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Bratwurst lockt einen Schwan an.

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Problemtier in Hohenschwangau: Der bettelnde Schwan

Der Schwan war das Lieblingstier des Märchenkönigs Ludwig II - überall in den Schlössern Ludwigs II. findet man Schwäne als Motiv. Unterhalb von Hohenschwangau und Neuschwanstein aber geben bettelnde Schwäne aktuell eine jämmerliche Gestalt ab.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Mainfranken am .

Annemarie Boos vom Bund Naturschutz hat die Tasche mit dem Futter noch nicht einmal ganz aufgemacht, schon gieren die beiden jungen, noch grauen Schwäne am Alpsee unweit der Schlösser Hohenschwangau und Neuschwanstein mit ihren Schnäbeln nach dem Brot und den Haferflocken.

Schwäne haben das Gründeln nicht gelernt

Normalerweise stecken Schwäne ihren Kopf tief ins Wasser des Alpsees und suchen dort nach Futter. Gründeln nennt man das. Doch das haben die beiden nie gelernt und bisher nicht nötig gehabt, berichtet Hans Hack, zweiter Vorsitzender des Bund Naturschutz Ostallgäu-Kaufbeuren. Weil sie im Sommer von Touristen gefüttert werden, fressen die Schwäne nur, was ihnen gebracht wird. "Damit haben wir jetzt das Problem hier, dass wir sie füttern müssen, damit sie den See nicht verlassen und zum Betteln anfangen", beklagt der Tierschützer.

Schwäne am Alpsee vom Hungertod bedroht

Ohne das Futter der Tierschützer würden die inzwischen zahmen Schwäne am Alpsee wohl verhungern: Im Winter kommen weniger Touristen zu den Königsschlössern Neuschwanstein und Hohenschwangau, deshalb fällt dann kaum mehr etwas für die Tiere ab. Die beiden Schwäne haben schnell daraus gelernt und gehen regelmäßig auf Beutezug mitten in den Ort. Bettelnd irren sie herum zwischen Autos, Pferdegespannen und Bussen, erzählt Brunhild Willbrandt. Sogar Currywust und Pommes stehen auf dem Speiseplan.

"Ich sag' immer, die sind Staubsauger geworden, die fressen alles, was die Gäste verlieren und die Gäste bieten ihnen auch noch Essen an." Brunhild Willbrandt

Trotz Fastfood sind die Schwäne augenscheinlich gesund

Jetzt werden sie von den Tierschützern regelmäßig gefüttert, das soll verhindern, dass die etwa sieben Monate alten Tiere den Uferbereich des Alpsees verlassen und sich weiter in Gefahr bringen. Außerdem ist das Fastfood der Schlösser-Touristen natürlich kein artgerechtes Schwanenfutter, auch wenn die das ungesunde Zeug bisher überraschenderweise gut weggesteckt haben. Ein Tierarzt hat Hans Hack und seinen Mitstreitern bestätigt, dass die jungen Schwäne augenscheinlich gesund sind – eine Kotprobe soll nun Gewissheit bringen:

Sorgen machen sich die Tierschützer zudem um den Rest der Hohenschwangauer Schwanenfamilie. Denn im Sommer konnten sie noch Geschwister und Eltern beobachten. Zwei kleine Küken und die Eltern seien verschwunden, sagt Brunhild Willbrandt.

Verbleib der Schwanenfamilie unklar

Das genaue Schicksal der Schwanenfamilie konnte noch nicht geklärt werden. Die Tierschützer haben die leise Hoffnung, dass der Trubel rund um die Schlösser Hohenschwangau und Neuschwanstein die Tiere zu sehr gestresst hat und sie deshalb einfach nur von sich aus weggezogen sind.

Bislang kein Schild mit Fütterverbot in Hohenschwangau

Damit die Schwäne künftig in Ruhe am Alpsee leben können, wollen sich die Tierfreunde mit der Schlösserverwaltung und der Gemeinde Schwangau beraten. Bisher gibt es noch nicht einmal ein Schild, das das Füttern verbietet. Hans Hack vom Bund Naturschutz kann sich Hohenschwangau und Neuschwanstein ohne Schwäne allerdings nicht vorstellen. Er möchte sie unbedingt am Alpsee halten. Hack will eine Pufferzone zwischen Schwänen und Touristen.

"Wir wollen die Touristen haben, die Touristen sollen aber auch einen stolzen Schwan sehen – das heißt also den Schwänen den Lebensraum zurückgeben und die Touristen wieder weg vom Ufer." Tierschützer Hans Hack

Haferflocken sollen Schwäne durch den Winter bringen

Bevor die Tierschützer allerdings anpacken können, müssen sie die Schwäne heil durch den Winter bringen. Ein erster Schritt dahin – Haferflocken im Wasser, die die Schwäne endlich zum Gründeln bringen sollen.