Der betroffene Geflügelbetrieb im Landkreis Schwandorf ist abgesperrt.
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Der betroffene Geflügelbetrieb im Landkreis Schwandorf ist abgesperrt.

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Geflügelpest: Rund 70.000 Enten müssen getötet werden

In einem Geflügelbetrieb im Landkreis Schwandorf müssen Zehntausende Mastenten gekeult werden, weil dort die Geflügelpest ausgebrochen ist. Bei mehr als der Hälfte der Tiere handelt es sich um Küken. Um den Betrieb herum gibt es nun eine Schutzzone.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus der Oberpfalz am .

In einem Geflügelbestand im Landkreis Schwandorf ist ein Fall der Geflügelpest festgestellt worden - bis zu 70.000 Enten müssen deshalb getötet werden. Das hat die bayerische Kontrollbehörde für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (KBLV) mitgeteilt. Sie ist für die bayernweite Überwachung großer Lebensmittel- und Tierhaltungsbetriebe zuständig. Der Betrieb wurde gesperrt.

Spezialfirma im Einsatz

Es handelt sich um einen Geflügelhof in Bruck. Das bestätigte die Bürgermeisterin der Marktgemeinde, Heike Faltermeier (CSU), dem BR auf Anfrage. Knapp 40.000 Küken und fast 29.000 größere Enten werden laut der KBLV gekeult. Am Mittwochnachmittag lief die Tötung bereits, so die Behörde, eine Spezialfirma ist damit beauftragt. Die Enten werden mit einem schnell wirkenden Gasgemisch aus Edelgas und CO2 getötet. Man gehe davon aus, dass die Keulung nach derzeitigem Planungsstand bis Freitag abgeschlossen sein werde, teilte ein Sprecher der KBLV mit.

Bürgermeisterin: "Habe es mir schon gedacht"

"Es ist wirklich tragisch", so Bürgermeisterin Faltermeier, "aber ich habe es mir schon gedacht." Vor Kurzem sei im benachbarten Burglengenfeld ein toter Schwan gefunden worden. Es habe sich herausgestellt, dass das Tier mit der Geflügelpest infiziert war. "Wenn man so Einrichtungen [Geflügelhof] hat, da hat man immer ein bisschen Angst, dass es [die Geflügelpest] sich ausbreiten kann."

Schutz- und Überwachungszone

Das Landratsamt Schwandorf legte inzwischen per Allgemeinverfügung eine Schutzzone und eine Überwachungszone rund um den betroffenen Betrieb in Bruck fest. Die Schutzzone erstreckt sich über einen Radius von drei Kilometern um den Hof. In diesem Bereich liegen neben Bruck (Ortsteile Hinterthürn, Hofing, Hofinger Mühle, Vorderthürn, Kölbldorf und Schöngras) die Stadt Nittenau (Ortsteile Kaspeltshub, Nerping, Ottischhof) und die Gemeinde Bodenwöhr (Ortsteil Sankt Kolomankapelle).

Stallpflicht für Geflügel

Die Überwachungszone umfasst ein Gebiet im Radius von zehn Kilometern um den Geflügelbetrieb. Dazu gehören - neben Bruck, Nittenau und Bodenwöhr - Neunburg vorm Wald, Schwandorf und Teublitz und die Gemeinden Neukirchen-Balbini, Steinberg am See und Wackersdorf. Es gelten sowohl in der Schutzzone als auch in der Überwachungszone unter anderem bestimmte Hygienemaßnahmen für Geflügelhalter und eine Stallpflicht für das Geflügel.

Da in einem Umkreis von mindestens zehn Kilometern um den Betrieb besondere Schutzmaßnahmen gelten müssen, haben jetzt auch die Nachbarlandkreise Cham und Regensburg am Donnerstag Anordnungen erlassen. Für Geflügel in den betroffenen Orten gilt nun unter anderem eine Stallpflicht. Lebendes Geflügel, Eier und Geflügelfleisch dürfen weder in einen Bestand innerhalb dieser Zone hineingebracht noch herausgebracht werden. Ställe, Schutzkleidung und Transportfahrzeuge müssen nach jedem Gebrauch gereinigt und desinfiziert werden. Außerdem müssen die Zugänge zu den Ställen besonders gesichert werden.

Vorherige Fälle von Geflügelpest im Kreis Schwandorf

Im Jahr 2007 mussten in einem Enten-Mastbetrieb in Bruck schon einmal zahlreiche Tiere wegen der Geflügelpest gekeult werden: Damals wurden rund 150.000 Tiere getötet. 150 Helfer waren an der Keulung beteiligt.

Vor zwei Jahren (März 2021) hatte es dann wieder eine Keulung im Landkreis Schwandorf gegeben. Hierbei mussten wegen des Ausbruchs der Geflügelpest in einem Betrieb in Nittenau 50.000 Hühner getötet werden. Die Polizei sperrte das Gebiet ab. Die Hühner wurden getötet, indem Container mit Kohlendioxid geflutet wurden.

Die Tierkadaver wurden danach vom Zweckverband Tierkörper- und Schlachtabfallbeseitigung Plattling im Landkreis Deggendorf unter Vorsichtsmaßnahmen entsorgt.

Mehrere Geflügelpest-Fälle in den vergangenen Monaten

Mit dem aktuellen Nachweis gab es nach Angaben des Landesamtes für Lebensmittelsicherheit und Gesundheit seit Ende Oktober bislang acht Fälle von Vogelgrippe im Freistaat. Zuvor hatte sich die Situation über die Sommermonate hinweg beruhigt. Von den acht Fällen wurden drei bei Wildvögeln und fünf bei gehaltenen Tieren bestätigt.

Das Risiko der Ausbreitung unter Wildvögeln werde im Freistaat ebenso wie die Übertragung auf Geflügel und gehaltene Vögel weiter als hoch eingestuft, teilte die Behörde auf Anfrage mit. Insbesondere der Handel mit lebendem Geflügel berge ein erhebliches Risiko zur Verschleppung der Vogelgrippe.

Geflügelpest in Tschechien: Über eine halbe Million Tiere getötet

Im tschechischen Grenzort Brod nad Tichou, dem früheren Bruck am Hammer, gab es Anfang Januar einen massiven Ausbruch der Geflügelpest in einem Mastbetrieb: Hier mussten 750.000 Tiere getötet werden. Brod nad Tichou liegt im Landkreis Pilsen und nur zehn Kilometer von der Grenze zum Oberpfälzer Landkreis Tirschenreuth entfernt.

Übertragung von Geflügelpest auf Menschen bisher nicht bekannt

Die Geflügelpest ist auch als Vogelgrippe bekannt. Sie wird beim direkten Kontakt mit infizierten Tieren oder mit kontaminierten Materialien übertragen. Eine Ansteckung von Menschen ist in Deutschland bisher nicht bekannt. Tote Vögel sollen aber dennoch nicht angefasst werden. Mehrere tote oder kranke Tiere an einem Ort sollten dem Veterinäramt gemeldet werden.

Menschen in Schutzanzügen
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Eine Spezialfirma hat am Mittwoch mit der Tötung der Enten mit einem schnellwirkenden Gasgemisch begonnen.

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