Sie können besonders gut vorlesen: Die bayerischen Bezirkssieger des Vorlesewettbewerbs beim Landesfinale in München.
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60 Jahre Vorlesewettbewerb: Wie kann man Lesefähigkeit fördern?

60 Jahre Vorlesewettbewerb: Wie kann man Lesefähigkeit fördern?

85.000 Kinder nehmen jedes Jahr am Vorlesewettbewerb des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels teil. Jetzt fand in München der bayerische Landesentscheid statt. Aber wie gut können unsere Kinder eigentlich lesen? Und wie kann man Lesen fördern?

Über dieses Thema berichtet: Das Campusmagazin am .

Sogar Anna Denzler muss sich manchmal zum Lesen überwinden: Dabei hat die Sechstklässlerin vom Maria-Ward-Gymnasium Günzburg das bayerische Landesfinale des Vorlesewettbewerbs gewonnen. Anna hat aus dem Buch "Mord ist nichts für junge Damen" gelesen und damit die Jury überzeugt. Jetzt steht sie glücklich im Senatssaal des Bayerischen Landtags, neben ihr ihre stolze Mama. Ihre Tochter habe von Anfang an unglaublich gern gelesen, sagt sie. "So viele Bücher konnten wir gar nicht kaufen, wie die lesen wollte."

Vorlesen vor dem Einschlafen

Lesen lernt man von Vorbildern. Damit sich Kinder mit Begeisterung auf Bücher stürzen, brauchen sie ein Umfeld, das sie ermuntert. Die meisten Gewinner der bayerischen Bezirks-Vorlesewettbewerbe hatten diese Unterstützung bekommen. Meist lasen ihre Eltern vor, oft als Ritual vor dem Einschlafen. Doch das ist beileibe nicht in allen Familien so.

Jedes 5. Kind versteht nicht, was es liest

Ob jemand gern und gut liest, das hängt in Deutschland immer noch stark vom Elternhaus ab. Bildungsforscher kritisieren, dass die Schere zwischen sehr guten Lesern und sehr schlechten Lesern immer weiter auseinander klafft: Viele Kinder können nicht so gut lesen, dass sie den Text auch verstehen. Das sind fast 20 Prozent der Zehnjährigen. Und viele dieser Kinder kommen aus sozial schwächeren Familien. Das hat die Internationale Grundschul-Lese-Untersuchung, kurz IGLU, gezeigt. Sie können Informationen aus Texten nur fragmentarisch verstehen, weil sie eben nicht flüssig lesen können und zu stark mit dem Entziffern der Wörter beschäftigt sind, erläutert Anja Ballis, Professorin für Deutschdidaktik an der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität.

Wer nicht lesen kann, versteht zu wenig

Die Folgen sind dramatisch, so die Bildungsforscherin. Denn Kinder, die nicht richtig lesen können, verstehen auch in anderen Fächern die Arbeitsaufträge nicht richtig. Die Forscherin empfiehlt deswegen, die Lektüre von Texten zu einem sozialen Ereignis zu machen. Genauso wie in manchen Familien die Eltern vorlesen, können Kinder sich auch gegenseitig laut vorlesen, beispielsweise als Tandems im Unterricht. Wer sich mit anderen über das austauscht, was er liest, versteht den gelesenen Text sehr viel besser, so die Forscherin. Über das Gelesene zu reden, ist allerdings aufwändig.

Hier einige Tipps zum erfolgreichen Lesen:

1. Zuerst die Überschrift lesen und über die Überschrift nachdenken. Dazu könnten die Kinder Assoziationen erzählen und gemeinsam überlegen, worum es in dem Text gehen könnte.

2. Bei schwierigen Wörtern eine Pause einlegen und die Bedeutungen klären.

3. Nach dem Lesen eines Textes den Text mit eigenen Worten zusammenfassen.

4. Schwierige Begriffe aus dem Text nochmal sich bewusst machen.

5 . Sich an die Überschrift erinnern und prüfen: Hat der Text die eigenen Erwartungen aus der Überschrift erfüllt? Wurde sozusagen das Versprechen aus der Überschrift eingelöst?

6. Anlässe für gemeinsames Lesen und Reden über Literatur schaffen.

Vorbildlicher Vorlesewettbewerb?

Um mit anderen über das zu reden, was man liest, kann auch ein Vorlesewettbewerb ein guter Anlass sein. Wichtig wäre allerdings, dass auch Schüler, die eher schlecht lesen, am Wettbewerb teilnehmen. Denn sie haben dabei am meisten zu gewinnen.