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Buchtipps Die besten Krimis von der Frankfurter Buchmesse 2023

Lieben Sie spannende Geschichten voller Wendungen und undurchdringlicher Charaktere? Dann hat unsere Buchexpertin Sabine Abel vier tolle Empfehlungen für Sie. Neu erschienene Krimis und Thriller, die, passend zur Jahreszeit, in stimmungsvolle, winterliche Welten entführen und so fesselnd sind, dass Sie sie nicht mehr aus der Hand legen möchten.

Stand: 26.10.2023

Die vier vorgestellten Krimis  | Bild: BR  / Britta Barchet

Giles Blunt: Kanadischer Winter

Algonquin Bay ist ein kleines Nest im kanadischen Ontario und im Winter ein unwirtlicher Ort. Nicht nur die Kälte, auch die Einsamkeit macht Kommissar John Cardinal zu schaffen, seit seine Tochter studiert und seine Frau in eine Psychiatrie eingewiesen wurde. Als Kinder auf einer Insel im See eine Leiche entdecken, fühlt sich Cardinal erst nicht zuständig. Bei dem in einem Eisblock gefrorenen Körper handelt es sich um eine Dreizehnjährige, die Monate zuvor entführt worden war. Entgegen der Meinung seines Vorgesetzten war Cardinal von Anfang an von einem Gewaltverbrechen überzeugt und fängt an zu ermitteln. Weniger erfreut ist Cardinal über seine neue Partnerin Lise, die zuletzt für die Abteilung Sonderermittlungen tätig war. Hat sie womöglich den Auftrag, Cardinal auszuspionieren? Denn der hat tatsächlich etwas zu verbergen. Und seine Sorgen werden nicht weniger, als weitere Leichen gefunden werden.

Sabine Abel: "Die Geschichte spielt in einer ländlichen Gegend, geradezu im Niemandsland. Das Schöne ist, dass sie sich nicht nur um den Fall dreht, sondern auch um das Privatleben des Ermittlers und um die Menschen, die in dem kleinen Ort leben. Der Leser taucht in die Dorfgemeinschaft ein, lernt die verschiedenen Charaktere kennen und einen Kommissar, der seine ganz eigene Art und Weise hat, an den Vermisstenfall heranzugehen. Dabei sorgt seine neue, junge Kollegin für zusätzliche Spannung. Das Buch kommt eher ruhig daher, ist nicht ‚blutig", aber voll psychologischer Spannung. Es lebt von der Atmosphäre im winterlichen Kanada. Ich mag die schöne Sprache, das Lesen hat mir großen Spaß gemacht. Am besten kochen Sie sich eine schöne, warme Tasse Tee dazu, damit Ihnen nicht zu kalt wird."

Amy McCulloch: Der Eisbrecher

Die Antarktis ist das spektakulärste Reiseziel, das sich Olivia vorstellen kann. Aufgeregt bezieht sie ihre Kabine auf dem zu einem Luxusschiff umgebauten Eisbrecher. Die ersten riesigen Eisberge mit ihren schroffen Kanten versetzen sie in Staunen - bis an Bord zwei Passagiere sterben. War es Mord? In der Antarktis gibt es keine Polizei, keine Telefone und keine Rettung. Unter der endlosen Mitternachtssonne kann Olivia niemandem vertrauen, denn irgendjemand an Bord will verhindern, dass sie lebend in die Zivilisation zurückkehrt.

Sabine Abel: "Olivia hat schon beim Betreten des Schiffs das Gefühl, dass die verfolgt wird und weiß nicht, was los ist. Als sich mehrere Mordfälle ereignen, muss sich der Täter, ähnlich wie bei ‚Mord im Orient-Express' von Agatha Christie, unter den Passagieren befinden. Die Lage wird für Olivia immer brisanter, denn es passieren seltsame Dinge, die kein Zufall sein können. Sie merkt, dass sie diejenige ist, auf die es der Mörder abgesehen haben muss, doch sie ist völlig auf sich allein gestellt. Beim Lesen hatte ich immer wieder Assoziationen mit dem Luxusdampfer Titanic, der 1912 im Meer versank: alles ist groß, pompös und die Eisberge konnte ich geradezu vor mir sehen. Ein tolles Setting und eine gelungene Mischung aus Abenteuergeschichte und Psychothriller."

Lilja Sigurdardóttir: Höllenkalt

Áróra lebt in London und ist Ermittlerin im Bereich Wirtschaftskriminalität - sie spürt illegal verstecktes Geld auf und ist sehr gut in ihrem Job. Privat ist Áróra eher eigenbrötlerisch. Zu ihrer Familie hat sie wenig Kontakt, und als ihre Mutter sie bittet, nach Island zu fahren, um nach ihrer älteren Schwester Ísafold zu schauen, die sich nicht mehr meldet, ist sie genervt. Dennoch macht sie sich auf nach Reykjavík und muss bald erkennen, dass Ísafold tatsächlich spurlos verschwunden ist. Áróra stellt Björn, den brutalen, mit Drogen dealenden Freund ihrer Schwester zur Rede und befragt die Nachbarn, die genau wie Björn ausweichend reagieren. Wurde Ísafold Opfer eines Verbrechens? Verzweifelt bittet sie den Polizisten Daníel um Hilfe, doch auch ihm erscheint die Situation mehr als rätselhaft. Auf ihrer atemlosen Suche wird Áróra nicht nur mit der Entfremdung von ihrer eigenen Schwester konfrontiert, sondern auch mit ungeahnten menschlichen Abgründen.

Sabine Abel: "Als Áróra wider Willen zurückkommt, hatte sie ihrer Heimat und Familie schon lange den Rücken gekehrt. Sie nimmt es zunächst nicht so ernst, ihre verschwundene Schwester zu suchen, die in schlechten Kreisen unterwegs war - doch bald ist sie so tief in die Suche verwickelt, dass sie mehrfach ihr eigenes Leben riskiert. Sie kommt hinter illegale Machenschaften, die sich nach und nach entwirren. Áróra ist keine typische Heldin, sondern eher grobschlächtig und wenig gefällig, doch sie wird dem Leser immer sympathischer. Ich finde die Geschichte wahnsinnig gut erzählt, der kurze, prägnante Schreibstil unterstreicht die atemberaubende Spannung - es überschlagen sich die Ereignisse und immer wieder gibt es spannende Wendungen. ‚Höllenkalt' ist der Auftakt einer neuen Trilogie mit Áróra (der zweite Band erscheint im Februar 2024)."

Andreas Pflüger: Wie sterben geht

Winter 1983. Auf der Glienicker Brücke ist alles bereit für den spektakulärsten Agentenaustausch der Geschichte. KGB-Offizier Rem Kukura, Deckname Pilger, soll gegen den Sohn eines Politbüromitglieds ausgetauscht werden. Mittendrin: Nina Winter, die Kukura als Einzige identifizieren kann. Doch auf der Brücke wird Nina in ein Inferno gerissen, und das Schicksal von ihr und Rem wird zu einer Frage von Krieg und Frieden zwischen den Supermächten.

Drei Jahre zuvor: Nina ist Analystin beim BND und wertet Spionage-Informationen aus. Eine Schreibtischagentin. Bis man ihr mitteilt, dass Pilger, der geheimnisvolle Moskauer Top-Agent des BND, seine weitere Zusammenarbeit von ihr abhängig macht: Er will, dass Nina als seine Führungsoffizierin nach Russland kommt. Sie weiß, dass es die Chance ihres Lebens ist. Doch Nina ahnt nicht, dass sie beim KGB einen Todfeind haben wird. Um zu überleben, muss sie zu einer anderen werden, zu einer Frau, die mit dem Tod tanzt.

Sabine Abel: "Die Hauptfigur Nina Winter hat eigentlich einen ruhigen Job in Pullach und keine wirklichen Chancen, dass sich das ändern wird. Doch mit ihrer Berufung nach Moskau beginnt das Abenteuer und im Spiel von Misstrauen, Verrat und Täuschung entwickelt sie sich zu einer klugen und mutigen Agentin. Dabei geht's nicht nur um private Verwicklungen, sondern auch um die großen politischen Zusammenhänge. Der Leser erlebt zentrale Schauplätze der 1980er Jahre, zum Beispiel Pullach bei München, Sitz des BND, oder Berlin, damals der Ort, an dem sich Osten und Westen am nächsten waren, Dreh- und Angelpunkt in Sachen Spionage. Andreas Pflüger nimmt den Leser in seiner präzisen, klaren Sprache mit auf eine spannende Zeitreise, die gleichzeitig erschreckend aktuell ist."

Viel Freude beim Lesen wünschen Sabine Abel und "Wir in Bayern"!


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