Igor Levit beim Konzert
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Igor Levit beim Konzert

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Bad Wörishofen: Igor Levit beim Festival der Nationen

Bad Wörishofen im Zeichen der Musik: Bis Anfang Oktober sind Ausnahmekünstler in Schwaben zu Gast – sie engagieren sich auch fürs junge Publikum. Zum Festivalstart spielt Weltstar Igor Levit für Schülerinnen und Schüler.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Schwaben am .

Würde es das Wort nicht geben, müsste man es für Igor Levit erfinden. So "unprätentiös" erscheint er in hellblauen Jeans und einem dunklen Pullover auf der Bühne. Der Pianist zählt zu den Weltstars der Klassikbranche. Die New York Times bezeichnete ihn als einen der "bedeutendsten Künstler seiner Generation". Er hat schon ein Konzert mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks gegeben, nun sitzt Levit im Kursaal der schwäbischen Kneippstadt Bad Wörishofen mit Hunderten Kindern und Jugendlichen.

Jugend für Klassik begeistern

Lehrer sind mit ihren Schülern gekommen, um Levit bei einem Konzert zu erleben. Begleitet wird der Pianist vom vbw Festivalorchester. Junge Talente zwischen elf bis siebzehn Jahren werden durch ein persönliches Coaching mit Register- und Tuttiproben gefördert und müssen für Kost und Logis nichts zahlen. Mit einem Star wie Igor Levit zu spielen, ist für sie etwas ganz Besonderes. Es sei "irrsinnig", wie gut der Pianist sei, sagen die einen. Andere fühlen sich inspiriert, selbst einmal von der Leidenschaft Musik leben zu können.

Klavier statt Bauklötze

Levit war zweifelsohne ein Wunderkind. Im Alter von gerade einmal vier Jahren – wo andere stolz sind, Spielzeuge ohne Hilfe der Eltern aufbauen zu können – gab er sein erstes Solokonzert. "Man hat beim Klavier sofort das Erfolgserlebnis, man drückt auf eine Taste und es kommt ein Ton raus, der ehrlich gesagt gut klingt. Ich bin an dieses Klavier gekrabbelt, habe angefangen zu spielen und bis heute nicht aufgehört", sagt Levit. Besonders der deutsche Komponist und Pianist Ludwig van Beethoven fasziniert ihn. Seine 32 Klaviersonaten hat Levit auf neun CDs eingespielt.

Levit gibt Musikpreis zurück

Doch Levit ist nicht nur Künstler. Auf seiner Internetseite beschreibt er sich auch als "Citizen" und "European" also Bürger und Europäer. Immer wieder mischt er sich in gesellschaftliche Debatten ein, kämpft vor allem auch gegen Antisemitismus. Seinen Klassik-Echo gab er 2018 zurück, nachdem zwei Rapper, denen Judenfeindlichkeit in ihren Texten vorgeworfen wird, ebenfalls mit diesem Preis in ihrer Kategorie ausgezeichnet wurden. "Demokratie ist ohne menschliches Handeln einfach nichts wert und wenn ich eine kleine Rolle dabei spielen kann, dann tue ich es“, so Levit. 2020 wurde er mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet.

Gitarre als Sehnsuchtsinstrument

Auch seine Musik kommt an. "Echt schön", sei es gewesen und "richtig abwechslungsreich" sagen die Jugendlichen nach einer Stunde Konzert. Und das, obwohl manche Klassik sonst eigentlich nur "zum Einschlafen" hören. Levit will die Faszination an die nächste Generation weitergeben. Wenn Beethoven nicht mehr gespielt werde, existiere er irgendwann nur noch in Notenbüchern, sagt einer, der keineswegs nur mit "Klassik"-Scheuklappen auf die Musik blickt. Auch Muddy Waters oder Leonard Cohen zählt Levit zu seinen großen Idolen. "Ich besitze eine wunderschöne Gitarre und wenn Freunde kommen, dann spielen sie. Die Gitarre ist mein eigentliches Sehnsuchtsinstrument. Ich wollte immer schon Gitarre spielen, aber ich kann es leider nicht".

Levit am Piano in Bad Wörishofen

Am Samstag, dem 23. September will Levit deshalb ganz gewohnt mit Piano in Bad Wörishofen auftreten und das fünfte Klavierkonzert von Beethoven aufführen. Zum Festival der Nationen kommen aber noch andere bekannte Künstler – wie Diana Damrau, Hilary Hahn, Nigel Kennedy, Jan Lisiecki oder Quadro Nuevo. Das Festival läuft bis einschließlich Sonntag, den 1. Oktober.

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