Caritas, Schild der Schuldnerberatung und Insolvenzberatung
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Caritas, Schild der Schuldnerberatung und Insolvenzberatung

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Caritas: Immer mehr Menschen kommen zu Schuldnerberatung

Lebensmittel, Energie, Wohnen: Die gestiegenen Preise machen es besonders für Geringverdienende schwierig, über die Runden zu kommen. Arbeit schütze nicht mehr per se vor Armut, warnt nun die Caritas. In der Mittelschicht gebe es Abstiegsängste.

Über dieses Thema berichtet: radioWelt am .

In Krisenzeiten sind die, denen es eh schon schlecht geht, nochmal stärker betroffen. Wie sehr die Menschen unter Inflation und hohen Preisen leiden, spürt die Caritas der Erzdiözese München und Freising etwa in ihrer Schuldnerberatung.

"Da sprechen wir von der Beschaffung von Lebensmitteln. Da sprechen wir von Teilhabe am öffentlichen Leben, schlicht und ergreifend Kleidung und Mobilität", sagt Hermann Sollfrank, Direktor des Diözesanen Caritasverbands. "Und wir haben schon den Eindruck, dass diese Kostenentwicklung der letzten Monate sehr, sehr starken Einfluss hat auf die Frage: Wie gestalte ich sozusagen meinen Alltag?"

Nachfrage nach Schuldnerberatung eklatant gestiegen

Die Nachfrage nach einer Schuldnerberatung sei in den vergangenen anderthalb Jahren eklatant gestiegen, heißt es vom Caritasverband. In der Beratung besprechen Mitarbeitende mit Klienten, wo sie sparen, was sie kündigen – kurz: wie sie ihre Schulden abbauen können.

Besonders betroffen seien etwa Seniorinnen oder Alleinerziehende. Aber es komme zunehmend auch eine neue Klientel: Menschen, die bislang finanziell über die Runden kamen – aber nun wegen der hohen Kosten in die Schuldenspirale gerutscht seien.

Auch Menschen aus Mittelschicht immer häufiger betroffen

Darunter sind auch Menschen aus der Mittelschicht, die zunehmend in Zahlungsschwierigkeiten kommen. "Möglicherweise zeichnet sich hier ein Trend ab, dass auch gesellschaftliche Gruppen inzwischen betroffen sind von Armut, die wir vor ein, zwei Jahren noch nicht dazu gezählt hätten", sagt Sollfrank.

Zahl der Bedürftigen an Essens-Ausgabestellen verdoppelt

Auch zu den Essens-Ausgabestellen der Caritas kämen zuletzt mehr Bedürftige, berichtet Gabriele Stark-Angermeier. Sie ist bei der Caritas München-Freising unter anderem für soziale Dienste zuständig.

Die Ausgabestellen seien auf 100 bis 150 Personen ausgelegt. Das hätte früher ausgereicht. In der Zwischenzeit würden aber doppelt so viele Menschen kommen - 300 bis 400. "Wir haben ganz viele Menschen auf der Warteliste, die nicht zum Zug kommen", sagt Stark-Angermeier. "Und das ist ein Riesenproblem, weil sie schlicht und ergreifend Mitte des Monats merken: Das Geld ist fast aus."

Das betreffe nicht nur München, sondern auch Caritas-Standorte in Oberbayern, Rosenheim, Traunstein oder Garmisch-Partenkirchen.

Caritas fordert von Ampel-Koalition, ökologische Wende sozial zu gestalten

Die Caritas begrüßt zwar grundsätzlich, dass die Ampel-Koalition im Bund nach dem Haushaltsstreit die sozialen Standards aufrechterhalten und nicht reduzieren will. "Es reicht aber letztendlich noch immer nicht aus und es wird eine große Herausforderung sein, gerade auch im Bereich der Kinder und Jugendlichen", so Stark-Angermeier.

Caritasdirektor Sollfrank forderte außerdem auch mit Blick auf die Erhöhung des CO2-Preises, dass ebenso die ökologische Wende sozial gestaltet werden müsse.

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