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Rottweiler

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Hunde-Attacke in München: Polizei reagiert auf Internet-Kritik

Warum hat die Polizei den Rottweiler erschossen? Auch fast eine Woche nach dem Vorfall am Münchner Hauptbahnhof kritisieren Internetnutzer das Vorgehen. Der BR hat bei der Polizei München nachgefragt. Von Lena Deutsch

Ein Rottweiler hat vergangenen Samstag am Münchner Hauptbahnhof fünf Menschen verletzt und wurde von der Polizei erschossen. Fast eine Woche danach wird im Netz noch heftig diskutiert. Auf der einen Seite bedanken sich die Nutzer bei den Beamten und kritisieren die Hundehalterin massiv. Auf der anderen Seite gibt es Stimmen, die den Polizisten vorwerfen, den Hund provoziert zu haben. Außerdem sei es unnötig gewesen, den Hund zu erschießen.

Schusswaffe als "allerletzte Möglichkeit"

Auf Nachfrage des Bayerischen Rundfunks betont die Münchner Polizei, dass die Schusswaffe immer die allerletzte Möglichkeit sei, um drohende Gefahr für Leib und Leben zu verhindern. "Wenn es eine andere Möglichkeit gegeben hätte, hätten wir die gewählt", so Polizeisprecher Werner Kraus.

Pfefferspray sei keine Option gewesen

Pfefferspray sei in dem Fall kein adäquates Mittel. Da der Hund aufgedreht war, sei das Adrenalin-Level hoch gewesen. "Dann ist die Chance, dass das Pfefferspray keine Wirkung zeigt, sehr groß", so Werner Kraus. Außerdem bestehe beim Einsatz von Pfefferspray laut Kraus häufig die Gefahr, dass die Polizisten bei ungünstigem Wind, die Substanz selbst abbekommen und sich dann gar nicht mehr wehren können.

Zu wenig Zeit, um Fangschlingen zu organisieren

Laut der Münchner Polizei wäre zu viel Zeit vergangen, andere Einsatzmittel, wie etwa Fangschlingen oder -stäbe, zu organisieren beziehungsweise spezielle Einsatzkräfte, die sich mit schwierigen Hunden auskennen, zu alarmieren. Der Vorfall habe sich nicht über Stunden hingezogen, sondern sei ad hoc passiert.

Hund umringt - zum Schutz weiterer Personen

Man habe zudem bis zum Schluss gehofft, den Hund anders beruhigen zu können. Die Polizisten hätten deswegen den Rottweiler umringt, um sicher zu gehen, dass nicht noch mehr Passanten am stark frequentierten Bahnhofsviertel verletzt würden, so Kraus. Da der Rottweiler mehrere Menschen verletzt hatte, seien viele Polizisten zum Einsatz gekommen.

Auf den Vorwurf, dass die Beamten den Hund provoziert hätten, sagte der Polizeisprecher, dass sie schnell reagieren mussten, um eine weitere Gefährdung von Passanten auszuschließen. Das gelte auch für die Schüsse, die abgefeuert wurden.

"Da muss man handeln"

Die Situation sei für die Polizisten sehr angespannt gewesen. "Da kann man nicht sagen, ich schieße und du nicht, sondern da muss man handeln". Deshalb drücke man unter Umständen mehrfach ab. Zudem sei es möglich, dass der Hund bei einem Treffer noch bewegungsfähig ist.

Die Münchner Polizei betont aber, dass man den Vorfall ganz genau eruiere - auch was das Verhalten der Polizisten betreffe. Gegen die Halterin des Hundes wird wegen gefährlicher Körperverletzung ermittelt. Was der Vorfall für Folgen für die 26-jährige Berlinierin haben könnte, dafür ist es noch viel zu früh. Noch laufen die Ermittlungen.

Insgesamt fünf Personen verletzt

Die Halterin des Hundes hatte vergangenen Samstag ihrem Hund in einem Innenhof, in dem sie geparkt hatte, etwas zu trinken gegeben und ließ ihn unangeleint aus dem Auto. Plötzlich war das Tier hinter einem Passanten hergelaufen und hatte ihn gebissen.

Der Hundebesitzerin und ihrem Lebensgefährten aus München war es gelungen, das eineinhalb Jahre alte Tier namens Pascha wieder einzufangen und im Auto einzuschließen. Kurz darauf war das Tier aber wieder nach draußen gelangt und hatte zwei weitere Passanten sowie zwei Polizisten verletzt, die das Tier beruhigen und einfangen wollten.