Kultur - Literatur


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Golo Mann Der brave Historiker

Wie seine Geschwister Klaus und Monika zählte Golo Mann nicht zu den Lieblingskindern seines Vaters. Trotzdem bewältigte er, ausgestattet mit einem phänomenalen Gedächtnis, mit Bravour seine Laufbahn am humanistischen Gymnasium.

Stand: 03.11.2011

Illustration: Die Kinder der Manns / Golo Mann | Bild: BR, Monacensia, Montage: BR/Tanja Begovic

Zunächst eine Information für alle, die sich immer schon über das merkwürdige "Golo" gewundert haben: So hieß er nicht von Geburt an. Das dritte Kind der Manns, das am 27. März 1909 zur Welt kam, wurde eigentlich auf Gottfried Angelus getauft. Einen Engel wollten die Eltern also - und klagten doch bald über einen reizbaren, schreckhaften, gar hässlichen kleinen Jungen, der im Grunde aber doch brav war. Seine Kindheit ging nicht ohne Hänselei ab; man gab ihm mit "Gololo" oder "Golo" einen Spitznamen, den er selbst übernahm. Er teilte das Los seiner Geschwister Klaus und Monika, es nicht in den erlauchten Kreis der Lieblingskinder des Vaters geschafft zu haben.

Leistungsstarker Lateiner

Trotz ihrer Problematik lasteten die frühen Jahre Golo Manns nicht als Hypothek auf seinen schulischen Leistungen. Auch in den Erziehungsanstalten war er brav, bewältigte enorme Lesepensen - und interessierte sich fürs Theater: Schon als Zehnjähriger trat er in Lessings "Minna von Barnhelm" auf. Die humanistische Gymnasial-Ausbildung stattete ihn mit fundierten Lateinkenntnissen aus, dank derer er auch schwierige Autoren wie Horaz und Tacitus bis ins hohe Alter im Original lesen konnte. Dazu verfügte er über ein phänomenales Gedächtnis, aus dem er hunderte Gedichte und ganze Dramen auswendig zu rezitieren vermochte.

Salem - auch Golo Mann ist durch jene Schule gegangen

Als Zwölfjähriger schloss sich Golo Mann den Pfadfindern an und wanderte viele Kilometer quer durch Deutschland - eine Passion, die er Zeit seines Lebens nicht mehr ablegte. Während seine älteren Geschwister Erika und Klaus sich in das Bohème-Leben der Großstadt stürzten, bevorzugte Golo Mann die Einsamkeit in der Natur. 1923 schickten ihn die Eltern in das damals neue, aber schon renommierte Reform-Internat im badischen Salem - eine Art Kaderschmiede für eine Leistungselite, die das geschlagene Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg wieder aufpäppeln sollte.

Getrieben von Angst

Trotz der als glücklich empfundenen Umgebung in Salem erfasste den 16-Jährigen erstmals eine schwere Angstkrise. Melancholien und Depressionen beeinträchtigten fortan immer wieder das Leben Golo Manns in einer Art und Weise, dass er zeitweise ärztliche Hilfe konsultierte.


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