PFC in Böden und Grundwasser

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Giftiger Löschschaum belastet Böden und Grundwasser in Manching

Jahrzehntelang verwendete die Feuerwehr des Manchinger Flugplatzes Löschschaum mit giftigen PFC-Stoffen. Über das Grundwasser hat sich das Gift in der Umgebung ausgebreitet - mit erheblichen Konsequenzen für die Anwohner. Von T. Kießling und A. Loos

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Landwirt Christoph Kloiber steht auf seinem Feld in Westenhausen, nahe Ingolstadt. In ein paar Wochen muss er es wieder bewässern, um die neue Saat vorzubereiten. "Wir haben Wasser in ausreichender Menge, aber wir dürfen es nicht mehr nehmen", so der Bauer. Das Problem: Das Wasser ist mit den giftigen PFC-Stoffen verseucht.

PFC-belastetes Erdreich in der Nähe des Manchinger Flugplatzes

Ein paar Hundert Meter weiter, im Westenhausener Ortskern, hat auch Grundstücksbesitzer Robert Zimmermann Probleme mit Gift im Boden. Er würde auf seinem Grund gerne ein Haus mit Keller bauen. Aber durch den verunreinigten Erdaushub muss er mit enormen Mehrausgaben rechnen: "Die Zusatzkosten wären einmal für die Wasserentsorgung mit Aktivkohlefilter 30.000 Euro und um das Erdreich zu entsorgen 40.000 Euro." Kosten, die er nicht tragen kann.

Jahrzehntelange Verschmutzung durch Löschschaum-Einsatz

Der Ursprung der Verschmutzung liegt in Sichtweite der Westenhausener Bürger: Der nahegelegene Manchinger Flugplatz, ein Militärflughafen, der von der Bundeswehr betrieben wird. Seit den 70er Jahren hat die Feuerwehr dort PFC-haltigen Löschschaum in Übungen und Einsätzen verwendet. Seit 2011 ist PFC zwar nicht mehr in Löschschäumen enthalten. Das Gift hat sich in der Vergangenheit aber über das Grundwasser verteilt, bedroht angrenzende Felder und Dörfer.

Verdacht: PFC ist krebserregend

PFC steht für per- und polyflourierten Chemikalien. PFC-Stoffe sind stark wasserabweisend und finden sich in regenfester Kleidung und Teflonpfannen. Die Chemikalien stehen in Verdacht gesundheitsschädigend zu sein. Derzeit laufen dazu noch großangelegte Studien. Wissenschaftler wie Jörg Drewes, der Leiter des Lehrstuhls für Siedlungswasserwirtschaft an der TU München, warnt bereits jetzt vor diesen Stoffen: "In medizinisch-klinischen Versuchen hat man gesehen, dass diese Stoffe auch krebserregend sind. Da ist es häufig dann nicht so, dass wir eine klare Schwellenkonzentration haben, sondern kleinste Konzentrationen sind theoretisch in der Lage, Krebs auszulösen."

Landwirte wegen der PFC-Belastung besorgt

Für die Landwirte in Westenhausen bedeutet dies, dass sie Gefahr laufen ihre Pflanzen mit den Chemikalien zu verseuchen, wenn sie sie mit PFC-belastetem Wasser bewässern. Bisher sind die Früchte auf den Äckern rund um den Ort noch nicht betroffen. Landwirt Peter Plank fürchtet vor allem einen heißen Sommer: "Wenn wir nicht beregnen dürfen, haben wir eine Ertragsschwankung von bis zu 100 Prozent, bei der Zuckerrübe zum Beispiel." Um sich mit ihrem Problem Gehör zu verschaffen, haben die Westenhausener Landwirte nun eine Interessensgemeinschaft gegründet.

"Keine Gefahr für Leib und Leben"

Auch der Pfaffenhofener Landrat Martin Wolf (CSU) versucht den betroffenen Bürgern und Landwirten zu helfen: "Wir haben uns bereits vor einem Jahr an das zuständige Verteidigungsministerium gewandt und haben bis jetzt keine Antwort." Auf BR-Anfrage teilt die Bundeswehr, die den Manchinger Flugplatz betreibt, mit, dass nach Bewertung der zuständigen Behörden keine Gefahr für Leib und Leben ausgehe. Derzeit werde der Sachverhalt noch geprüft. Das kann aber noch dauern. So lange bleiben die Betroffenen auf ihren Mehrkosten sitzen, etwa wenn Bauern sauberes Wasser mit Tankwägen heranschaffen oder Bauherren ihren Erdaushub teuer entsorgen müssen.

Rund 20 PFC-Fälle in Bayern

Das Problem mit PFC-belasteten Böden besteht in Bayern an mehreren Orten. Laut Bayerischem Landesamt für Umwelt (LfU) gibt es im Freistaat derzeit rund 20 Verdachtsfälle, die untersucht werden. Dabei handelt es sich um Flächen rund um Flughäfen, zum Beispiel in Nürnberg oder München. Aber auch Privatgelände sind betroffen, wie etwa der Industriepark in Münchsmünster. Dort wurden bei einem Brand im Jahr 2005 große Mengen Löschschaum eingesetzt. Das LfU veröffentlicht nicht alle PFC-belasteten Standorte. Es handle sich teilweise nur im Verdachtsfälle, weshalb man einen Imageschaden für eventuell Betroffene vermeiden wolle, so ein LfU-Sprecher auf Anfrage des BR.