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Friedensweg statt Kriegerpfad Historische Streifzüge am Plöckenpass

Das Gebiet um den 1357 Meter hohen Plöckenpass in den Karnischen Alpen ist bei uns eher wenig bekannt. Aus dem Kärntner Drautal führt der Übergang hinüber nach Friaul und wurde so zu einer hart umkämpften Scharnierstelle im Ersten Weltkrieg. Bis auf wenige Meter lagen sich die verfeindeten Soldaten auf dem Gipfel des Kleinen Pal über dem Plöckenpass gegenüber. Bis heute lässt sich das genauestens nachvollziehen, denn in jahrelanger Freiwilligenarbeit ist dort ein erschütterndes Freilichtmuseum entstanden.

Stand: 15.07.2016

Historische Streifzüge am Plöckenpass | Bild: Archiv Dolomitenfreunde

Am Kleinen Pal

Immer noch kommen jeden Sommer Freiwillige, die Unterstände wieder herrichten und Schützengräben frei räumen, unter ihnen auch Antonella, eine Informatikerin aus Neapel, und Josef, ein Offiziersanwärter aus Ungarn. Andreas Ostadal aus Wien gehört zu den Dolomitenfreunden, die hier seit über zwei Jahrzehnten aktiv sind. In den Tagebüchern von Soldaten und in den archivierten Armeebefehlen wird der ganze Wahnsinn des Gebirgskriegs erst richtig deutlich.

Italiener beim Bau einer Trockenmauer

Bis zu seinem Tod im Jahr 2004 hat Walter Schaumann die Arbeiten hier geleitet. Der ehemalige österreichische Armeeoberst ist der Begründer der „Friedenswege“, das Freilichtmuseum am Plöckenpass gehört zu den Herzstücken. So wurde auch die Materialseilbahn mit über 1000 Meter freier Spannung auf den Kleinen Pal restauriert. Das originalgetreue technische Meisterwerk steht dabei noch für eine weitere Dimension, die der Erste Weltkrieg der Geschichte der Alpen hinzugefügt hat. Allein auf österreichischer Seite gab es Seilbahnen von insgesamt über 1500 Kilometer Länge mit rund 6500 Mann Personal. Die technischen Betriebserfahrungen während des Ersten Weltkriegs waren dann Grundlage für den Boom des Seilbahnbaus in den 1920er-Jahren.

Vorfeldwache mit Treppe

Im Feuer des Gefechts aber war die Seilbahn die dünne Verbindung der Kämpfer auf dem Berg zu Nachschub und Hilfe. Zweieinhalb Jahre wurde hier oben gekämpft. Die Verluste durch Naturgewalten waren im Winter oft zehnmal höher als durch den eigentlichen Krieg. Lawinen wurden oft auch gezielt ausgelöst. Weil die Front rund um den Plöckenpass praktisch festgefahren war, wurden bald auch die umliegenden Berge besetzt. Die Steige, die im kühnen und steilen Felsgelände entstanden sind, sind auch heute noch nur Spezialisten zugänglich. Selbst vor der Kellerwand, nach dem Watzmann eine der höchsten Wände der Ostalpen, schreckten die Kaiserjäger damals nicht zurück.

Weitere Informationen gibt es unter www.dolomitenfreunde.at

Karte: Der Plöckenpass

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Karte: Der Plöckenpass


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