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Buchtipps Bayerische Krimi-Neuerscheinungen

Spätestens seit dem niederbayerischen Kommissar Franz Eberhofer oder dem Allgäuer Grantler Kluftinger sind Krimis aus Bayern geradezu Kult geworden. Kein Wunder, verbinden sie doch fesselnde Geschichten mit meist malerischer Kulisse – oder auch mal den dunklen Ecken einer bayerischen Großstadt. Buchhändlerin Sabine Abel hat vier Neuerscheinungen für Sie ausgewählt, die alle eines gemeinsam haben: Sie sind spannend und nehmen Sie mit in bekannte oder auch unbekannte Ecken von Bayern.

Stand: 31.05.2023

Aufgeschlagenes Buch | Bild: BR / Lisa Hinder

Max Reiter: Erinnere dich!

20 Jahre ist es her, dass die Abiturientin Maja bei einer Wanderung spurlos verschwand. 20 Jahre, in denen ihr Freund Arno Seitz jede Erinnerung an das traumatische Ereignis verdrängt hat. Jetzt kommt beim Abiturtreffen vieles wieder hoch – Bilder, Gefühle, längst Vergessenes. Die Freunde von damals beschließen, den Wanderweg noch einmal gemeinsam zu gehen. Und jemand, der sich nicht zu erkennen gibt, zwingt Arno, sich endlich seinen Erinnerungen zu stellen. Er hat Maja als Letzter gesehen. Er weiß genau, wo sie an jenem Morgen waren. Er hat sie in die Höhle gelockt. Aber was ist dann passiert?

Sabine Abel: "Dieser Psychothriller kommt mit wenig Blut aus und ist dabei super spannend. Es geht um die große Frage, ob wir uns auf unsere Erinnerungen verlassen können oder ob sie nach einem traumatischen Erlebnis nicht vielleicht eine falsche Wahrheit suggerieren. Max Reiter knüpft mit diesem Buch an seine erfolgreichen München-Krimis aus den 1950er Jahren an, die er unter seinem echten Namen Andreas Götz verfasst hat. Der Todesfall in diesem Buch liegt 20 Jahre zurück und dennoch ist es hochspannend, mitzuverfolgen, wie die Hauptfigur Arno sich – nicht ganz freiwillig – den Erlebnissen aus der Vergangenheit stellen muss. Auf diese Weise kann Arno womöglich sogar ein Geheimnis lösen..."

Bayernbezug: Mittelpunkt der Geschichte ist ein Ort namens Wendling in den bayerischen Bergen. Dort brechen die Beteiligten zu einer gemeinsamen Wanderung in die Natur mit Wiesen, Wäldern und Gebirgsbächen auf.

Michael Gerwien: Isardreh 

An einem windigen, regnerischen Samstagabend entdecken Exkommissar Max Raintaler und sein Freund Franz Wurmdobler die Leiche des erfolgreichen Filmproduzenten Waldemar Brachtinger. Offensichtlich wurde er in seinem Büro in der Filmstadt vor den Toren Münchens im Nobelvorort Grünwald ermordet. Die Spur führt zunächst in die Kreise der oft neidischen und emotional aufgeladenen Filmbranche, aber auch nach München. Als dann auch noch Max' langjährige Lebensgefährtin entführt wird, gerät der Exkommissar unter Druck.

Sabine Abel: "Der Exkommissar Max und sein Freund Franz sind quasi alte Bekannte aus einer erfolgreichen Krimi-Reihe und auch der neuste Fall ist absolut lesenswert. Es macht immer wieder Spaß mit den beiden, die von Michael Gerwiens spitzer Feder so humorvoll charakterisiert werden. Mit ironischem und fast schon boshaftem Unterton beschreibt der Autor die Filmbranche, aber auch den noblen Münchner Vorort Grünwald. Die Schickimickis und die Glitzerwelt werden mit Humor und durchaus kritisch betrachtet. Nicht nur für Münchner, die hier zuhause sind, ein echtes Lesevergnügen, sondern für alle, die ironisch-schräge und gleichzeitig spannende Krimis lieben."

Bayernbezug: Der Schauplatz der Serie ist die bayerische Heimat des Autors. In diesem Band das Münchner Umland.

Jan Beinßen: Das Ungeheuer vom Brombachsee 

Während seine Frau Katinka beruflich verreist ist, genießt Hobbydetektiv Paul Flemming den Frühsommer und erholt sich auf einem Hausboot am Brombachsee im touristisch hochattraktiven Fränkischen Seenland. Unversehens wird er dabei zum Retter eines Hundes, den er aus dem Wasser fischt. Dabei wird der Hobbydetektiv auf ein anderes Boot aufmerksam, das verwaist zu sein scheint, und entdeckt dort die Leiche eines Mannes. Wurde dieser etwa Opfer eines im See lebenden Ungeheuers, das bereits mehrere Urlauber gesichtet haben wollen? Während sich auch die Presse dahinterklemmt und eine Fotosafari auf die "fränkische Nessie" beginnt, hat es Paul bei seinen privaten Ermittlungen bald mit allzu menschlichen Widersachern zu tun ...

Sabine Abel: "Eine lustige Geschichte aus der fränkischen Reihe von Jan Beinßen mit Hobbydetektiv Paul Flemming. Das Setting im Fränkischen Seenland und die originelle Hauptfigur machen gleich gute Laune. Paul Flemming ist ein schrulliger Typ, der seine eigene Art hat, an Fälle heranzugehen. Im Sommerloch schwebt jetzt, von der Presse angeheizt, eine 'fränkische Nessie' im Raum und gibt Anlass für wilde Spekulationen. Der Hobbydetektiv hält diese Gruselnachricht natürlich für Humbug und ermittelt in eine ganz andere Richtung. Das Buch ist leicht zu lesen und wird alle begeistern, die unkomplizierte Krimis mit Humor lieben. Übrigens spielt hier auch die Kulinarik mit typisch fränkischen Spezialitäten eine ganz eigene Rolle."

Bayernbezug: Die Geschichte spielt im Fränkische Seenland auf der Fränkischen Alb (auch "Frankenjura" genannt), südlich von Nürnberg.

Max Bronski: Urs der Berserker 

Urs Zobel betreibt das kleine Hotel Swiss im Münchner Bahnhofsviertel. Er ist ein Sonderling unter all den muskelbepackten Vollmännern, den selbstbewussten Barbesitzerinnen und Händlern in seinem Kiez.
Eines Abends gerät direkt vor seinem Hotel ein Auto aus der Kurve, rast den Bürgersteig entlang und bringt mehrere Menschen zu Tode. Die sozialen Medien befeuern die Deutung als islamistisches Attentat, die Polizei postet Warnungen. Doch Urs hat das Geschehen anders erlebt. Auf dem Beifahrersitz des Porsche Cayenne glaubt er den Mann zu erkennen, der vor Jahrzehnten sein Leben zerstört und ihn fast getötet hat. Aber kann Urs seiner Wahrnehmung trauen? Ausgerechnet am Tag vor dem Unfall hat er von dem in Wodka eingelegten Fliegenpilz gekostet, den ein seltsamer Hotelgast aus Sibirien ihm kürzlich als Geheimrezept der Berserker hinterlassen hat. Als er seine Eindrücke sortieren und überprüfen will, scheint er mit seinen Fragen in ein Wespennest zu stechen. Nun will er es erst recht wissen, doch die Reise in die Vergangenheit hat ihren Preis.

Sabine Abel: "Bronski beleuchtet die nicht so glorreichen Seiten der 'Weltstadt mit Herz'. Die Hauptfigur Urs Zobel ist alles andere als ein Held – mit Hang zu Alkohol, Drogen und Frauen aus dem Rotlichtmilieu. Nach dem Autounfall vor seinem heruntergekommenen Hotel tauchen plötzlich trügerische Erinnerungsfetzen aus der Vergangenheit auf. Ist der Beifahrer sein Entführer von damals, als er als Jugendlicher auf Sardinien war? Urs fängt an zu recherchieren und sich seiner Geschichte zu stellen. Max Bronski greift dabei immer wieder gesellschaftliche Themen wie Gentrifizierung oder Fake News auf und legt den Finger in die Wunden der Dinge, die in der Gesellschaft schieflaufen."

Bayernbezug: Die Geschichte spielt in München, aber nicht bei den Reichen und Schönen, sondern in der Welt der Gestrandeten und Vergessenen.

Viel Spaß beim Lesen wünschen Sabine Abel und "Wir in Bayern"!


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