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Die Fachhochschule der Polizei in Fürstenfeldbruck

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Die dunkle NS-Vergangenheit der Polizeihochschule FFB

Die Polizeihochschule in Fürstenfeldbruck bei München hat einen guten Ruf und eine lange Tradition. Sie hat aber auch eine dunkle Vergangenheit: Sie diente als Kaderschmiede des NS-Regimes. Von Christian Stücken.

Über dieses Thema berichtet: Kontrovers am .

Die Polizeihochschule in Fürstenfeldbruck: In ehemaligen Klosterbau des Zisterzienserordens bildet die Bayerische Polizei ihren Nachwuchs aus. Kriminalpolizisten, Verfassungsschützer, Beamte für den gehobenen Dienst.

Die dunkle Vergangenheit der Polizeihochschule

Bereits seit einigen Jahren ist bekannt, dass in der NS-Zeit Polizeioffiziere ausgebildet wurden. Offiziere, die als Polizisten zu Verbrechern und sogar zu Mördern wurden.

Jetzt enthüllen die Recherchen des Historikers Sven Deppisch, dass das keine Einzelfälle waren. Die Polizeioffiziere wurden systematisch für den Holocaust ausgebildet.

"Polizeioffiziere aus Fürstenfeldbruck waren führende Offiziere bei den Polizeieinheiten oder auch an lokalen Dienststellen vor Ort und haben Massenerschießungen durchgeführt und waren verantwortlich für die Ghettoisierung von jüdischen Opfern. Hier wurden also tatsächlich Polizeioffiziere für den Holocaust, für Massenmorde an Juden, an zu Partisanen erklärten Zivilisten vorbereitet und trainiert." Sven Deppisch, Historiker

Massenmörder aus Fürstenfeldbruck

Während des Zweiten Weltkriegs wurden deutsche Polizeibataillone hinter der Frontlinie eingesetzt. Sie bewachten Judentransporte und Kriegsgefangene. Sie erschossen Zivilisten und vergewaltigten Frauen. Für den Historiker Sven Deppisch gingen die Entdeckungen, die er während der Recherchen machte, oft an die Grenze des Erträglichen.

"Allerdings gab es auch Momente in Archiven, wenn es gerade um Verbrechen an Kindern ging, da konnte ich dann nicht mehr weiterarbeiten, weil dieses Entsetzen aus diesen Quellen und diesen Einzelschicksalen, das lässt einen nicht kalt." Sven Deppisch, Historiker

NS-Ideologie auf dem Lehrplan der Polizeihochschule

An der Fachhochschule der Polizei in Fürstenfeldbruck sind die Männer dafür ausgebildet worden. Auf dem Lehrplan stand das Führerprinzip und die NS-Ideologie. Außerdem Rassenhass und Antisemitismus.

Ein Großteil der Ausbildung bestand in der kriegstaktischen Ausbildung. Die Polizisten wurden im Bandenkampf trainiert - und dann in den Einsatz geschickt.

"Im Windschatten der Wehrmacht zogen die Polizeibataillone von Ort zu Ort, um diese Orte zunächst einmal zu umzingeln, die Bewohner aus ihren Häusern zu holen, zentral auf Plätzen zu sammeln, und dann - meistens mit Lkw - in entlegene Gebiete zu schaffen und dort in Massenerschießungen umzubringen." Sven Deppisch, Historiker

Auf diese Weise ermordeten deutsche Polizisten hundertausende Menschen.

Strafen für die Gräueltaten? Gering, maximal

"Es sind letztendlich nur sehr wenige Polizisten aus Fürstenfeldbruck vor Gericht gestanden. In den allermeisten Fällen kam es zu Freisprüchen oder zur Einstellung der Verfahren im Vorfeld. Nur sehr wenige sind tatsächlich verurteilt worden - und die Strafen waren dann meist lächerlich gering." Sven Deppisch, Historiker

Die Aufarbeitung der Vergangenheit

Seit Jahren gibt es in der Polizeihochschule eine kleine Ausstellung über die Polizei in der NS-Zeit. Doch das was der Historiker Sven Deppisch jetzt herausgefunden hat, gehört für Friedrich Mülder von der Polizeihochschule Fürstenfeldbruck unbedingt auf den Lehrplan:

"Damit muss man die jungen Polizisten und Polizistinnen in der Ausbildung konfrontieren. Das müssen die sehen, das müssen die wahrnehmen. Das ist für mich auch persönlich schlimm, wenn man erleben muss, wie Polizeiführer, Polizeipräsidenten im Dritten Reich agiert haben. Das ist für mich eine Katastrophe." Friedrich Mülder, Polizeihochschule Fürstenfeldbruck