Hausarzt

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KVB warnt vor Hausärzte-Mangel in Oberfranken und der Oberpfalz

In Oberfranken und der nördlichen Oberpfalz fehlen Hausärzte – und die Lage könnte sich noch verschlechtern. Die Kassenärztlichen Vereinigung Bayern (KVB) warnt bereits vor einer Unterversorgung in einigen Bereichen.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten Franken am .

In Hirschaid (Lkr. Bamberg) und in Speichersdorf (Lkr. Bayreuth) gibt es bereits Engpässe bei der ärztlichen Versorgung auf dem Land. Auch Tirschenreuth in der nördlichen Oberpfalz könnte schon bald unterversorgt sein. Davor warnte der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern (KVB) Wolfgang Krombholz am Montag (26.02.18) bei einem Pressegespräch anlässlich der KVB-Versorgungskonferenz in Bayreuth.

Nachfolger dringend gesucht

Der Grund für die schlechte Hausarzt-Versorgung: Viele der niedergelassenen Mediziner sind über 60, gehen bald in Ruhestand und finden keine Nachfolger. Krumbholz zeigte sich aber dennoch zuversichtlich, dass sich die Lage wieder entspannen wird. Mit Hilfe von verschiedenen Fördermaßnahmen sei es bereits gelungen, eine drohende Unterversorgung mit Hausärzten in Selb (Lkr. Wunsiedel) und Waldsassen (Lkr. Tirschenreuth) abzuwenden.

Freie Hausarzt-Stellen auch in großen Städten

Hausärzte werden aber nicht nur in unterversorgten Regionen gebraucht, sondern auch in Gegenden, die als "regelversorgt" gelten. Im Planungsbereich Wunsiedel/Marktredwitz gebe es beispielsweise sieben freie Hausarzt-Stellen, erklärte Krumbholz. In Coburg könnten fünf Praxen sofort neu besetzt werden, wenn sich ein passender Arzt findet.

In Oberfranken fehlen Fachärzte

Auch bei den Fachärzten in Oberfranken gibt es bereits Engpässe. Kronach gelte als "drohend unterversorgt" mit Augenärzten, sagte der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der KVB Pedro Schmelz heute. In Lichtenfels und Wunsiedel bahnt sich eine Unterversorgung mit HNO-Ärzten an.

Anreize schaffen

Um die Versorgung der Patienten in ländlichen Regionen langfristig zu sichern, müssten junge Ärzte nachkommen. Die KVB will deshalb verschiedene Anreize schaffen, um den Job des Landarztes schmackhafter zu machen. Um schon an der Uni für die Arbeit außerhalb der Ballungszentren zu begeistern, will die KVB Medizin-Studenten finanziell unterstützen, wenn sie ihr Praktikum in einer Haus- oder Facharzt-Praxis auf dem Land absolvieren.

Unterstützung für angehende Landärzte

Geld gibt es auch für die Praxen selbst. Seit 2014 hat die KVB nach eigenen Angaben Haus- und Fachärzte mit rund einer halben Million Euro unterstützt. In der nördlichen Oberpfalz waren es im selben Zeitraum 900.000 Euro. Die Fördergelder werden beispielsweise gezahlt, wenn sich Ärzte neu niederlassen, wenn sie ihre Praxis über das 63. Lebensjahr hinaus führen oder wenn sie einen weiteren Arzt einstellen.

Zentral gelegene Bereitschafts-Praxen

Ärger gab es für die Neureglung des zeitintensiven Bereitschaftsdienstes durch den KVB. Seit 2013 werden in ganz Bayern Bereitschafts-Praxen eingerichtet, die zentral gelegen sind und für die Patienten innerhalb von 30 Minuten erreichbar sind. Zudem sollen die meisten Bereitschafts-Praxen in der Nähe von Krankenhäusern angesiedelt sein. So sollen sowohl einzelne Hausärzte als auch Notaufnahmen entlastet werden.

Bereitschafts-Praxen in der Kritik

Gegner dieses KVB-Modells übten heftige Kritik. Fachärzte wie Dermatologen, Urologen oder Radiologen, die bisher vom Bereitschaftsdienst befreit waren, werden nun wieder dafür herangezogen. Das berge in einem echten Notfall die Gefahr in sich, dass eine optimale Versorgung des Patienten nicht geleistet werden kann – so zumindest das Hauptargument der Kritiker. Kommunalpolitiker und Mediziner sehen deshalb bereits die medizinische Versorgung auf dem Land gefährdet. Zudem gebe es keine oder eine schlechte Planung für die Umsetzung der Reform.

Förderung vom Freistaat

Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) betonte bei dem Termin in Bayreuth, dass alle Menschen in Bayern in der Nähe ihres Wohnorts ärztlich versorgt sein sollten. Auch vom Freistaat gebe es Fördermittel für Haus- und Fachärzte, die sich im ländlichen Raum niederlassen. Junge Mediziner bekommen Stipendien vom Gesundheitsministerium, wenn sie nach dem Studium auf dem Land arbeiten. Im Haushalt 2017/2018 stünden dafür 11,2 Millionen Euro zur Verfügung.