Bayern 1 - Experten-Tipps


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Butterbrotpapier umweltfreundlich Butterbrotpapier oder Brotbox - was ist besser?

Wurst-, Käse- oder Butterbrot wollen gut verpackt mit ins Büro oder auf den Berg. Der BAYERN 1-Umweltkommissar grübelt: Lieber in die Brotbox legen oder ins Butterbrotpapier wickeln - oder beides?

Von: Alexander Dallmus/Simon Vollmer

Stand: 12.09.2016 | Archiv

Brotzeitbox | Bild: mauritius-images

Schnell noch zwei Scheiben Brot mit Butter beschmiert, eine Scheibe Käse drauf und dann ab zur Arbeit. Die Brotzeit rettet über so manches Vormittagsloch oder ersetzt das fade Kantinenessen.

So groß die Kreativität beim Belegen des Lieblingsbrotes ist, so unterschiedlich sind die Meinungen darüber, welche Verpackung für das schöne Käsebrot die beste ist. Papiertüte oder Alufolie, Küchenpapier oder Plastikbox? Oder alles erst in Papier, dann in Alufolie und dann in die Box?

Papiertüte hält das Brot frisch

Viele benutzen Papiertüten wegen ihrer Frischhalte-Qualitäten: Das Brot bleibt im Papier den Tag über knackig frisch. Andere transportieren ihre Portion Obst lieber in einer Plastikdose. Mit der Zeit stellt sich also die Frage, welcher Pausensnack auch noch mit einem guten, ökologischen Gewissen verzehrt werden kann, weil er - in Sachen Umwelt - vorbildlich verpackt war. Wie nachhaltig ist die tägliche Brotverpackung?

Butterbrotpapier umweltfreundlich?

Die Papiertüte wird aus Holz hergestellt - ein nachwachsender Rohstoff. Die Plastikbox wird auf Basis von Erdöl hergestellt, was natürlich einen enormen Ressourcenverschleiß bedeutet.

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Allerdings: Nach dem letzten Bissen vom Butterbrot landet die Papiertüte im Mülleimer, die Plastikbox in der Spülmaschine. Am nächsten Morgen wird die Box wieder aufgefüllt. Auf den ersten Blick dürfte der Fall klar sein: Die Wiederverwendbarkeit spricht wohl langfristig für die Plastikbox.

Dieses erste Urteil berücksichtigt aber nur einen Teil des Lebenszyklus der Butterbrotverpackung. Welche Variante tatsächlich ökologischer ist, das verrät erst ein Blick auf die Herstellung. Zuletzt kommt es dann noch darauf an, wie lange die Plastikbox genutzt wird.

Lebensdauer von Plastikboxen: Ungefähr fünf Jahre

Jeder kennt das Problem: Je öfter die Plastikbox in der Spülmaschine landet, desto spröder wird das Material. Der manchmal "unsachgemäße" Gebrauch der Butterbrotschachteln gibt ihnen dann den letzten Stoß. Abgebrochene Verschlussklappen und angerissene Deckel machen die Plastikbox instabil und damit unbrauchbar.

Je nach Modell und Materialqualität bleiben Plastikboxen unterschiedlich lang intakt. Dem Öko-Vergleich von Papiertüten mit Plastikdosen wird also eine durchschnittliche Lebensdauer von fünf Jahren zu Grunde gelegt. Das sollte jeder Brotzeitschachtel-Besitzer schaffen, der einigermaßen pfleglich mit der Box umgeht.

Papiertütenbedarf in fünf "Brotzeit"-Jahren

In fünf Jahren kommt man - bei werktäglichem Vesperbrottransport - auf etwa 1.400 Butterbrotpapiertüten. Bei einem Gewicht von 1,6 Gramm pro Tüte sind das 2,41 Kilogramm Butterbrotpapier. Bei der Herstellung von einem Kilogramm Papier werden 0,68 Kilogramm CO2 freigesetzt. Bei 2,41 Kilogramm Papier sind das 1,64 Kilogramm CO2.  Auch direkt im Geldbeutel macht sich's bemerkbar: Kauft man sich die Tüten im 100er-Pack, kommen in den zehn Jahren knapp elf Euro zusammen.

CO2-Bilanz einer Plastikbox

Für die Herstellung einer 0,25 Kilogramm schweren Plastikbox kommen 1,05 Kilogramm CO2 zusammen. Deutlich weniger als für die entsprechende Butterbrotpapierbedarfs-Menge.

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Was in der CO2-Bilanz noch nicht berücksichtigt wurde: Die Energie für das Warmwasser und das Spülmittel zum Reinigen der Plastikbox. Da kommt es dann darauf an, ob die Box von Hand, in Spülmaschine - oder überhaupt nicht gespült wird. Wird die Plastikbox in den fünf Jahren jeden Tag von Hand mit einem Liter 50 Grad heißem Wasser gereinigt, werden für die Erhitzung im Boiler nochmal 67,63 Kilogramm CO2 freigesetzt, wenn man die durchschnittliche konventionelle Stromerzeugung in Deutschland als Basis nimmt.

Papier- und Plastikherstellung

Papier wird - je nachdem, ob Recycling-Papier oder Frischfaser-Papier produziert werden soll - aus Holz und Altpapier hergestellt. In die CO2-Bilanz fließt der Wasserverbrauch und der Chemikalieneinsatz für das Bleichen mit ein. Dasselbe gilt auch für die CO2-Bilanz von Plastik, bei dem ungefähr 80 Prozent der CO2-Bilanz schon im Rohstoff Erdöl enthalten sind. Ein Teil des Plastiks (ca. 30 Prozent) kann wiederverwertet werden. Dies ist aber nur möglich, wenn Alt-Plastik zu zwei Teilen mit "neuem" Plastik vermischt wird.

Da die Butterbrotpapiertüten durch den Kontakt mit Lebensmitteln fettig werden, kommen sie für die Wiederverwertung nicht in Frage. Der Lebenszyklus der Papiertüten ist somit nach dem einmaligen Benutzen beendet. Aus dem Papiermüll kann in der Verbrennungsanlage aber durchaus noch Bio-Energie gewonnen werden.

Alternative: Plastik aus Holz

Wer die Freisetzung von fossil gebundenem CO2 vermeiden will, der muss nicht auf die Plastik-Box verzichten: Bio-Kunststoff heißt die Alternative.

Eine Plastik-Box aus Holz - auch das geht. Denn der Grundbestandteil für Plastik und Papier sind sogenannte Kohlehydrate. Diese Kohlenstoffverbindungen sind in Form von Zellulose und Lignin in Holz enthalten. Bei der Papierherstellung wird nur die Zellulose aus dem Holz extrahiert und zu Papier weiterverarbeitet. Der Rest wird verbrannt und somit zu Bioenergie.

Wie wird Bioplastik hergestellt?

Die übrigen 50 Prozent Holz enthalten aber noch wertvolles Lignin, das als Bindemittel für die Holzindustrie oder ebenfalls als Biowerkstoff eingesetzt werden kann. Die spezielle Aufspaltung des Holzes durch chemisch-biotechnologische Prozesse unter hohem Druck und großer Hitze löst schließlich auch das Lignin aus. Bis zu 90 Prozent der Holz-Rohmasse können somit insgesamt genutzt werden.

Der Bio-Rohstoff Zellulose wird zu Viskosefasern oder Zellulose-Acetat umgewandelt und mit organischen Füllstoffen und Weichmachern vermischt. Das Ergebnis ist ein biobasierter Kunststoff mit ähnlichen Eigenschaften wie die bekannten petrochemischen Kunststoffe, aus dem die Erdöl-Plastikboxen üblicherweise hergestellt werden.

Gewonnen wird der Rohstoff Zellulose-Acetat in hochtechnologischen Raffinerien. Für die deutsche Papierindustrie ist inzwischen mengenmäßig Altpapier der wichtigste Rohstoff, gefolgt vom Zellstoff, der aus Holz gewonnen wird. Der größte Teil dieses Holzes stammt aus sogenannten Sekundärwäldern. Das sind Nutzwälder, wie wir sie hier in Deutschland kennen.

Die Technik zur Herstellung von Bio-Plastik gibt es also schon recht lange. Seit einigen Jahren wird mit Hochdruck an der Herstellung von weiteren Bio-Plastikmaterialien auf Basis anderer nachwachsender Rohstoffe wie Stärke oder Pflanzenölen geforscht, um die Eigenschaften und die Materialauswahl weiter zu erhöhen sowie die Herstellprozesse energetisch und verfahrenstechnisch effizienter zu gestalten.

Fakten zu fünf Jahren Brotzeittransport

  • Verbrauch von 2,41 Kilogramm Butterbrotpapier erzeugt einen Treibhauseffekt von 1,64 Kilogramm CO2
  • 0,25 Kilogramm Plastik erzeugt einen Treibhauseffekt von 1,05 Kilogramm CO2
  • 1.400 Liter Heißwasser zum Spülen erzeugen einen Treibhauseffekt von 67,63 Kilogramm CO2

Butterbrotpapier oder Brotbox - was ist besser?

Vergleicht man die CO2-Bilanz bei der Herstellung, liegt die Plastikbox vorne. Weil sie aber auch täglich mit heißem - und deshalb energieintensivem - Wasser gewaschen werden muss, um zum Beispiel Butterreste zu entfernen, verschlechtert sich die CO2-Bilanz der Box drastisch.

Auf lange Sicht sind die Papiertüten also die umweltfreundlichere Lösung. Wer aber schon eine Plastikbox besitzt, oder nicht auf diese verzichten möchte, für den ist die Kombination von beidem die optimale Lösung: Nämlich dann, wenn durch die Papiertüte das Auswaschen der Plastikbox überflüssig wird. Für die Plastik-Box gilt grundsätzlich: Je länger sie hält, desto "besser" wird auch ihre CO2-Bilanz.

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