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In Altötting beginnen freiwillige Bluttests auf PFOA

In Altötting beginnen umfangreiche Blutuntersuchungen im Zusammenhang mit dem möglicherweise Krebs erregenden Stoff Perfluoroctansäure (PFOA). In den kommenden Wochen wollen sich 931 Freiwillige Blut abnehmen lassen. Die Menschen haben viele Fragen.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Oberbayern am .

Das Landratsamt Altötting will herausfinden: Sind die Menschen in der Region überdurchschnittlich mit PFOA belastet? In welchem Zeitraum baut sich die Chemikalie im Körper ab? Und reichen die bisher getroffenen Schutzmaßnahmen aus, um die Belastung zu verringern? Bayern 1-Reporter Hans Häuser klärt die wichtigsten Fragen.

Wie kam PFOA ins Blut der Menschen?

PFOA wurde seit den 60er-Jahren und bis vor zehn Jahren im Chemiepark Gendorf bei Burgkirchen legal verwendet. Ganz legal, von den Behörden genehmigt. PFOA kam unter anderem bei der Herstellung von Funktionskleidung zum Einsatz. Dann wurde bekannt: Der Stoff schädigt möglicherweise die Gesundheit, beeinträchtigt den Fettstoffwechsel und die Fortpflanzungsfähigkeit und ist vielleicht sogar Krebs erregend.

Vergangenes Jahr stellte sich heraus, dass einige Menschen in der Region sehr viel von dieser Chemikalie im Blut haben. Diese ist offenbar über Feinstaub und Abwasser ins Trinkwasser gelangt. Zum Teil 20-fach erhöhte Werte wurden gemessen. Jetzt sind viele Menschen im Landkreis verunsichert: Bin ich auch betroffen? Wie groß ist die Gefahr?

Wie groß ist die Gefahr?

Schwer zu sagen. PFOA ist nicht allzu gut erforscht. Es gibt keine Grenzwerte für den Stoff , weder fürs Blut noch fürs Trinkwasser, sondern nur Richtwerte. Man kann also nicht mit Sicherheit sagen: Ab hier wird es gefährlich, und alles darunter ist ungefährlich.

Das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit in München, das die Blutproben analysieren wird, sagt für den Raum Altötting einerseits: Schwerwiegende Gesundheitsschäden sind eher unwahrscheinlich. Es sagt aber auch: Wirkungen auf den Fettstoffwechsel und die Schilddrüsenhormone können nicht ausgeschlossen werden. Aber genau weiß man das eben nicht.

Ein weiteres Problem: Der Stoff wird zwar in der Region nicht mehr hergestellt und soll ab 2020 in der EU weitgehend verboten werden. Aber er bleibt in der Umwelt. Er lagert zum Beispiel im Boden und wird wohl noch über Jahrzehnte ausgewaschen werden.

Was sollen die Untersuchungen bringen?

Zum einen sollen sie Gewissheit bringen: Jeder, der will, soll erfahren können, wie stark bei ihm persönlich die Belastung ist. Außerdem will man das Blut von denselben Menschen in ein paar Jahren noch einmal untersuchen und dann auch noch zwei andere Dinge herausfinden: Wie schnell baut sich PFOA im Körper wieder ab? Und: Wirken die Schutzmaßnahmen, die man ergriffen hat?

Inzwischen sind unter anderem besonders belastete Trinkwasserbrunnen abgeschaltet worden und man hat Filteranlagen installiert. Hier stellt sich die Frage: Sinkt dadurch langfristig die Belastung mit PFOA im Blut? Bis man Genaueres weiß, wird es vermutlich Jahre dauern.