Zu eng, zu klein, zu baufällig, so die Kritik am Schonstetter Feuerwehrhaus.
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Das Feuerwehrgerätehaus von Schonstett

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Kein neues Feuerwehrhaus: Ehrenamtliche treten gemeinsam zurück

Seit 20 Jahren ist ein neues Feuerwehrhaus für Schonstett im Landkreis Rosenheim im Gespräch. Nun ist es jüngst wieder nichts geworden. Deshalb haben die ehrenamtlichen Männer genug: Sie treten geschlossen ab 1. Januar nächsten Jahres zurück.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Oberbayern am .

Bei der Schonstetter Feuerwehr im Landkreis Rosenheim geht's eng her. Viel Platz ist nicht zwischen der Tür des Feuerwehrfahrzeugs und den Spinden der Ehrenamtlichen. Macht einer die Autotür auf, kommen die Nachfolgenden nicht mehr durch. So schildert es Feuerwehrkommandant Wolfgang Niedermaier. Die Halle sei einfach zu klein. Wenn es eilt, was bei einem Feuerwehreinsatz meist der Fall ist, sei die Enge sehr hinderlich und auch gefährlich.

Eng, baufällig – und gefährlich, wenn's eilt

Die Probleme des Schonstetter Feuerwehrgerätehauses sind nicht neu. Seit 20 Jahren sei ein Neubau im Gespräch, berichten alle Beteiligten. Aber so richtig sei nie etwas vorangekommen. Gefährliche Stolperstellen und Brandschutzprobleme sorgen neben den engen Platzverhältnissen ebenfalls für großen Unmut.

Nun ziehen die Ehrenamtlichen ihre Konsequenzen: Zum 1. Januar 2023 werde die Mannschaft komplett zurücktreten, sagt Kommandant Wolfgang Niedermaier. Rückendeckung gibt es von Rosenheims Kreisbrandrat Richard Schrank. Innerhalb von 20 Jahren hätte man schon eine Lösung finden können, glaubt auch er.

Gemeinde im Dilemma: Kein Geld für Neubau

Schonstetts Bürgermeister Paul Dirnecker sieht sich in einem Dilemma. Die Gemeinde habe schlichtweg kein Geld für einen Neubau des Feuerwehrgerätehauses. Erst Corona und jüngst der Preisanstieg im Bausektor. Ein neues Feuerwehrgerätehaus würde 3,2 Millionen Euro kosten. Ohne Hilfe von außen könne die Gemeinde das finanziell unmöglich stemmen.

Zuletzt habe der Gemeinderat priorisieren müssen und sich für die Kinderbetreuung entschieden. Der Kindergarten geht vor, betont Dirnecker. Der Bürgermeister kann den Unmut der Schonstetter Feuerwehr aber durchaus verstehen und sieht den Freistaat Bayern in der Pflicht.

Mehr staatliche Zuschüsse für Feuerwehr gefordert

Milliarden von Euro würden überall hingehen, aber für die Kommunen sei kein Geld da, schimpft Bürgermeister Dirnecker. Kämen zwei Pflichtaufgaben zeitgleich daher, wie nun Kindergarten und Feuerwehr, sei das für die kleine Kommune Schonstett mit ihren 1.400 Einwohnern unmöglich zu stemmen.

Auch der Landesfeuerwehrverband hält die staatlichen Zuschüsse im Bereich der Gerätehausförderung für zu niedrig. Die aktuellen Fördersätze würden – je nachdem, wie viele Stellplätze ein Feuerwehrgerätehaus bekommt – zwischen 50.000 und 100.000 Euro liegen. Man verspüre den Wunsch auch von Kommunen, dass diese Förderung insgesamt erhöht werde, so der Vorsitzende des Landesfeuerwehrverbandes, Johann Eitzenberger. Eine Verbesserung erörtere man derzeit intensiv mit dem Bayerischen Innenministerium, auch was das Thema Verbesserungen im Katastrophenschutz angehe. Insgesamt würde der Großteil der Feuerwehrgerätehäuser in Bayern aber topmodern dastehen, betont Eitzenberger. Dann gebe es ein breites Mittelfeld, für das in den kommenden Jahren Modernisierungen nötig würden. Nur in einigen Fällen bräuchte es wie im Fall von Schonstett dringend einen Neubau.

💡 Keine Feuerwehr – Wer löscht dann? Die Bürger!

Und was, wenn's dann brennt? Sollte die Schonstetter Feuerwehr tatsächlich zum 1. Januar zurücktreten und sich bis dahin keine anderen Freiwilligen finden, müssten die Schonstetter Bürger im Ernstfall selber ran. Artikel 13 im Bayerischen Feuerwehrgesetz siehe vor, dass letztlich das Instrument der Pflichtfeuerwehr greifen müsse, erklärt Johann Eitzenberger. Ihm sei kein Fall in Bayern bekannt, wo das schon jemals der Fall gewesen wäre.

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