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Das Thema Himmlers erste Schritte

Stand: 16.04.2013 | Archiv

Frau des Reichsinnenministers Heinrich Himmler, Margarete Himmler (r), mit Tochter Gudrun | Bild: picture-alliance/dpa

Heinrich Himmler wird am 7. Oktober 1900 als Sohn eines Gymnasiallehrers in München geboren. Da der Vater als Privatlehrer im Hause Wittelsbach wirkte, stellt sich Prinz Heinrich von Bayern (1884-1916) der statusbewussten Familie als Pate zur Verfügung.

Heinrich - Sohn aus gutbürgerlichem Elternhaus

Joseph Gebhard Himmler (1865–1936), ein obrigkeitstreuer Katholik mit deutschnationaler Gesinnung, der zum Direktor des angesehenen Wittelsbacher Gymnasiums aufsteigt, erzieht seine drei Söhne ganz im Sinne des humanistischen Bildungsbürgertums. Fürsorglich kümmert er sich mit seiner Frau Anna um die Jungen und vermittelt ihnen Fleiß und Arbeitswillen. Gebhard, der Älteste, wird Lehrer und arbeitet während der NS-Zeit im Reichserziehungsministerium. Ernst, der Jüngste, übernimmt Führungspositionen im Rundfunk. Heinrich, das "Sandwich-Kind", geht als Massenmörder in die Geschichte ein.

Himmlers frühe Heldenträume

Heinrich Himmler, der als Gymnasiast Briefmarken sammelt und eifrig Tagebuch schreibt, verfolgt den Verlauf des Ersten Weltkriegs mit großem Interesse. An seinem Wunsch, Offizier zu werden, ändert auch der Tod des Paten nichts - Prinz Heinrich wird 1916 in Rumänien tödlich verwundet. Wenige Monate vor Kriegsende tritt Himmler als Fahnenjunker in ein bayerisches Regiment ein, kommt aber nicht mehr zum Einsatz und wird im Dezember 1918 wieder nach Hause geschickt. Himmlers Feldherrn- und Kriegsheldenträume sind zerronnen, doch das hindert ihn nicht daran, sich fortan zum Soldaten zu stilisieren.

Das Studium - Die notgedrungene Alternative zur Front

1919 besucht Himmler erneut das Gymnasium, erhält ein Notabitur und studiert Landwirtschaft an der TH München. Er erfolgt damit dem Beispiel vieler junger Adeliger und ehemaliger Offiziere. Wenn er schon keine Truppen ins Feld führen kann, will er wenigstens ein Gut leiten. Als Student ist er in rechten, völkischen Kreisen aktiv und engagiert sich in Verbänden wie der "Einwohnerwehr München". Zeitweilig träumt er davon, nach Osteuropa, in die Türkei oder nach Südamerika auszuwandern. Als es seinem Vater in Zeiten der galoppierenden Inflation zunehmend schwerfällt, dem Sohn das Studentenleben zu finanzieren, absolviert Heinrich 1922 die Diplomhauptprüfung. Er findet Arbeit als Laborassistent und Verkäufer in einer Schleißheimer Düngemittelfirma.

Die Annäherung - Himmlers Eintritt in die NSDAP

In dieser Zeit liest Himmler viel, vor allem völkisch-antisemitische Literatur und Schriften zur Rassenlehre u. a. von Houston Steward Chamberlain und Hans F. K. Günther ("Rassegünther"). Mehr und mehr entfernt er sich vom Katholizismus, seine Phantasien kreisen um edle Germanen, Vertreter der "nordischen Rasse", die in Wehrdörfern siedeln und die Welt vor der jüdischen Bedrohung bewahren. Von sexuellen Begierden gebeutelt, flüchtet sich der verklemmte Himmler in eine geordnete, "soldatische" Welt und sucht Halt in paramilitärischen Subkulturen. In diesen Kreisen lernt er Ernst Röhm (1887-1934) kennen, der im Ersten Weltkrieg als Hauptmann diente und nun mit der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei sympathisiert. Die NSDAP wird nahezu diktatorisch von einem Mann geleitet: Adolf Hitler (1889-1945). Der Weltkriegsgefreite, Sohn eines österreichischen Zollbeamten, wettert gegen die "Novemberverbrecher", warnt vor dem "jüdischen Großkapital" und erhält in den frühen 1920er Jahren vor allem in München viel Zulauf. Auch Himmler wird Mitglied der NSDAP, deren "Weltanschauung" auf Nationalismus, Antisemitismus, Rassismus und Antimarxismus basiert.

Der Putschversuch in München - Himmler unterstützt Hitler

Frau des Reichsinnenministers Heinrich Himmler, Margarete Himmler (r), mit Tochter Gudrun

Als Hitler am 8./.9. November 1923 einen Putsch gegen die Reichsregierung wagt, ist Heinrich Himmler als Fahnenträger mit dabei. Das Vorhaben scheitert, Hitler wird zu Festungshaft verurteilt, die NSDAP verboten. Himmler verliert seinen Arbeitsplatz und arbeitet nun eng mit Gregor Strasser (1892-1934) zusammen. Der gelernte Apotheker, seit 1921 "Gauleiter" in Niederbayern, spielt beim Aufbau der NSDAP nach der erneuten Gründung 1925 als Repräsentant des sozialrevolutionären Flügels eine wichtige Rolle. Emsig reist Himmler mit seinem Motorrad durch Bayern, hält Vorträge und versorgt die Ortsgruppen mit Propagandamaterial. Schließlich steigt er zum stellvertretenden Reichspropagandaleiter seiner Partei auf.

Himmler als Familienvater und Geflügelzüchter

1927 lernt er die Krankenschwester Margarethe "Marga" Boden (1893-1967) kennen. Die beiden heiraten 1928, im Jahr darauf kommt Tochter Gudrun zur Welt. Die Familie zieht nach Waldtrudering und betreibt dort einen kleinen Hof. Himmler versucht sich - mit mäßigem Erfolg - als Geflügelzüchter.


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