Die Menstruation geht ins Geld: Der Statistik eines Online-Magazins zufolge geben Frauen im Laufe ihres Lebens fast 7.000 Euro für Tampons, Binden und Schmerzmittel aus. Andere Quellen, die auch noch Wärmepflaster oder neue Unterwäsche einbeziehen, sprechen gar von 20.700 Euro – eine hohe Belastung gerade für arme Frauen. Die Stadt Erlangen gibt deshalb in einem Pilotprojekt seit Beginn des Schuljahres kostenlos Tampons und Binden an zwei Schulen und einer Bibliothek aus.
Auch Erlanger Schulen verteilen Tampons und Binden
An der Ernst-Penzoldt-Mittelschule, der Staatlichen Berufsschule und an der Stadtbibliothek in Erlangen stehen seit Mitte September Spender mit Menstruationsprodukten zur Verfügung. Sie sind mit Tampons und Binden aus Biobaumwolle gefüllt. Reinigungsfirmen kontrollieren die Spender, befüllen sie bei Bedarf und dokumentieren den Verbrauch. Schulen, die die Verteilung kostenloser Binden und Tampons selbstständig organisieren, werden von der Stadt Erlangen finanziell unterstützt. Unter anderem macht das Christian-Ernst-Gymnasium mit. Ein ähnliches Projekt gibt es in der Stadt Kempten.
Menstruation: Vor allem für arme Frauen teuer
Vor allem für Mädchen und Frauen mit geringem Einkommen könne die Anschaffung von Menstruationsartikeln problematisch sein, teilt die Stadt Erlangen mit. Dieser Sachverhalt werde auch als "Periodenarmut" bezeichnet. Zudem werde die Menstruation noch immer stark stigmatisiert und tabuisiert. Diesen Problemen wolle das Modellprojekt entgegenwirken, indem es Menstruationsprodukte selbstverständlich und öffentlich bereitstelle.
Stadt Erlangen will Daten prüfen
Der Testzeitraum begann Mitte September mit Beginn des neuen Schuljahres und geht bis Ende des Jahres 2022. Im Anschluss an die Testphase will die Erlanger Stadtverwaltung auf Basis der gesammelten Daten prüfen, ob und wie die Ausgabe von Tampons und Binden weitergeführt und ausgeweitet werden kann. Auch mehrere bayerische Universitäten geben kostenlose Menstruationsartikel aus.
Trotz Mehrwertsteuer: Tage bleiben teuer
Bis zum Jahr 2019 mussten auf Menstruationsartikel in Deutschland 19 Prozent Mehrwertsteuer gezahlt werden – Tampons und Binden galten nicht als Produkte des täglichen Bedarfs, für die ein ermäßigter Mehrwertsteuersatz von sieben Prozent erhoben werden konnte. Nach zwei erfolgreichen Petitionen gegen die "Tampon-Steuer" beschloss der Bundestag eine Senkung. Seit dem 1. Januar 2020 müssen die Verbraucherinnen für Menstruationsartikel nur noch sieben Prozent Mehrwertsteuer zahlen. Teuer bleiben die Tage trotzdem: So kostet etwa eine Standardpackung mit 36 normalgroßen Markentampons aktuell knapp fünf Euro, eine Packung mit 22 Markenbinden 3,45 Euro.
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