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Kriegs-Linien Streifzug über den Monte Piana in den Dolomiten

Der Gebirgskrieg in den Dolomiten begegnet einem an der alten Grenze zwischen Südtirol und Italien vielerorts, auch am Monte Piana.

Stand: 19.08.2016 | Archiv

Monte Piana | Bild: BR/Sebastian Nachbar

Wer von Toblach nach Cortina d’Ampezzo fährt, kommt direkt an ihm vorbei. Der Monte Piana ist ein Plateauberg, so ähnlich wie der Untersberg in Bayern. Die Grenze verlief 1915 genau durch seine Mitte. Strategisch wichtig gelegen wollten sowohl die Österreicher als auch die Italiener den Monte Piana halten. Es kam zu einem fürchterlichen Stellungskrieg. Die Spuren davon sind auch heute noch überall zu sehen.

Mitten im Fels war damals eine Küche

Das zentrale Frage ist: Findet man an diesem Berg irgendetwas, das nicht mit Krieg zu tun hat? Ja, es gibt auch Positives am Monte Piana oberhalb der Straße von Toblach nach Cortina, wo die Grenze zwischen Südtirol und Italien verläuft, wo sich Österreicher und Italiener ab 1915 im Gebirgskrieg gegenüber gelegen sind. Die Österreicher am nördlichen Ende des Monte-Piana-Plateaus – dem Teil, der Monte Piano heißt, die Italiener auf der Südseite.

Blick auf die drei Zinnen

Der ganze Berg ist ein großes Freilichtmuseum und schaut heute noch aus wie ein Schlachtfeld. Schützengräben durchziehen seine Oberfläche, überall Stellungen, Gänge und Befestigungen. Wer sich traut, kann die Stollen hautnah erleben und sich durch die engen Gänge zwängen. Der Gipfel war den Soldaten damals ziemlich egal, dabei ist der Monte Piana ein grandioser Aussichtsberg: Hohe Geisl im Westen, Monte Cristallo im Süden, die Drei Zinnen im Osten.

Im September treffen sich die "Highliner".

Der Steig quert den Südrand des Plateaus, schlängelt sich um Felsköpfe und umgeht kleine Scharten. Auf einmal stößt der Pfad direkt auf eine Highline - ein Seil zum Balancieren. Jemand hat es über den Abgrund gespannt, von einem Felsköpfel zum nächsten, dreißig Meter lang. Neben dem Seil liegt ein junger Typ im Gras, schaut in den Himmel und hört Musik. Es ist Alto Valmassoi, ein einheimischer Freerider und Highliner. Er trainiert oft am Monte Piana, schätzt die Aussicht und die entspannte Atmosphäre ungeachtet der Vergangenheit. Einmal im Jahr treffen sich junge Leute im September hier auf dem Monte Piana zum „Highline-Meeting“. Ein paar Dutzend Highliner aus der ganzen Welt kommen zusammen, erzählt Alto. Sie schlafen hier, experimentieren mit Highlines, singen, haben eine gute Zeit und bringen einen neuen Geist auf den kriegsversehrten Monte Piana, einen positiven Zeitgeist.

Alto muss sich jetzt konzentrieren. Er steht auf, bindet seine schwarzen Haare zusammen und hängt seine Selbstsicherung ein. Auf dem Allerwertesten rutscht er sitzend ein paar Meter auf der Leine über den Abgrund, dann sitzt er ganz still. Die Leine schwingt, der Wind säuselt. Alto Valmassoi setzt einen Fuß auf die Leine und steht auf. Die Leine zittert, Alto steht. Dann geht er. Hinter ihm, vor ihm, unter ihm – das Nichts. Alto geht durch die Luft, nichts kann ihn stoppen. Der Krieg ist lange vorbei am Monte Piana. Gott sei Dank!

Karte: Monte Piana

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Karte: Monte Piana


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