Das Inntal zwischen Flintsbach und Oberaudorf; am linken Bildrand die A93, der Wildbarren am rechten Bildrand
Bildrechte: BR / Diethard Kühne

Die Bahn plant den Trassenverlauf entlang der A93 (links im Bild). Die Bürgermeister fordern eine Trasse durch den Wildbarren (rechter Bildrand).

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Brenner-Nordzulauf: Verknüpfungsstelle im Inntal unterirdisch?

Mehrere Inntal-Gemeinden in Bayern und Tirol fordern eine zusätzliche Untertunnelung beim Brenner-Nordzulauf. Dabei geht es um eine Verknüpfungsstelle, die die neue Bahntrasse mit der Bestandsstrecke verbinden soll. Bislang lehnt die Bahn das ab.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Oberbayern am .

Der Verlauf der Brennertrasse kann und muss völlig neu gedacht und geplant werden – so sehen es jedenfalls die Bürgermeister von zehn Gemeinden im Inntal, sieben auf bayerischer, drei auf Tiroler Seite. Demnach soll die Trasse nach der Unterquerung des Inns unter der Erde bleiben und durch den Wildbarren, den Berg am westlichen Rand des Inntals, in Richtung Österreich verlaufen.

Die Bahn plant mit einer Trasse, die nach dem Inntunnel über die Felder entlang der Autobahn A93 Richtung Süden verläuft. Zwischen Flintsbach und Oberaudorf soll eine Verknüpfungsstelle entstehen, das gehe laut Bahn nur oberirdisch. Diese Verknüpfungsstelle könnte aber auch unterirdisch gebaut, also in den Berg verlegt werden – das ist das Resümee einer Studie, die die zehn Bürgermeister gemeinsam mit der Bürgerinitiative "IG Inntall 2040" in Auftrag gegeben haben.

Oberirdische Verknüpfungsstelle verbraucht viel Fläche

Eine Verknüpfungsstelle muss laut Planungsvorgaben nach jeweils rund 25 Kilometern die bestehenden Gleisen mit der neuen Trasse verbinden. Dafür werden etwa 900 Meter Strecke benötigt, wo die vier Gleise parallel zueinander verlaufen müssen. Die Bahn schreibt dazu auf der Web-Seite zum Brenner-Nordzulauf: "Über die Verknüpfungsstellen erreichen Personen- und Güterzüge jeden Haltepunkt. Damit profitieren auch vorhandene Bahnhöfe und Verladestellen von der neuen Infrastruktur. Zusätzlich ermöglichen sie steuernde Maßnahmen. Das ist bei Wartungsarbeiten, Störungen oder bei besonders starkem Verkehrsaufkommen wichtig. Der Verkehrsfluss bleibt aufrechterhalten. Verspätungen und Zugausfälle lassen sich reduzieren oder vermeiden."

Die DB Netz AG, zuständig für die Planung des Brenner-Nordzulaufs, hat die Möglichkeit, eine solche Verknüpfungsstelle unterirdisch zu verlegen, bisher verneint. In einer Antwort auf die Aufforderung durch die Regierung von Oberbayern, diese Alternative in Betracht zu ziehen, schrieb die Bahn, "dass eine Einhaltung der sicherheitstechnischen Vorgaben für diese Planung nicht nachgewiesen werden" könne.

Hochangesehener Ingenieur ist Mitautor der Studie

Diese Behauptung sei nun durch das Ergebnis der Studie widerlegt, heißt es in der Erklärung der zehn Bürgermeister. Sie hatten im Sommer dieses Jahres ein Gremium beauftragt, die Möglichkeit von unterirdischen Verknüpfungsstellen zu überprüfen. Es gelang den Auftraggebern, dieses Gremium hochkarätig zu besetzen. Vor allem der Name Konrad Bergmeister dürfte dafür sorgen, dass die Bahn diese Initiative ernst nimmt. Der Ingenieur ist ein hochangesehener Wissenschaftler mit zahlreichen Publikationen und Auszeichnungen. Seit 2023 ist Bergmeister Mitglied der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften. Und er war von 2006 bis 2019 als Vorstand der BBT SE verantwortlich für die Planung und den Bau des Brennerbasistunnels. Sein Wort hat also großes Gewicht.

In der 90 Seiten starken Studie wurden 28 Varianten unterirdischer Verknüpfungsstellen mit Mischbetrieb von Güter- und Personenverkehr untersucht. Vor allem deren Sicherheit wurde nach internationalen Normen analysiert und bewertet. Schlussfolgerung: Wenn entsprechende Maßnahmen umgesetzt werden, sind unterirdische Verknüpfungsstellen genehmigungsfähig.

Bürgermeister: Bahn muss umdenken

Mit diesem Rückhalt fordern die Inntal-Gemeinden nun die Bahn auf, ihre pauschal ablehnende Haltung zu revidieren und einen unterirdischen Trassenverlauf unter dem Wildbarren hindurch in die Planung mit aufzunehmen. Die Bürgermeister verweisen auf die "Landesplanerische Beurteilung" durch die Regierung von Oberbayern, in der gefordert wird, "eine planerische Lösung zu finden, um die Beeinträchtigungen des südlichen Inntals auf das unvermeidbare Maß zu begrenzen".

Wie das BR-Studio Rosenheim aus Bahn-Kreisen erfahren hat, will man sich derzeit nicht zu der Studie äußern. Man gehe davon aus, dass ein Trassenverlauf durch den Berg Wildbarren samt unterirdischer Verknüpfung eine der sogenannten Kernforderungen sein wird, die die Gemeinden im weiteren Planungsprozess einreichen werden. Diese Kernforderungen wolle man nicht schon im Vorfeld bewerten.

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