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Natürlich! Wirksam? Getestet! Naturheilmittel Pfefferminze - bei Erkältungen, Kopfschmerzen, Reizdarmsyndrom

Als Küchenkraut ist Pfefferminze sehr beliebt: Besonders als Tee, in erfrischenden Sommer-getränken, Joghurt-Dips oder Salaten. Doch sie ist auch eine bewährte Arzneipflanze mit breitem Anwendungsspektrum, etwa bei Erkältungen, Verdauungsbeschwerden und Kopfschmerzen. Gesundheit! zeigt, welche Inhaltsstoffe die Heilpflanze enthält, wie gut die Pfefferminze erforscht ist und ob es bei der innerlichen und äußerlichen Anwendung zu unerwünschten Nebenwirkungen kommen kann. Eine Kräuterexpertin, eine Apothekerin und ein Mediziner nehmen das Hausmittel unter die Lupe.

Von: Agnieszka Schneider

Stand: 18.07.2023

Die heutige Pfefferminze (Mentha Piperita) entstand im 17. Jahrhundert als zufälliger Hybrid zweier Arten - der Wasserminze (Mentha aquatica) und der Krauseminze (Mentha spicata). Den Namen verdank sie ihrem Entdecker, dem englischen Biologen John Ray, der sie wegen ihres scharfen Geschmacks „peppermint“ bezeichnete.

Die Pfefferminze gehört zur Familie der Lippenblütler und kann fast überall wachsen, bevorzugt humose, aber auch lehmige bis sandige Böden. Die mehrjährige Pflanze wird zwischen 30 und 70 cm hoch und weist rötliche Stängel und lilarosafarbene Blüten auf. Der optimale Erntezeitpunkt liegt kurz vor Beginn der Blüte, zwischen Juli und September, dann ist der höchste Gehalt an Inhaltsstoffen zu erwarten. Nach der Ernte wird das Kraut von den Stängeln getrennt und die Blattware getrocknet. Um die wertvollen Inhaltsstoffe zu konservieren, ist eine schonende Trocknung wichtig. Für Heilzwecke werden die frischen oder getrockneten Blätter und das daraus gewonnene ätherische Öl (Pfefferminzöl) verwendet.

Anwendungsgebiete: Bei welchen Beschwerden hilft Pfefferminze?

Die Kräuterpädagogin Laura Deichl verwendet Pfefferminze bei einer Vielzahl von Beschwerden. Äußerlich kann das Minzöl bei Muskel-, Nerven-, Kopfschmerzen und Mückenstichen genutzt werden. Auch bei Schwindel, Reiseübelkeit oder als Einreibemittel bei Fieber, hat es sich bewährt.

Um ein Pfefferminzöl herzustellen, eignet sich grundsätzlich jedes Trägeröl. Empfehlenswert sind hochwertige Öle in Bioqualität, wie z.B. Sonnenblume, Olive, Raps, Mandel oder Jojoba. Für die Ölherstellung kann die Pfefferminze entweder frisch oder getrocknet verwendet werden. Bei frischen Pflanzen sollten diese vorab einige Stunden welken, um Schimmelbildung im Glas zu vermeiden. Gegenüber getrocknetem Kraut nimmt man von den frischen Blättern immer etwa die doppelte bis dreifache Menge. Ein Glas mit großer Öffnung zu etwa einem Drittel bzw. bis zur Hälfte mit Pflanzenmaterial befüllen und mit Öl aufgießen.

Die Ölauszüge werden zwischen warm und kalt unterschieden. Bei einem Kaltauszug steht das Öl über ca. 3-4 Wochen an einem dunklen Ort bei Zimmertemperatur. Das Glas sollte täglich geschüttelt werden. Danach das Öl abseihen und in sterile Flaschen abfüllen. Bei Warmauszügen wird das Öl mit den Kräutern im Wasserbad über zwei Tage immer wieder vorsichtig erwärmt (bis max. 50-60 Grad Celsius). Durch das Erwärmen gehen die Wirkstoffe schneller in das Öl über.

Mit einem praktischen Roll-on kann man beim Auftragen des Öls auf die Schläfen Spannungskopfschmerzen gut entgegenwirken. Eine Pfefferminz-Salbe mindert Juckreiz. Außerdem wird Pfefferminze bei Entzündungen der Mundschleimhaut und in Zahnpflegeprodukten eingesetzt.

Als Dragees und Kapseln finden die Heilpflanze ihre Verwendung bei funktionellen Magen-Darm-Beschwerden wie Blähungen, Krämpfe oder Völlegefühl. Genau bei diesen Krankheitsbildern hat sich Pfefferminze an der Klinik für Integrative Medizin und Naturheilkunde des Klinikums Bamberg etabliert. Prof. Jost Langhorst erarbeitet mit seinem Team Behandlungsstrategien für Patienten mit Reizdarmsyndrom. Daran leidet seit ca. sieben Jahren der 30-jährige Julian Heizmann. Durch die starken Bauchschmerzen kann er nachts schlecht schlafen. Vor dem Klinikaufenthalt hat er zu Hause regelmäßig Pfefferminztee getrunken.

"Wenn ich Bauchschmerzen hatte, dann habe ich mir einen Pfefferminztee gemacht, und der hat meinen Bauch beruhigt. Und dann konnte ich auch besser schlafen."

Julian Heizmann, Patient

In der Klinik bekommt Julian Heizmann drei Mal am Tag eine spezielle Tinktur mit Pfefferminze zu den Mahlzeiten gereicht. Für zu Hause eignet sich auch die Einnahme magensaftresistenter Dragees, die als Kombipräparat mit Kümmel in der Apotheke erhältlich sind.

"Wir setzen es ein beim Reizdarmsyndrom, da niedrigschwellig in Form von Tees, aber auch als Medikament in Kapselform. Das entkrampft den Magen-Darm-Trakt. Wir wissen, dass es auf das Nervensystem des Darms wirkt. Es wirkt außerdem auch entblähend und antibakteriell."

Prof. Dr. Jost Langhorst, Internist, Klinikum Bamberg

Die Inhaltsstoffe: Welcher Wirkstoff macht die Pfefferminze so gesund?

Die Heilwirkung der Pfefferminze wird auf die ätherischen Öle zurückgeführt.

"Von den ätherischen Ölen ist bei der Pfefferminze das Menthol zu nennen. Die Hälfte ungefährdet des ätherischen Öls besteht aus diesem Stoff Menthol, daneben finden wir aber noch Methylacetat, Menthofuran. Wir haben aber auch noch die Klasse der Lamiaceaen: Gerbstoffe und Flavonoide. Das Menthol kühlt ja dadurch, dass die Blutgefäße erweitert werden. Dadurch werden Schmerzen gestillt und eben auch der Juckreiz."

Sigrid Billig, Apothekerin, Deutsches Medizinhistorisches Museum, Ingolstadt 

Der Forschungsstand: Gibt es wissenschaftlich Studien?

Im Zusammenhang mit dem Reizdarmsyndrom ist die Pefferminze sehr gut erforscht.  Die positiven Ergebnisse basieren auf fünf randomisierten, placebo- oder referenzarzneimittel-kontrollierten Studien an insgesamt 580 Patienten mit funktionellen Magen-Darm-Beschwerden, die ein Kombipräparat mit dem Pfefferminz- und Kümmelöl eingenommen haben. Im Dezember 2022 wurde zudem eine Metaanalyse von drei placebokontrollierten Studien mit insgesamt 249 Patienten veröffentlicht. Darin ist eine signifikante Reduktion der Schmerzintensität um 20 Prozent gegenüber Placebo innerhalb von vier Wochen beobachtet worden.

"Da haben wir neun randomisiert-kontrollierte Studien, die in einer Metaanalyse zusammengefasst sind, also wirklich höchste Evidenz, die gezeigt haben, dass es gut wirkt gegen die Symptome eines Reizdarmsyndroms und zwar so gut, dass es in der Leitlinie schon nicht mehr im Bereich Pflanzen behandelt wird, sondern auf Augenhöhe mit den anderen synthetischen Medikamenten."

Prof. Dr. med. Jost Langhorst, Internist, Klinik für Integrative Medizin und Naturheilkunde, Sozialstiftung Bamberg 

Die Risiken: Gibt es unerwünschte Nebenwirkungen?

Bei Pfefferminzblättern sind keine Nebenwirkungen bekannt. Das Pfefferminzöl kann jedoch bei empfindlichen Personen Magenbeschwerden verursachen. In seltenen Fällen löst Pfefferminzöl (auch der Inhaltsstoff Menthol) allergische Reaktionen aus. Um mögliche Überdosierungen, die zum Kältegefühl, Benommenheit und Koordinationsstörungen führen können, zu vermeiden, sollte eine regelmäßige Einnahme von Pfefferminzpräparaten mit dem Arzt konsultiert werden.

Gegenanzeigen

"Die Pfefferminze sollte nicht vom Patienten, die Gallensteinleiden haben, eingenommen werden. Und bei Patienten, die Leberschäden haben."

Sigrid Billig, Apothekerin, Deutsches Medizinhistorisches Museum, Ingolstadt 

Bei Gallensteinleiden dürfen sowohl Pfefferminzblätter bzw. deren Zubereitung als auch Pfefferminzöl nur nach Rücksprache mit dem Arzt angewendet werden. Weitere bekannte Gegenanzeigen bei der Anwendung von Pfefferminzöl sind Verschluss der Gallenwege, Gallenblasenentzündung und schwere Leberschäden.

Das ätherische Öl der Pfefferminze darf nicht auf die Brust oder das Gesicht von Säuglingen und Kleinkindern gelangen, da es Krämpfe und vor allem den „Kratschmer-Reflex“ (Glottiskrampf) auslösen kann, was zum Atemstillstand führen kann. Das ätherische Öl darf außerdem – wie alle ätherischen Öle von Heilpflanzen – nicht in der Schwangerschaft eingenommen werden

Das Fazit: Wie schneidet das Hausmittel ab?

Das Check-Ergebnis ist recht positiv: Pfefferminze ist sehr vielseitig, kann sowohl innerlich als auch äußerlich bei vielen Beschwerden angewendet werden. Die wertvollen Inhaltsstoffe können nur bei Überdosierung problematisch werden. Die Wirkung ist durch eine Zahl an Studien beim Reizdarmsyndrom recht gut belegt. Auch beim Spannungskopfschmerz wurden positive Ergebnisse aus einer streng kontrollierten klinischen Studie ermittelt. Bei der Einnahme ist jedoch bei einigen Personengruppen Vorsicht geboten.

Extra: Rezepte mit Pfefferminze

Minz-Roll-on für Kopfschmerzen

Frische oder getrocknete Minzblätter | Trägeröl (Olive, Sonnenblume, Jojoba, Mandel)

Ein Schraubglas zu etwa einem Drittel mit dem zerkleinerten Pflanzenmaterial befüllen und mit Öl aufgießen. Das Ganze entweder kalt für 4 Wochen an einem dunklen Ort ausziehen lassen, dabei täglich schwenken um Schimmelbildung zu vermeiden. Oder alternativ vorsichtig in einem Wasserbad über 1-2 Tage ein paarmal erhitzen (auf max. 50 Grad Celsius), dazwischen immer wieder ziehen lassen. Abseihen und in eine saubere Flasche bzw. ein Roll-On Fläschchen abfüllen.

Schnellere Alternative: 10 ml Jojobaöl (oder anderes Öl) | 10-20 Tropfen ätherisches Pfefferminzöl
Jojobaöl und ätherisches Pfefferminzöl mischen und in ein Roll-On Fläschchen füllen.

In der überlieferten Heilkunde wird das Öl angewendet

  • bei Kopfschmerzen
  • zur Konzentrationsförderung
  • bei Erkältung. Kann zum Einreiben der Brust verwendet werden.
  • 1 EL davon in heißem Wasser gelöst zur Inhalation bei Erkältungskrankheiten
  • bei Muskelkater
  • bei Mückenstichen lindert es den Juckreiz
  • Einige Tropfen davon in warmen Wasser ergeben ein wohltuendes Fußbad für schwere Beine.

HINWEIS: Nicht bei Kindern unter 5 Jahren anwenden, es kann zu Atemnot kommen oder zu Hautreizung. Nicht in die Augen bringen.

Rezept Minztee

1 TL zerkleinertes getrocknetes Kraut (bzw. 2 TL frisches) auf 1 Tasse kochendes Wasser. 5-10 Minuten abgedeckt ziehen lassen. Bei krampfartigen Magen/Darmbeschwerden, Übelkeit oder zur Unterstützung der Verdauung.


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