Bildrechte: BR/Andreas Herz/Gemeinde Rehling

Debatte um Digitalfunk in Rehling

Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

Das schwäbische Dorf Rehling kämpft gegen den Digitalfunk

Im schwäbischen Rehling stimmt was nicht: Überall hängen Plakate gegen einen geplanten Digitalfunk-Sendemast. Die Bewohner sorgen sich um die Gesundheit ihrer Kinder. Aber wie gefährlich ist die Strahlung wirklich? Von Andreas Herz

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Schwaben.

Der Rehlinger Gemeinderat Hubert Limmer steigt die Lechleite hinauf. Dorthin, wo der rund 40 Meter hohe Sendemast für den Tetrafunk entstehen soll. "Von hier sehen wir schöne Häuser von jungen Familien, die hier investiert haben", erklärt Limmer. "Wir sehen den Kindergarten und die Schule, die auf der gleichen Höhe liegen wie einmal die Spitze des Sendemastes."

Die Kinder würden die Strahlen deshalb voll abbekommen, erklärt Limmer, der mit anderen Rehlingern eine Bürgerinitiative gegen den Mast gegründet hat. "Wir haben Angst vor Krebs, vor Tumoren."

Missbildungen bei Ferkeln wegen Digitalfunk

Der Physiker Klaus Buchner von der ÖDP, ein erklärter Kritiker des Digitalfunks, bestärkt Gemeinderat Limmer in seinen Befürchtungen. Auch Buchner spricht von Krebsgefahr durch die Funkwellen, auch Erbschäden würden drohen, da die Strahlung tiefer eindringe als etwa der Mobilfunk. In einer Studie mit Tausenden Ferkeln seien "ungeheure Missbildungen" beobachtet worden.

Buchner ist eigens nach Rehling gekommen, um die Bürger in einem rund einstündigen Vortrag über seine Sicht in Sachen aufzuklären, den Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienste bayernweit nutzen.

LKA-Mann: "Horrormärchen" vom Digitalfunk

Franz Xaver Birk vom Landeskriminalamt, das für den Digitalfunk zuständig ist, kann darüber nur den Kopf schütteln. Er sieht Buchner, gelinde gesagt, kritisch. Buchner habe in seinem Vortrag "Horrormärchen" verbreitet, er argumentiere sehr unwissenschaftlich. Die Angst der Bürger habe er bewusst geschürt.

Das LKA wie auch das Bundesamt für Strahlenschutz erklären, dass es keinerlei Belege für Gesundheitsgefahren durch Tetrafunk gebe, auch wenn die Strahlung - wie von Buchner behauptet - tiefer eindringt. Zudem seien die geltenden Grenzwerte, die laut dem Bundesamt strikter ausgelegt sind als beim Mobilfunk, "bei einer völligen Auslastung der Funkwelle erstellt worden, in Gebieten, in denen kranke Menschen und auch Kinder leben", führt Regierungsrat Birk vom LKA aus. "Und auf diesen Grenzwert wurden noch einmal hundert Prozent Aufschlag als Sicherheit eingerechnet."

Warum auch Rehlings Bürgermeister sauer ist

Die Rehlinger befürchten jedoch, dass es nicht beim Tetrafunk bleibt, sondern dass auch Sender für den auf dem Mast installiert werden, was durchaus realistisch ist. Und auch was die Standortsuche für den Mast anbelangt, fühlt man sich in der Gemeinde vom LKA übergangen.

Das LKA habe mit einem älteren Grundstückseigentümer einen verbindlichen Mietvertrag geschlossen, erklärt Bürgermeister Alfred Rappel. "Dann zur Gemeinde zu gehen, nach dem Motto 'Wir fragen Euch zwar. Aber wenn ihr nein sagt, können wir den Mast trotzdem bauen, weil wir einen wasserdichten Vertrag haben' – das ist nicht ganz so fair, wie wir uns das gewünscht hätten."

Wird es eine Einigung in Rehling geben?

Nun soll ein Runder Tisch die Wogen glätten. Ein Gutachter sucht im Auftrag der Gemeinde nach alternativen Standorten. Denn alle bislang getesteten Standorte außerhalb Rehlings hatten den technischen Anforderungen des LKA nicht genügt. Gemeinderat Limmer hofft auf eine gütliche Einigung. So recht daran glauben mag er aber nicht. Eine Klage sei bereits in Vorbereitung.