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Für Senioren in Kaufbeuren: Führerschein gegen Jahresticket

Wie sicher sind Senioren im Straßenverkehr? Die Frage wird immer wieder diskutiert. Die Stadt Kaufbeuren bietet Senioren ein kostenloses Jahresticket für den Stadtbus im Tausch gegen den Führerschein. Von Rupert Waldmüller

Über dieses Thema berichtet: Bayern 2 am Samstagvormittag am .

Ein Jahr läuft das Experiment nun schon. Und es hat sich gezeigt: Das Tauschangebot Führerschein gegen ein Jahresticket des öffentlichen Nahverkehrs kommt an. Wie etwa bei Herbert Walterfang. Er steigt am Kaufbeurer Busbahnhof Plärrer in den Linienbus und legt seine Fahrkarte auf den Kartenleser. Vor einem dreiviertel Jahr hat er seinen Führerschein bei der Stadt freiwillig abgegeben und eingetauscht gegen das Jahresticket. Er habe damals das Auto verkauft, aber noch den Führerschein gehabt, erzählt Walterfang. Als er dann von dem Angebot gehört habe, habe er den Führerschein im Tausch abgegeben.

Männer tun sich schwerer mit dem Angebot

Im Servicezentrum am Plärrer gibt Beate Pranschke die Jahreskarten für die Senioren aus. Nach einem Jahr Testlauf ist sie positiv überrascht, wie viele ältere Menschen das Tauschangebot in Kaufbeuren tatsächlich nutzen. Es seien jetzt 124 Personen, für Männer sei es schwieriger, diesen Schritt zu tun, als für Frauen. Nach Pranschkes Erfahrungen geben vor allem Senioren, die schon länger nicht mehr Auto gefahren sind, den Führerschein ab. Aber es seien auch einige dabei, die erst das Tauschangebot endgültig zum Verzicht auf den Führerschein bewogen habe.

Anreiz zu freiwilligem Verzicht

Man wolle nicht ältere Menschen unter Generalverdacht stellen, schlechte Autofahrer zu sein, sagt der Kaufbeurer Oberbürgermeister Stefan Bosse. Das Angebot solle aber ein Anreiz sein zum freiwilligen Verzicht. Unfälle mit Senioren nähmen zu, sagt Jürgen Krautwald, Sprecher des Polizeipräsidiums in Kempten. Allerdings liege das weniger am Fahrstil der betagteren Verkehrsteilnehmer als an der allgemeinen Bevölkerungsentwicklung. Die Menschen würden immer älter und im Alter auch mobiler. Damit steige automatisch auch die Zahl der Unfälle in der Gruppe 65+. Die Statistik zeigt aber: die Senioren sind mitnichten häufiger in Unfälle verwickelt als andere Altersgruppen.

Angebot wird verlängert

Natürlich gebe es die unsicheren Fahrer unter den Senioren. Über einen Kamm scheren dürfe man die Älteren aber nicht, so Krautwald. Da seien auf der einen Seite über 80-Jährige, die souverän und sicher mit dem Auto unterwegs sind. Auf der anderen Seite gibt es deutlich jüngere, die ihren Wagen eigentlich stehen lassen sollten. Eine Altersgrenze für Autofahrer hält der Polizist deshalb nicht für sinnvoll. Weil das Angebot mit dem kostenlosen Busticket in Kaufbeuren so gut angenommen wurde, hat der Stadtrat beschlossen, es um ein weiteres Jahr zu verlängern. Senior Herbert Walterfang findet das gut und hofft, dass dadurch noch mehr ältere Menschen wie er ihren Führerschein bei der Stadt freiwillig abgeben und umsteigen vom Auto auf den Bus.