wir haben uns gefragt, ob die CSU jetzt die bayerische Bergpolizei - nach der bayerischen Grenzpolizei - schaffen will." Der Radverkehr müsse insgesamt in Bayern besser geregelt werden, findet der Grünen-Abgeordnete und Vorsitzende des Umweltausschusses, Christian Magerl: "Nicht nur im Alpenraum gibt es in erheblichem Umfang Konflikte. Ich kenne das bei uns von der Isar auch: Dass die Leute halt mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten unterwegs sind. Das ist beispielsweise die Familie mit Kindern, die sehr langsam auf solchen Wegen unterwegs ist. Und ich selbst bin E-Bike-Fahrer. Ich mache das sehr gerne, das ist eine schöne Geschichte... Und diese Erholung, auch mit Mountainbikes, wollen wir nicht unterbinden. Aber wir müssen dazu kommen, dass wir ein sinnvolles Nebeneinander der Erholungssuchenden haben in der freien Natur."

Immer wieder fordern auch Naturschützer und Wanderer, dass das Mountainbiken in den Alpen besser reglementiert werden soll. Der Deutsche Alpenverein etwa plädiert dafür, dass die Haftung bei Rad-Unfällen auf privaten Wegen künftig nicht mehr beim Grundbesitzer liegt. Die Erosionsgefahr auf den Wegen hingegen ist nach Ansicht des Alpenvereins nur marginal.

Grundstückeigentümer, Wanderer, Mountainbiker - der Konflikt um die Wege im Alpenvorland wird wohl nicht mit Hinweisschildern aus der Welt geschafft werden.