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Cybersicherheit (Symbolbild)

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Cyberattacke auf zwölf schwäbische Gemeinden

Hacker haben Kommunen im Kreis Neu-Ulm angegriffen und die Verwaltung teilweise lahmgelegt. Die Bürger sollten vorab telefonisch klären, was sie in den Rathäusern derzeit erledigen können.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Schwaben am .

"Durch einen Systemausfall bei unserem Rechenzentrum können derzeit Dienstleistungen nur eingeschränkt angeboten werden." Dieser Hinweis prangt auf der Internetseite der Gemeinde Roggenburg. Ein Problem, mit dem die Kommune nicht allein ist. Gleich elf andere Gemeinden in Schwaben haben momentan mit ähnlichen Schwierigkeiten zu kämpfen. Denn der Zweckverband gemeindliche Datenverarbeitung im Landkreis Neu-Ulm ist gehackt worden. Betroffen sind die Gemeinden Altenstadt, Bellenberg, Buch, Holzheim, Kellmünz, Nersingen, Oberroth, Osterberg, Pfaffenhofen, Roggenburg, Unterroth und Horgau im Landkreis Augsburg.

Bürgerbüros stark eingeschränkt

Bildlich gesprochen könnte man sagen, die Kriminellen haben das Türschloss ausgetauscht. Denn seit Mittwoch können die Mitarbeiter in den jeweiligen Gemeinden bestimmte Programme nicht öffnen und kommen so auch nicht mehr an wichtige Daten. Das trifft in erster Linie die Bürgerbüros, also das Einwohnermelde- und Passamt.

Wer dringend Ausweispapiere benötigt, kann in einer Nachbarkommune einen vorläufigen Pass bekommen, wenn sich die Gemeinden vorher absprechen. Die Verwaltung begleicht Rechnungen zudem jetzt wieder auf analogem Weg per Überweisung. Denn auch die Gemeindekasse ist vom digitalen Ausfall betroffen.

Hacker fordern Geld

"Die Hacker haben ein Worddokument hinterlassen. Im Sinne, dass man mit Ihnen in Verhandlung treten soll", sagt Mathias Stölzle, Bürgermeister von Roggenburg und zugleich Vorsitzender des Zweckverbands. Ähnliche Forderungen nach einem "Lösegeld" hatten in Schwaben vor zwei Jahren bereits die Gemeinde Kammeltal im Landkreis Günzburg und dieses Jahr Kaufbeuren erhalten, bei der Stadt war der Instagram-Account gehackt worden.

Stellt sich die Frage, warum Kriminelle, die häufig auch aus dem Ausland agieren, überhaupt schwäbische Kommunen als Angriffsziel aussuchen?

Faktor "Mensch"

"Hacker scannen das Netz und prüfen, wo gibt es bestimmte Schwachstellen und greifen dann gezielt dort an", so eine Pressesprecherin des Landesamts für Sicherheit in der Informationstechnik. Kein System sei zu hundert Prozent sicher, gerade auch, weil der "Mensch" hinzukomme. Gemeint sind beispielsweise Mitarbeiter, die unbedacht den Anhang einer E-Mail öffnen oder einen USB-Stick an den Rechner anschließen, wodurch gefährliche Programme übertragen werden können.

Der Schaden, der durch Cyberkriminalität entsteht, ist immens. Allein in Deutschland beläuft er sich auf 200 Milliarden Euro pro Jahr, so der Digitalverband Bitkom. Bedingt auch durch die Spionage von geheimem Firmenwissen.

Datenforensiker soll Schwachstelle finden

Im Landkreis Neu-Ulm soll nun so schnell wie möglich das Problem behoben werden. Man habe bereits neue Hardware vor Ort, so der Vorsitzende des Zweckverbands, Stölzle. Ein Datenforensiker eines Fachbüros soll nun das Einfallstor aufspüren und für den Fall, dass Daten beschädigt wurden, diese möglichst wiederherstellen.

"Ob die Hacker auch an personenbezogene Daten kamen, kann man noch nicht sagen. Sie können sie aber nicht verwerten," betont Stölzle. Wie lange es dauert, bis alles wieder normal läuft? Der Roggenburger Bürgermeister will sich nach den Erfahrungen anderer Gemeinden nicht festlegen. "Das können zehn Tage oder viele Wochen sein."