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Bio-Bauern unter Druck: Wohin mit der Biomilch?

Viele Milcherzeuger haben in den letzten Jahren auf Bio umgestellt. Vielleicht zu viele? Manche finden zurzeit keine Molkerei mehr, die ihnen den – doch konstant hohen – Biomilchpreis ausbezahlt. Von Norbert Haberger

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Oberbayern am .

15 Kühe stehen auf der Weide von Maria und Georg Mayer aus Petting. Vor zwei Jahren haben sie auf Bio umgestellt – wie viele andere auch. Denn: Während es bei konventioneller Milch in den letzten Jahren immer wieder zu massiven Preiseinbrüchen und Krisen kam, hielt sich der Biomilchpreis auf hohem Niveau. Knapp 50 Cent pro Liter bekamen die Bio-Landwirte für ihre Milch. 

Milch zum Bio-Preis

Die Mayers sind beide um die 60. Jetzt werden sie ihren Betrieb zusperren. Denn sie finden sie keine Molkerei, die ihnen die Milch zum Bio-Preis abnimmt. "Ja das tut sehr weh. Also wie sich das entwickelt hat, dass wir die Kühe hergeben müssen. Weil man zieht die Viecher auf man lebt mit den Viechern", sagt Maria Mayer.

Seit Januar hatten Georg und Maria Mayer ihre Biomilch an die Berliner Milchhandelsgesellschaft B.M.G. geliefert. Das Unternehmen besitzt keine eigenen Verarbeitungsanlagen, sondern vermarktet die Milch an Molkereien im ganzen Bundesgebiet. Doch plötzlich war B.M.G. Pleite.

Molkerei pleite – viele Bauern betroffen

Urplötzlich musste eine Molkerei gefunden werden, die die Milch abholt. Wie den Mayers ging es vielen hundert Landwirten in ganz Deutschland. Die meisten: konventionelle Betriebe. Aber auch 43 Biomilch-Erzeuger, 15 davon in Bayern.

Wie Albert und Elisabeth Aschauer in Teisendorf. Auch sie wurden von der B.M.G.-Pleite überrascht. Schließlich erklärte sich die Molkerei Bergader aus Waging bereit, die Milch von den Aschauers und den Mayers abzuholen. Allerdings zum Preis von konventioneller Milch – und weil Bergader mit der zusätzlichen Milchmenge aus der B.M.G.-Pleite nicht gerechnet hatte – mit einem zusätzlichen Abzug von 3 Cent. Insgesamt bekommen die Aschauers nur 32 Cent pro Liter.

Aufnahmestopp bei vielen Molkereien

Alle Versuche, eine Molkerei zu finden, die den vollen Biomilchpreis bezahlt, schlugen bisher fehl. Die nahen Milchwerke Berchtesgadener Land haben eine Warteliste mit 60 Bio-Milch-Erzeugern und nehmen frühestens im Herbst 2019 neue Milch-Lieferanten auf. Auch bei der Bio-Molkerei Andechs herrscht momentan ein Aufnahmestopp.

Zu viel Bio-Milch auf dem Markt

Es gibt zurzeit einfach zu viel Biomilch. Heuer wurde in den ersten vier Monaten bundesweit um fast 30 Prozent mehr produziert als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Der Absatz in den Supermärkten nahm zwar auch zu, aber lange nicht so stark wie die Produktion.

Die Chefin der Andechser Molkerei Scheitz sieht trotzdem noch keine Biomilch-Krise, muss die betroffenen Landwirte aber vertrösten. "Da muss man a bissl Geduld haben. Und ich glaube, dass das immer ein Zusammenspiel ist, nämlich, dass sich der Markt entwickelt und dass sich die Bio-Landwirte entwickeln", sagt Barbara Scheitz.

Bauern am Limit

Geduld, die die Mayers nicht mehr aufbringen können. Schon die letzten Monate mussten sie auf ihr Erspartes zurückgreifen, um den Betrieb am Laufen zu halten. Auch die Aschauers werden wohl nicht mehr lange durchhalten können. Momentan geht’s nur, weil Albert Aschauer ein Zusatzeinkommen als Besamungstechniker bezieht.

Biomilch und Biokäse gefragt

Berater der Öko-Anbauverbände empfehlen deshalb Landwirten, erst dann auf Bio umzustellen, wenn sie mit einer Molkerei einen sicheren Abnahmevertrag geschlossen haben. Grundsätzlich steigt zwar auch der Absatz von Biomilch und Biokäse kontinuierlich an – letztes Jahr um 12 Prozent. Gleichzeitig aber war die Bio-Milchproduktion letztes Jahr um 16,5 Prozent gestiegen. Angebot und Nachfrage müssen sich erst wieder angleichen, bevor mehr Biomilch von Molkereien abgenommen werden kann.