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In Tracht gekleidete Mädchen tragen an Maria Himmelfahrt in Kochel am See Kräuterbuschen in die Kirche.

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Der Feiertag, der Bayern teilt

In katholischen Gemeinden in Bayern ist heute an Mariä Himmelfahrt Feiertag, anders im protestantischen Franken. Und auch im Allgäu gibt es einige "protestantische Inseln". Dort herrscht Unmut über die Feiertags-Zweiteilung. Von Johannes Reichart

Memmingerberg im Allgäu - ein Kindergarten, eine Grund- und Mittelschule, ein Sportverein und eine katholische und evangelische Kirche: Hier wird heute offiziell gearbeitet. Das Dorf hatte bei der letzten Volkszählung 1.051 Protestanten und 981 Katholiken.

Überholtes Gesetz?

Der Bürgermeister Alwin Lichtensteiger (CSU) hält die Regelung aus dem Bayerischen Feiertagsgesetz von 1980 für überholt. Dem Gesetz zufolge ist an Mariä Himmelfahrt nur dort frei, wo mehr Katholiken als Protestanten leben - also egal, ob die Christen überhaupt noch in der Mehrheit sind.

"Von der Regelung halten wir in Memmingerberg nicht viel, weil wir sehen, dass sie nicht praxistauglich ist." Alwin Lichtensteiger, Bürgermeister Memmingerberg

Wegen der Bundeswehr am Flughafen Memmingen gibt es überdurchschnittlich viele Protestanten in seiner Gemeinde. Damit die Memmingerberger heute nicht als einzige zur Arbeit müssen, setzt Alwin Lichtensteiger auf eine pragmatische Lösung: Rathaus, Kindergarten und Bauhof bleiben zu, auch die meisten Geschäfte im Ort. Trotzdem bedarf es einer Neuregelung, fordert der Bürgermeister. Der Gesetzgeber müsse "nachjustieren", sprich: das Feiertagsgesetz sollte an solchen Tagen einheitlich für den gesamten Freistaat einheitlich gleich gelten.

Drei Allgäuer Outsider

Nur drei Orte im Allgäu haben keinen Feiertag: Worringen, Lauben und eben Memmingerberg.

Schon im Mittelalter war das Allgäu eine protestantische Insel im katholischen Süden. Kempten und die Reichsstädte Lindau, Isny, Kaufbeuren und Memmingen schlossen sich der Reformation an. Bis heute ist der Anteil der Protestanten höher als anderswo im Allgäu, wenn auch die Katholiken die Mehrheit stellen. Wie in Memmingen. Der dortige Bürgermeister Manfred Schilder (CSU) hat wenig Mitleid mit dem kleinen Nachbarort Memmingerberg. Im europäischen Kontext sei Deutschland noch immer das Land mit den meisten Feiertagen, meint Schilder. In vielen Ländern hätten die Menschen außerdem auch weniger Urlaubstage.

2021 wird entschieden

Die Memmingerberger haben die Hoffnung noch nicht verloren, dass sie den Feiertag auch wieder zurückbekommen. Nichts sei in Stein gemeißelt, sagt Bürgermeister Lichtensteiger. Er verweist auf Zu- und Abzüge; darauf, dass die Mehrheitsverhältnisse zwischen Katholiken und Protestanten ständig wechseln.

Den nächsten Volkszensus wird es allerdings erst 2021 geben. Frühestens dann könnte Memmingerberg den Feiertag zurückgewinnen.