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Gift in der Lederhose

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Gift in Lederhose - Sondermüll statt feschem Wiesn-Outfit

Eine Lederhose für unter 100 Euro. Überall in München, vor allem zwischen Hauptbahnhof und Theresienwiese, gibt es zur Zeit Billig-Tracht. Die günstigste Hose: 27,90 Euro. Was taugen solche Billig-Hosen? Das BR-Magazin mehr/wert hat es getestet.

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Unter anderem wurden Lederhosen bei einem Discounter, in einem Kaufhaus, an einem Stand im Münchener Hauptbahnhof und im Internet gekauft und in ein akkreditiertes Labor gebracht.

Giftiges Leder

Das alarmierende Ergebnis: Eine der vier getesteten Lederhosen wies eine deutliche Konzentration des Schadstoffes Chrom (VI) auf – und zwar das Sechsfache des Grenzwertes. Dabei ist Chrom (VI) längst verboten. Die Hose dürfte gar nicht in den Handel gelangen. Nicht ohne Grund, wie uns Dr. Barbara Büttner vom Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) in Erlangen erklärt: „Chrom VI ist als hautsensibilisierend eingestuft. Das heißt, es hat ein allergenes Potential bei Hautkontakt. Menschen die Chrom (VI) sensibilisiert sind, entwickeln mit Chrom (VI) ein Kontaktekzem, also einen Hautausschlag. Zusätzlich ist Chrom (VI) als krebserregend beim Einatmen eingestuft.“

Chrom (VI) EU-weit verboten

Seit 2015 dürfen Kleidungsstücke in ganz Europa kein Chrom (VI) mehr enthalten. Der Grenzwert liegt bei der Nachweisgrenze von 3 mg/kg. Trotzdem, so berichten die Experten vom LGL, finden Kontrolleure immer wieder das gefährliche Chrom (VI) in Leder-Artikeln. Dabei könnte dieses Gift komplett vermieden werden.

„Wenn Chrom (VI) nachgewiesen wird, ist das immer ein Hinweis darauf, dass die Gerbung nicht nach dem aktuellen Stand der Technik durchgeführt wurde“, Dr. Barbara Büttner vom LGL.

Finden die amtlichen Kontrolleure mit Chrom (VI) belastete Kleidungsstücke, werden diese sofort aus dem Verkehr genommen. Zusätzlich wird noch eine Warnmeldung über das europäische Schnellwarnsystem RAPEX abgesetzt. Das ist auch wichtig. Denn der Verbraucher kann selbst kaum feststellen, ob eine Chrom (VI) – Belastung vorliegt. So ist er auf die regelmäßigen Untersuchungen der Behörden angewiesen. Oder er achtet beim Kauf auf Ware mit Zertifikaten und Herkunftsnachweisen. So etwas gibt es immer öfter. Allerdings wohl nicht bei Lederhosen für 27,90 Euro. Doch diese Hosen waren bei der Stichprobe übrigens nicht mit Schadstoffen belastet.