Bildrechte: Arno Leisen, Gemeinde Amtzell

Christian Renn, dritter Bürgermeister der Allgäuer Gemeinde Hergatz, kniet neben fünf Buben aus dem Libanon

Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

Fluchtursachen bekämpfen: Allgäuer Gemeinden helfen im Libanon

Fünf Allgäuer Kommunen wollen gemeinsam Projekte für die Flüchtlingshilfe im Libanon umsetzen. Dafür waren Vertreter der Gemeinden im Libanon. Gestern Abend haben sie in Heimenkirch den Bürgern von ihren Erfahrungen berichtet. Von Alexander Brutscher

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Schwaben am .

Festlich gekleidet bilden die Gastgeber ein Spalier, ein roter Teppich wurde ausgerollt, mit Trommeln werden die Gäste aus Deutschland feierlich empfangen. Laut Vertretern der Allgäuer Gemeinden ist es die erste Annäherung zwischen deutschen und libanesischen Kommunen.

Im Libanon leben inzwischen etwa eineinhalb Millionen Flüchtlinge. Damit machen sie etwa ein Viertel der Bevölkerung aus. Markus Reichart ist der Bürgermeister der Allgäuer Gemeinde Heimenkirch, er hat das Projekt initiiert. Ihm ist klar, dass es nur ein kleiner Beitrag zur Lösung der Probleme in dem Land wäre, aber:

"Wenn wir warten, was die große Politik macht, dann warten wir lange - aber es rührt sich nichts. Wir sind ein kleiner Kiesel und wenn der ins Wasser fällt, macht er auch kleine Wellen. Und wenn wir bei einem kleinen Projekt vielleicht 200 Kindern Schulbildung ermöglichen können und diese 200 Kinder qualifiziert sind, ihr Leben selbstständig zu gestalten, dann haben wir schon sehr viel erreicht." Markus Reichart, Bürgermeister der Allgäuer Gemeinde Heimenkirch

Allgäuer Gemeinden wollen Fluchtursachen im Libanon bekämpfen

Beteiligt an dem Projekt sind die Allgäuer Gemeinden Heimenkirch, Gestratz, Opfenbach, Amtzell und Hergatz. Sie wollen mit dem Projekt Fluchtursachen bekämpfen, indem sie die Kommunen im Libanon unterstützen und zwar im Bildungsbereich, aber auch zum Beispiel bei der Wasserversorgung und bei der Abfallentsorgung. Die etwa entspricht laut dem Gestratzer Bürgermeister unserer Müllentsorgung von vor etwa 50 Jahren. Dort wollen die Allgäuer ansetzen und zum Beispiel in diesem Bereich ihr Know-How vermitteln.

Know-how aus dem Allgäu für den Libanon

So könnten etwa Menschen im Libanon von deutschen Spezialisten lernen, um die Herausforderungen im eigenen Land anzupacken. Denn die können die libanesischen Kommunen nur schwer alleine stemmen. Eine der Gemeinden, die die Allgäuer besucht haben, liegt nahe der syrischen Grenze. Einwohnerzahl etwa 7.000. Anzahl an Flüchtlingen laut der Gemeindevertreter: 36.000. Christian Renn ist der dritte Bürgermeister von Hergatz, er kann sich noch genau an die Zustände in den Flüchtlingscamps erinnern.

"Die Hütten bestehen eigentlich nur aus Brettern und irgendwelchen Planen, oben liegen Reifen drauf, damit‘s die Planen im Winter nicht wegreißt. Das sind Verhältnisse, die kann man sich hier eigentlich überhaupt nicht vorstellen. Abwassersysteme gibt’s gar nicht. Ich weiß nicht, wie sie das lösen. Im Winter gucken sie, dass sie irgendwie Wärme in diese Zelte reinkriegen, die ja gar nicht isoliert sind, um sich keine Erfrierungen zu holen." Christian Renn, dritter Bürgermeister der Allgäuer Gemeinde Hergatz

Wieviel Engagement für den Libanon?

Die Sondierungsreise war ein erster Schritt im Projekt „Kommunales Know-how für Nahost“. Diese Initiative wurde vom Bundesentwicklungsministerium angestoßen und finanziert. Ob die Allgäuer Gemeinden sich schließlich noch stärker engagieren werden, soll in den kommenden Wochen und Monaten in den jeweiligen Gemeinderatssitzungen entschieden werden.