Jugendliche engagieren sich in einem Münchner Seniorenheim.
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72-Stunden-Aktion: "Was die Jugend heute alles leistet, Respekt"

Die Welt innerhalb von 72 Stunden ein bisschen besser machen. Das ist das Ziel Zehntausender junger Menschen in diesen Tagen. Auch in Bayern sind Hunderte Gruppen dabei. So bekamen die Bewohner eines Seniorenheims in München ungewöhnlichen Besuch.

Über dieses Thema berichtet: Die Welt am Morgen am .

"Uns schickt der Himmel!" – Das ist das Motto der sogenannten 72-Stunden-Aktion, die seit Donnerstagnachmittag bis Sonntag läuft. Zehntausende Jugendliche und junge Erwachsene verwirklichen soziale, ökologische, interkulturelle und politische Projekte – zum dritten Mal in ganz Deutschland nach 2013 und 2019.

Ungewöhnlicher Besuch im Seniorenheim

Mit mehr als 90 Gruppen beteiligt sich das Erzbistum München und Freising an der deutschlandweiten Aktion. Und so bekamen die Bewohner vom Caritas-Seniorenheim St.-Willibrord in München am Freitag ungewöhnlichen Besuch. Wie jeden Freitag steht Sitztanz auf dem Programm: Im Stuhlkreis wird gesungen, geklatscht und geschunkelt.

Zwischen den Seniorinnen und Senioren sitzen heute jedoch auch junge Menschen: Ein gutes Dutzend Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene haben sich unter die Heimbewohner gemischt. Es sind Ministrantinnen und Ministranten der katholischen Gemeinde St. Anna.

"Mich motiviert die Freude der älteren Menschen", sagt der 18-jährige Schüler Simon Denkhaus. "Wir haben auch mehrere junge Leute dabei, dass diese Generationen zusammen Zeit verbringen und voneinander lernen können." Begegnungen zwischen Generationen schaffen: Das ist die Idee hinter diesem Projekt. Die Senioren hätten sich schon beim Sitztanz sehr über die Teilnahme der jungen Leute gefreut und motiviert mitgemacht, erzählt Simon Denkhaus. "Das ist einfach schön mit anzusehen!"

Die Welt in drei Tagen ein Stückchen besser machen

Das Projekt ist eins von Hunderten, die in diesen Tagen in ganz Deutschland stattfinden. Organisiert wird das Ganze vom Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ). Die jungen Menschen wollen die Welt in drei Tagen ein Stückchen besser machen – und renovieren Kapellen, versorgen Wohnungslose oder bauen mit Senioren Vogelhäuschen für den Garten, wie hier in München.

Die Bewohnerinnen und Bewohner sind ganz begeistert von der Aktion: "Find ich schön! Da arbeite ich mit! Ich bin ja noch nicht alt, ich will ja hundert werden", sagt eine Dame. Einer anderen gefällt das Engagement der jungen Leute, "weil es Unterhaltung bietet. Sonst sitzen wir hier rum und wissen nicht, was wir tun sollen. Und jetzt haben wir Beschäftigung." Ein Herr lobt: "Was die Jugend heute alles leisten muss, Respekt!"

"Soziales Engagement von Jugendlichen sichtbar machen"

Matthias Stiftinger, ehrenamtlicher BDKJ-Diözesanvorsitzender von München und Freising, sagt, bei der 72-Stunden-Aktion gehe es darum, das soziale Engagement von jungen Menschen sichtbar zu machen. In der heutigen Individualgesellschaft rutsche der eigene Fokus immer mehr "auf sich selber, auf die eigene Familie". Oft werde vergessen, "was links und rechts von einem passiert".

Schirmpaten sind Bundesjugendministerin Lisa Paus von den Grünen und Bischof Georg Bätzing, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz. In Bayern wurde die Aktion rund eineinhalb Jahre lang vorbereitet, bei der mehr als 600 Gruppen mitmachen.

Südlichste Aktionsgruppe im Zentrum Chiles

"In unserer Welt ist es nicht mehr selbstverständlich, dass man für andere was tut. Unsere Demokratie wird immer wieder gefährdet", sagt Stiftinger. Umso wichtiger finde er es, "dass wir solche Leuchtturmprojekte haben, wo man sagt, ja, auch die nächste Generation ist bereit, ihren Beitrag zu leisten und einzustehen für andere."

Sogar international ist die Aktion bekannt, die noch bis Sonntagnachmittag läuft. So sind zum Beispiel auch deutsche Freiwillige in Südamerika dabei. Die südlichste Aktionsgruppe hat sich laut BDKJ in Valdivia im Zentrum Chiles zusammengefunden.

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