"Ich bin’s Juan, ich wollt euch nur sagen: danke für die Begleitung. Das ist eine neue Reise ins Hirn und Herz, in den Körper und den Geist....“

So begrüßt uns Juan Wauters auf dem ersten Song seines Albums "Wandering Rebel". Diese neue Reise, von der der "rastlose Rebell" hier spricht, beginnt da, wo für ihn alles mal angefangen hat: in seinem Geburtsort Montevideo, der Hauptstadt von Uruguay. Wohin er während der Pandemie wieder zurückgekehrt ist.

Die lange Reise des Juan Wauters

Juan Pablo Wauters ist Anfang der 2000er Jahre mit seiner Familie von Uruguay nach New York gezogen, ins Viertel Jackson Heights im Stadtteil Queens. Eine der kulturell diversesten Nachbarschaften im Melting Pot New York. Der damals knapp 18-jährige Juan hat sich trotzdem anfangs schwer getan: er konnte kein Englisch, hatte zwei Jahre lang keine Freunde und hat deshalb Zuhause vor allem mit Gitarre-Spielen die Zeit rumgebracht. Am Community College lernte er dann Leute kennen, mit denen er seine erste Band gründet: The Beets – mit Doppel-E!.

Sehnsucht nach Liebe und Schnitzelsemmel

Mit dem super lo-fi Garagen-Rock seiner Band ist Juan Wauters damals beim feinen Brooklyner Indie-Label Captured Tracks gelandet, dort hat auch der Slacker Mac DeMarco seine ersten Sachen veröffentlicht. Und wo bis heute Juan Wauters Solo-Alben erscheinen. Den Garagen-Rock hat er eingetauscht gegen charmanten Indie-Folk mit mal mehr, mal weniger lateinamerikanischen Einflüssen - das Lo-Fi aber ist geblieben.

Auf dem Song "Milanesa al Pan" malt sich Juan Wauters aus, wie ihn seine Fernbeziehung besucht, sie am Strand spazieren gehen und zusammen eine Schnitzelsemmel essen, eine "Milanesa al Pan". Allein einen so rührend-romantischen Song "Schnitzelsemmel" zu nennen: das macht Juan Wauters sehr liebenswert. Ein schräger Vogel, der genau so singt: etwas schräg und ein bisschen nasal. Der an Jonathan Richman und Ezra Furman erinnert und einen mit seinen schiefen Schneidezähnen entwaffnend anlächelt.

Träumen vom Ankommen

Juan Wauters war immer gut darin, zu beobachten. Das Besondere in alltäglichen Situationen zu beschreiben. Und sich an den kleinen Dingen zu erfreuen – siehe die Schnitzelsemmel. Auf einem seiner letzten Alben hat er auch mal alle seine Lieblingsfrüchte aufgezählt. Damit hat er auf mich immer gewirkt wie einer, der zufrieden durchs Leben streunt und von Luft, Musik und immer mal wieder der Liebe lebt. Aber die Pandemie, das Ende des Tourens und Reisens, hat ihm gezeigt, was ihm eigentlich gefehlt hat: Stabilität.

Seit Ende 2020 lebt Juan Wauters wieder in Montevideo – und hat dort neue Wurzeln geschlagen, er hat nun eine Freundin und ein Kind. Aber egal, wohin man geht – man nimmt sich bekanntermaßen immer selbst mit. Und leider auch die schwarze Wolke, "la nube negra".

Was die schwarze Wolke von einem will

Der Part der Wolke, den die amerikanisch-mexikanische Sängerin Luz Elena Mendoza hier singt, gehört mit zu den schönsten Momenten auf dem Album. Das ist für Juan Wauters Verhältnisse ziemlich melancholisch geworden. Aber es gibt auch die witzigen, netten Momente, die mitgeschnittenen Gespräche, die er gerne in seine Songs einbaut, wie auf "Mensaje Codificado". Bei jeder Grillparty, singt er hier, bitten ihn die Gäste um seine Gitarre – aber leider nicht, damit er sie spielt – sondern als Feuerholz. Pfff! Banausen!