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Curling-Frauen zählen in Sankt Gallen zu den EM-Titelkandidaten

Bei der Curling-EM in Sankt Gallen werden bis Samstag rund 10.000 Zuschauer erwartet. Auch das deutsche Team ist mit dabei. In Füssen haben sich Pia-Lisa Schöll, Analena Jentsch und Emira Abbes auf den Wettkampf vorbereitet.

Über dieses Thema berichtet: radioWelt am .

Pia-Lisa Schöll schießt den zwanzig Kilo schweren Stein. Sachte bringt sie ihn auf der Eisfläche in Schwung, lässt ihn los, dann gleitet er die 40 Meter lange Bahn entlang. Ihre zwei Teamkolleginnen laufen neben dem Stein her und versuchen das Beste aus dem Schuss herauszuholen:

"Jetzt war er ein bisschen kurz, das heißt, jetzt wischen sie, schauen immer wieder nach vorne und schätzen die Distanz ab und wischen ihn in die Mitte von den Zielkreisen." Pia-Lisa Schöll, Curlerin

Wischer kann Schuss um bis zu drei Meter verlängern

Die Aufgabe mit dem Wischer ist nicht zu unterschätzen. Emira Abbes ringt hinterher nach Luft:

"Nach dem Wischen ist man manchmal ziemlich außer Atem, wenn der Stein ein bisschen kurz war, oder wenn wir den auf Linie wischen mussten, weil man durchs Wischen eben den Stein halten kann, dass er gerade läuft und nicht den Curl macht, oder ihn bis zu drei Metern verlängern." Emira Abbes, Curlerin

Letztes Vorbereitungsspiel gegen Litauen

Diesmal hat alles gut geklappt. Das letzte Vorbereitungsspiel vor der EM ist ein voller Erfolg. Schon bevor das Spiel zu Ende ist, gibt der Gegner – eine Herrenmannschaft aus Litauen – auf.

"Die Eisbedingungen waren ein bisschen knifflig und die Frauen kamen deutlich besser damit klar. Sie spielen einfach auf einem höheren Level, sie sind stark." Tadas Wiskopaites, Curling-Trainer

Deutsche Frauen gelten als Titel-Kandidaten

Die Frauen aus Füssen gelten als Titelhoffnungen bei der EM. In den vergangenen Monaten waren sie bei den Wettkämpfen in Japan, Kanada und Lettland sehr erfolgreich. Die Stärke des Teams ist der Zusammenhalt:

"Wir kennen uns jetzt auch schon eine Zeit lang und wir arbeiten viel mit einem Mentaltrainer zusammen, mit dem wir verschiedene Themen aufarbeiten und auch unangenehme Sachen ansprechen. Wenn man so viel unterwegs ist, wie wir, können immer mal Probleme entstehen. Das muss nicht untereinander sein, das kann auch was auf dem Eis sein. Wir sprechen das gleich direkt an, damit da gar nicht groß etwas aufkommt, deswegen klappt das bei uns ganz gut." Emira Abbes, Curlerin

Konzentration beim Curling über zwei Stunden hoch halten

Das Zwischenmenschliche und die Kommunikation auf dem Eis ist das Eine, beim Curling kommt es zum anderen aber auch darauf an, das ganze zwei Stunden lange Spiel auf hohem Niveau durchzuhalten, sagt Pia-Lisa Schöll

"Das ist halt auch mentale Stärke, Konzentration aufrecht erhalten, und halt auch im entscheidenden Moment dann den richtigen Stein genau da hinbringen. Die Bahn ist über 40 Meter lang und es geht manchmal echt um Zentimeter oder Millimeter." Pia-Lisa Schöll, Curlerin

Von Ex-Nationalspielern und Olympiateilnehmern trainiert

Diese Treffsicherheit trainieren die vier Frauen schon seit sie klein sind. Zwei im Team sind Töchter von Vereinsvorstand Roland Jentsch. Schon seit der Vereinsgründung 1974 ist er dabei, hat im Curling selbst schon Deutsche und Europäische Meistertitel nach Füssen geholt und jetzt bemüht er sich um den Nachwuchs.

"Das kommt nicht von selber, du musst was tun. Wir gehen heute in die Schulen hinein, wir haben ein sehr kompetentes Trainerteam mit ehemaligen Nationalspielern, Olympiateilnehmern. Füssen hat eine irre Reputation in der Curling-Welt, die ist unbeschreiblich. Jeder kennt Füssen im Curling." Roland Jentsch, Vereinsvorstand CC Füssen

Nicht umsonst ist Füssen der Bundesstützpunkt der deutschen Curler. Pia-Lisa Schöll aus Oberstdorf ist Sportsoldatin und kann sich in Füssen ganz aufs Training konzentrieren. Jetzt hoffen sie, dass sich die harte Arbeit auszahlt.