Der letzte Schliff vor der Öffnung durch die Freibad-Retter
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Der letzte Schliff vor der Öffnung durch die Freibad-Retter

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Viel Elan und guter Wille retten das Freibad in Seltmans

Das Freibad im Oberallgäuer Ort Seltmans ist ein beliebter Treffpunkt, der allerdings in die Jahre gekommen ist. Der Zustand zuletzt: marode und eigentlich untragbar. Das Bad sollte deshalb geschlossen werden. Bis die Freibad-Retter kamen.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Schwaben am .

Dunkle Wolken kündigen den nächsten Regenschauer an. Wasserscheu sind sie aber nicht und deshalb lassen sich rund 30 Ehrenamtliche im Freibad Seltmans, einem Ortsteil der Marktgemeinde Weitnau, an diesem Abend vom Regen nicht stören. Sie schrubben, was das Zeug hält. Das kleine Kinderbecken wird gereinigt, die Tische und Stühle vor dem Kiosk abgewischt, der Bereich vor den Umkleiden gefegt. Währenddessen laufen die beiden größeren Becken voll mit Wasser. Es sind die letzten Arbeiten: An diesem Freitag soll das Bad nämlich endlich wieder öffnen.

Viele schöne Erinnerungen ans Baden

Die beiden Freundinnen Lina und Kim sind sieben Jahre alt. Auch sie helfen - wie fast das ganze Dorf - tatkräftig mit und putzen die Mülleimer. Beide freuen sich auf die Badesaison. "Ich habe hier im Wasser schon viel mit meinem Bruder und meiner Freundin gespielt. Und damit das Bad nicht zumacht, putze ich jetzt", sagt Lina und ihre Freundin fügt an: "Ich habe so schöne Erinnerungen, da wäre es doch traurig, wenn das Bad zumacht."

Schulen bieten Schwimmunterricht an

So wie es die jüngsten Helferinnen erzählen, berichten viele aus Seltmans. Seit den 1960er Jahren sei das Schwimmbad sozialer Treffpunkt für Jung und Alt gewesen. Darüber hinaus kämen die Schulen aus der Umgebung, um Schwimmunterricht abzuhalten. Auch die Menschen aus dem nahe gelegenen Seniorenheim zögen ihre Bahnen, um sich fit zu halten. Schnell waren sich die Seltmanser deshalb vergangenen Sommer einig: Das Bad darf nicht schließen. Um es zu retten, gründeten sie kurzerhand einen Förderverein.

Badewasser versickerte einfach im Boden

Wegen maroder Leitungen im Boden versickerten zum Beispiel Tag für Tag 50.000 Liter Badewasser einfach im Boden. Dazu kommt eine veraltete Schwimmbadtechnik. Der Weitnauer Bürgermeister Florian Schmid sagt, der Gemeinde und ihm seien die Hände gebunden:

"Da sind einem die Ämter natürlich im Nacken und die sagen, man kann so ein Bad nicht betreiben mit diesen großen Wasserverlusten. Dann haben wir das im Marktgemeinderat diskutiert und fanden keine rechte Lösung." Bürgermeister Florian Schmid

Sanierung für Marktgemeinde nicht finanzierbar

Die Sanierung hätte die Finanzen der Marktgemeinde schlicht gesprengt. Deshalb sprang der Förderverein ein. Mehr als 400 Mitglieder hat er inzwischen und ziemlich viel auf die Beine gestellt, erzählt die zweite Vorsitzende Ursula Fleschhut: "Zuerst wurde überall aufgerissen, wir haben sämtliche Leitungen freigelegt und erneuert und dann wurde wieder aufgefüllt mit Kies, zum Teil mit der Hand. Ich weiß nicht, wie viel Tonnen Kies wir verarbeitet haben."

Inzwischen ist der Rollrasen angewachsen und es gibt sogar eine Lichtschranke, die mitzählt, wie viele Menschen ins Bad kommen. Mitinstalliert hat sie der Maschinenbauer Hubert Hueber. Auch er erzählt: "Ich bin schon als kleiner Stöpsel da im Bad rumgesprungen, bis ich blaue Lippen gehabt hab und als ich gehört habe, dass das Bad geschlossen werden soll, habe ich gesagt, das kann nicht sein."

Über 2.500 ehrenamtliche Stunden geleistet

Über 2.500 Arbeitsstunden haben die Ehrenamtlichen inzwischen ins Bad gesteckt. Thomas Dölle, der erste Vorsitzende des Fördervereins, ist stolz, wer alles mit angepackt hat: "Das ist einfach großartig", sagt er.

Doch das werde nicht reichen, ist er sich sicher und sieht die Gemeinde in der Pflicht. Sie betreibt das Bad und gab für die Sanierung einen Zuschuss von 20.000 Euro frei. Außerdem sagten die Marktgemeinderäte zu, jährlich ein gewisses Defizit auszugleichen.

Schon stehen aber weitere Sanierungen an: Die Schwimmbadtechnik ist zum Beispiel noch auf dem Stand der 1960er Jahre. Auch die Folien in den Becken sind problematisch. Die Instandsetzung werde bestimmt eine Million Euro kosten, meint Dölle. "Da kommen wirklich große Kosten auf die Gemeinde zu, das ist uns auch klar. Wir werden schauen, dass wir Spenden sammeln, aber ich glaub, das ist es wert."

Der Sommer kann kommen

In den nächsten Monaten soll ein Finanzierungsplan erstellt werden, erst dann wird klar sein, wie und ob das Bad dauerhaft betrieben werden kann. Daran möchte an diesem Freitag aber niemand denken, denn ab sofort hat das Bad wieder geöffnet. Ein Bademeister wurde gefunden und die Mitglieder des Fördervereins kümmern sich derweil um den Kioskverkauf.

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Gemeinsam haben die Mitglieder des Fördervereins Freibad Seltmans das alte Freibad wieder auf Vordermann gebracht.

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