Alarmplan

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Main heizt sich auf: Firmen drosseln freiwillig Produktion

Die höchste Stufe des "Alarmplan Main" gilt bis Donnerstag. Das bestätigt ein Regierungssprecher von Unterfranken dem BR. Um ein Fischsterben zu verhindern, wird der Sauerstoffgehalt kontrolliert. Firmen leiten freiwillig weniger Wasser in den Main.

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 1 am Nachmittag am .

Der Regierung von Unterfranken hatte am Freitag zum Schutz des Mains einen "Alarmplan Main" ausgerufen. Ursache ist die anhaltende extrem heiße und trockene Wetterlage, die auch die gewässerökologischen Verhältnisse im Main belastet. Ein Alarm ist auszusprechen, wenn an den einschlägigen Messstationen der Schwellenwert der Wassertemperatur von 27 Grad an mehr als zwei Tagen, oder der Schwellenwert von 28 Grad überschritten wird.

Höchste Alarmstufe gilt noch bis Donnerstag

Die höchste Stufe des "Alarmplan Main" gilt noch bis Donnerstag. Um ein Fischsterben zu verhindern, wird der Sauerstoffanteil im Fluss engmaschig kontrolliert. Aktuell ist der Main nach Angaben der Regierung von Unterfranken "gesättigt". Probleme bereiten aktuell die hohe Temperatur des Mainwassers. Laut Regierungssprecher wurden im Bereich zwischen der hessischen Landesgrenze und Erlabrunn (Lkr. Würzburg) erneut Werte über 28 Grad gemessen. Stadtverwaltungen und Landratsämter in diesem Bereich sollen unter anderem Industriebetriebe auffordern, die Einleitung von aufgeheiztem Wasser in den Main zu drosseln. Da diese Betriebe Genehmigungen für die Entnahme von Kühlwasser haben, sind sämtliche Produktionsdrossellungen rein freiwillige Maßnahmen der Firmen.

Heizkraftwerk Würzburg drosselt freiwillig Produktion

Das Heizkraftwerk in Würzburg hat die Stromproduktion auf 20 Prozent der Maximalleistung gedrosselt. Laut Geschäftsführer Armin Lewetz dürfte das Kraftwerk den Main bis zu 0,7 Grad erwärmen. Durch die Produktionsdrosselung sei die Erwärmung des Mains durch das Kraftwerk auf 0,1 Grad gesunken: "Wir verlieren dadurch Einnahmen im einstelligen tausend-Euro-Bereich. Das ist für ein paar Tage darstellbar. Wenn das dauerhafte Zustände werden, dann müssen wir das Gespräch mit den Behörden suchen – um eventuell auch Anordnungen, das Kraftwerk noch weiter zu drosseln oder ganz abschalten zu müssen, vorzubeugen."

Faser-Produzent aus Erlenbach reduziert Wassereinleitung

Das Landratsamt Aschaffenburg ist seit einer Woche im engen Kontakt mit den beiden größten "Einleitern" – zwei Papierproduzenten in Stockstadt und Aschaffenburg. Laut Pressesprecher Horst Bauer hätten beide Unternehmen in den letzten Jahrzehnten viel in den Bereich Gewässerschutz investiert. Eine weitere Reduzierung der Einleitung sei in beiden Fällen nicht denkbar: "Die einzige Möglichkeit wäre die Abschaltung aller Maschinen." Ähnlich ist die Situation im Landkreis Miltenberg: nach Angaben von Susanne Seidel, Pressesprecherin des Landratsamts, sei man "in engem Kontakt" mit dem größten Einleiter, einem Faser-Produzenten aus Erlenbach. Das Unternehmen habe eine Genehmigung für die Einleitung von 3.000 Litern pro Sekunde. "Derzeit leitet das Unternehmen nur ein Zehntel dieser Wassermenge ein." Eine weitere Reduzierung käme einem Produktions-Stopp gleich. Eine solche Anordnung sei zwar möglich, würde aber wohl Schadenersatzklagen zur Folge haben. 

"Wir müssen uns fragen, ob die Anordnung verhältnismäßig wäre. Das heißt, ob bei diesen hohen Außentemperaturen und den hohen Temperaturen, die der Main bereits hat, mit der Anordnung des Einleitungsstopps irgendetwas erreicht werden kann. Wir sind, aus fachlicher Sicht, nicht der Auffassung, dass die Anordnung etwas bringen würde." Susanne Seidel, Pressesprecherin des Landratsamts Miltenberg

Alarmplan - wirkungsvolles Instrument

Johannes Hardenacke, Pressesprecher der Regierung von Unterfranken hält den "Alarmplan Main" dennoch für ein wirkungsvolles Instrument. Zwar sei man anhand der rechtlichen Gegebenheiten aktuell auf die freiwilligen Maßnahmen von einleitenden Unternehmen angewiesen. Dennoch habe der "erste Alarmplan für ein Gewässer dieser Art bundesweit" die Öffentlichkeit für die ökologischen Belange des Mains "sensibilisiert". Bei der Fortschreibung des Alarmplans werde man auf die aktuellen Erfahrungen zurückgreifen. Dementsprechend werde sich das bei neuen Genehmigungsverfahren für "Einleiter" niederschlagen – in Form von betrieblichen Auflagen im "Alarmfall": Die freiwilligen Maßnahmen würden dann ersetzt durch feste Regularien, die die Betriebe einzuhalten hätten.