Tierarzt zieht Spritze auf
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Tierarzt zieht Spritze auf

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Erhöhung der Tierarztgebühren verärgert viele Landwirte

Um ein Viertel bis teilweise sogar das Doppelte mehr müssen Landwirte künftig für die Leistungen des Tierarztes zahlen. Die Ärzte halten die neue Gebührenordnung nach der letzten Erhöhung vor 23 Jahren für nötig. Viele Landwirte sind entsetzt.

Am 22. November tritt die neue Gebührenordnung für Tierärzte in Kraft. Damit kostet künftig eine Impfung gegen Rindergrippe pro Kalb beispielsweise 5,51 Euro. Bisher waren es 2,57 Euro - also nun mehr als eine Verdoppelung des Preises. Eine Infusion bei einer Kuh kostete bisher 77,53 Euro. In Zukunft werden es 104,77 Euro sein, also rund ein Viertel mehr.

Der Präsident der Bundestierärztekammer, Dr. Uwe Tiedemann, argumentiert in einer Pressemitteilung: "Die Anpassung der Gebührenordnung war längst überfällig, um sicherzustellen, dass eine Tierarztpraxis wirtschaftlich geführt werden kann. Nur so kann eine flächendeckende Versorgung der Tiere gewährleistet werden."

  • Zum Artikel: "Tierärzte teurer: Was der Preisschock für Halter bedeutet"

Tierarztmangel auf dem Land

Achim Pietsch-Weinzierl ist Tierarzt im Landkreis Straubing-Bogen. 25 Großtierärzte hat es hier gegeben, als er und seine Frau ihre Praxis vor 27 Jahren übernommen haben. Heute sind es im ganzen Landkreis nur noch sechs Großtierärzte. Gründe dafür sind unter anderem die hohe Arbeitsbelastung mit Notdiensten rund um die Uhr sowie die schlechte Bezahlung. Je weniger Tierärzte es gibt, desto höher wird die Arbeitsbelastung und desto uninteressanter wird der Job für den Nachwuchs. Ein Teufelskreis.

Vor 27 Jahren waren ausschließlich Rinder die Patienten. Heute behandelt Achim Pietsch-Weinzierl mehr Katzen und Hunde als Kühe und Kälber. Etwa 85 Prozent seiner Umsätze macht er mittlerweile in der Kleintierpraxis, die die Arbeit an den Großtieren subventioniert. Er hofft, dass die Gebührenerhöhung ein Anreiz sein könnte, damit wieder mehr Tierärzte aufs Land kommen.

Landwirte kritisieren die Erhöhung

Die meisten Bauern, die Achim Pietsch-Weinzierl betreut, haben Verständnis für seine Situation, aber die Gebührenerhöhung sehen sie ausgesprochen kritisch. Karl-Heinz Wagner aus Perasdorf etwa befürchtet, dass mancher Landwirtskollege künftig vielleicht zu lange mit dem Anruf beim Tierarzt wartet und das Tier leidet oder schlimmstenfalls sogar sterben könnte.

Anton Obermeier aus Arnhofen im Landkreis Kelheim findet es schwer verständlich, dass die Preise für Tierärzte so stark steigen, während die Preise für die Produkte der Bauern niedrig bleiben. Aber er räumt ein, dass es kaum mehr Großviehtierärzte gibt und manche Landwirte froh sind, wenn sie überhaupt noch einen Tierarzt finden. "Aus dem Grund ist es wahrscheinlich gerechtfertigt."

Tierarzt: Gebührenerhöhung richtig, aber ungünstiger Zeitpunkt

Tierarzt Achim Pietsch-Weinzierl hält die Gebührenerhöhung für richtig, aber den Zeitpunkt für ungünstig. Er weist darauf hin, dass es seit 23 Jahren keine Gebührenerhöhung gegeben hat, aber: "Es wäre besser gewesen, wenn man Stück für Stück alle fünf Jahre beispielsweise die Gebühren angehoben hätte. Und genau jetzt, wo inflationär alles eh teurer wird, ob Diesel, ob Dünger, ob Kraftfutter - da ist das natürlich gerade für die Bauern ein sehr ungünstiger Zeitpunkt", so Pietsch-Weinzierl.

Mindestsätze sind verbindlich

Die Gebührenordnung legt das Bundeslandwirtschaftsministerium fest. Vor der Erhöhung gab es eine umfassende Studie, die ergeben hat, dass die bisherigen Gebühren nicht mehr ausreichen. Tierärzte dürfen nicht unter die Mindestsätze der Gebührenordnung gehen. Das kritisiert Landwirt Florian Fuchs aus Niederwinkling im Landkreis Straubing-Bogen. Er fände es besser, wenn die Gebührenordnung die Obergrenze wäre, der Tierarzt aber auch weniger verlangen könnte.

Auch Haustierbesitzer betroffen

Die Gebührenerhöhung trifft übrigens auch Kleintierbesitzer. Die können allerdings eine Tierkrankenversicherung abschließen.

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