Kultur - Kunst und Design


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Pinakothek der Moderne Die Teurothek

Die Vor- und Frühgeschichte der Pinakothek ist eine Geschichte von Pech und Pannen. Die ganz große Pleite freilich konnte verhindert werden. Gut möglich, dass die Vorstellung, mit 200 Millionen Mark Deutschlands größten Museumsneubau hinstellen zu wollen, von vorneherein zum Scheitern verurteilt war.

Stand: 18.05.2011 | Archiv

Pinakothek der Moderne im Bau | Bild: picture-alliance/dpa

Schon im Jahr 2000 musste der Landtag 19,2 Millionen Euro nachschießen: Ratten ließen sich ganze Kilometer von Kabeln im Untergrund schmecken, die Glaskuppel war nicht ganz dicht, der Spezialputz bröckelte von der Decke. Anfangs mochte man noch an eine Verkettung unglücklicher Umstände glauben.

Im Juli 2002 machte der Oberste Bayerische Rechnungshof dann eine neue Finanzierungslücke von 3,4 Millionen Euro aus: Auf der Baustelle herrschte oft Chaos, was zu juristischen Auseinandersetzungen und Nachforderungen führte - knapp die Hälfte davon war zuvor nicht einkalkuliert.

Bodenbelag als Politikum

Innenminister Günther Beckstein, für die Bauaufsicht zuständig, und Architekt Stephan Braunfels stritten nächtelang, ob der teure Terrazzoboden wirklich sein müsse. Beton tat es am Ende nicht. Der Architekt setzte sich mit dem Segen von Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) schließlich durch, zumal auch ein längerer Baustopp viel Geld gekostet hätte. Beckstein, der im Boden-Streit den Kürzeren zog, findet die Pinakothek "vergleichsweise immer noch günstig". Der Minister räumte vor dem Landtag aber Fehler bei der Bauaufsicht ein.

Der Fußboden wurde teilweise verlegt, als das Dach noch nicht fertig war - prompt regnete es auf den Bodenbelag und er musste erneuert werden. Dafür verzichtete man auf den finalen Feinschliff, weshalb wenige Jahre nach der Eröffnung von der edlen Anmutung des Bodens nicht mehr allzuviel übrig ist. Emma Kellner (Grüne) sagte im Juli 2002 im Landtag, eigentlich müsste Edmund Stoiber als oberstem Verfechter des Terrazzo-Bodens die Rechnung für die gestiegenen Kosten persönlich zugestellt werden. Max Strehle (CSU) gewann bei einem Baustellenbesuch den Eindruck, für München sei das Teuerste gerade gut genug.

"Nicht dringend": Stoibers Prioritätenliste von 1993

Dabei hatte Ministerpräsident Edmund Stoiber noch 1993 ganz andere Prioritäten: Damals setzte er die Pinakothek der Moderne auf eine Liste "nicht dringend erforderlicher" Projekte - wie auch das Neue Museum für Kunst und Design in Nürnberg, das im Jahr 2000 eröffnet wurde. Private Spenden retteten das aufgeschobene Pinakotheken-Projekt. Doch mit dem geplanten zweiten Bauabschnitt sieht es jetzt wieder mau aus - nicht zuletzt wegen des Baus für die Sammlung Brandhorst!


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