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Wildobst Felsenbirne, Wildpflaume - dieses Wildobst kann man essen

Darf ich Wildpflaumen essen? Wie erkenne ich Felsenbirne, Berberitze oder Sanddorn? Welche Früchte Sie wie verarbeiten können.

Stand: 12.07.2023

Berberitze Frucht | Bild: mauritius-images

Felsenbirne essbar

Die Felsenbirne (Amelanchier lamarckii) ist ein sehr robuster Strauch, der fast überall gedeiht, und nur Schatten und nasse, stark saure Böden nicht mag. Im Juni und Juli reifen an den dünnen Ästen heidelbeergroße, schwarze Beeren.

Felsenbirne giftig

Früchte der Felsenbirne

Auch wenn man es gerade im Internet immer wieder anders liest: Die Früchte der Felsenbirne sind nicht giftig. Sie schmecken im Gegenteil saftig süß nach Kirsche mit einem Hauch von Marzipan und Bittermandel. Sie passen roh gut ins Müsli oder lassen sich zu Marmelade verarbeiten. Zum Einkochen benötigen Sie fast keinen zusätzlichen Gelierzucker, da der Pektingehalt der Früchte sehr hoch ist. Mit der Ernte der Beeren müssen Sie sich jedoch beeilen, denn diese sind auch bei Amseln sehr beliebt.

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Berberitzen essbar

Die einzige in Deutschland heimische Berberitze ist der Gewöhnliche Sauerdorn (Berberis vulgaris). Sie ist auch, im Gegensatz zu vielen anderen Berberitzen-Arten, essbar. Die Sträucher sind immergrün und haben kleine, längliche Blätter. Die Rinde ist hellgrau, das Holz relativ spröde und hat einen auffallend gelblichen Farbton. Die Berberitzen-Blüten sind relativ klein und gelblich und ziehen viele Insekten und Wildbienen an.

Strauch mit roten Beeren

Im Herbst bekommt die Berberitze dunkelrote Mini-Beeren. Roh schmecken sie sehr sauer, deshalb wird daraus meist Gelee und Saft gemacht. Im persischen Kulturraum werden Berberitzen oft getrocknet unter Reis gemischt.

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Mispel essbar

Die Mispel (Mespilus germanica) ist heute in Gärten kaum noch zu finden. Sie ist ein niedriger Baum mit weißen, manchmal auch rosafarbenen Blüten im Mai und Juni. Die Pflanze befruchtet sich selbst und so reifen im Spätherbst die braunen Beeren.  

Mispel-Beeren

Die Frucht sieht tatsächlich wenig essbar aus, schmeckt aber sehr intensiv nach einer Mischung aus Feigen und Datteln mit erdiger Note. Leider ist das Fruchtfleisch eher teigig und hat mehrere Kerne. Deshalb wird die Mispel hauptsächlich zu Marmelade verarbeitet. Durch den hohen Pektingehalt brauchen Sie kaum zusätzliches Geliermittel beim Einkochen. Tipp: Für den besseren Genuss sollten die Früchte einmal Frost abbekommen. So nimmt der Gerbsäuregehalt zu und die harten Früchte werden weicher.

Zierquitten essbar

Zierquitten

Die Zierquitte (Chaenomeles) ist eine tolle Pflanze. Im Frühjahr sind die rosafarbenen oder roten Blüten ein echter Blickfang. Sie erscheinen vor dem ersten Laubaustrieb und bedecken den ganzen Strauch. Ein Paradies für Bienen und andere Insekten. Im Lauf des Sommers entwickelt die Pflanze leuchtend gelbe, essbare Mini-Quitten. Wenn Sie aus den Früchten Likör und Gelee herstellen wollen, dann sollten Sie mit der Ernte auf den ersten Frost warten, denn erst dann entwickeln die Quitten ihr volles Aroma. Das Beste: Alle Zierquittengewächse sind völlig anspruchslos und kommen mit annähernd jedem Boden in sonniger bis halbschattiger Lage zurecht.

Wildpflaume essbar

Die Wildpflaume (Prunus cerasifera) hat viele Namen: Kirschpflaume, Wilde Mirabelle, Blutpflaume, Myrobalane oder Türkenkirsche. Die Pfälzer nennen sie Därgelkersch, im sächsischen Raum heißt sie Sterninke und in Bayern und Österreich ist die Pflanze als Kriachlbaum oder Kringelbaum bekannt.

Wildpflaumen

Sie erkennen den Kleinbaum an der unregelmäßigen, weit ausgebreiteten, dichtbuschigen Krone. Er erreicht eine Höhe von bis zu acht Metern und blüht weiß bis rosa. Die Wildpflaume bevorzugt sonnige Lagen auf normalem, tiefgründigem Boden und Jungpflanzen benötigen viel Wasser ohne Staunässe. Ab Juli kann man die kugeligen, süßsauren Früchte an den Ästen erkennen.

Dabei variiert die Farbe der Wildpflaumen von gelb bis kirschrot. In Georgien wird aus den reifen und unreifen Früchten der wilden Pflaume Tqemali, eine scharf-saure Sauce hergestellt. Gut schmeckt auch Marmelade aus Wildpflaumen.

Apfelbeere oder Aronia essbar

Aronia-Beeren

Der buschige Strauch der Apfelbeere (aronie melanocarpa) wird bis zu zwei Meter hoch. Wenn die Beeren reifen, dann verfärben sich auch die Blätter der Apfelbeere leuchtend rot. Deshalb ist die Apfelbeere vor allem im Herbst ein echter Blickfang. Die Beeren sind kugelrund und können bis zu 8,5 Millimeter dick werden. Von August bis Oktober sind die Früchte erntereif. Ernten Sie das Wildobst nicht zu früh, denn auch wenn die Schale schon dunkelviolett ist, sind sie manchmal noch nicht reif. Einfach eine Frucht aufschneiden, bevor alles geerntet wird. Die Apfelbeeren besitzen wie richtige Äpfel kleine Kerngehäuse. Roh haben die Früchte einen säuerlich-herben Geschmack, deshalb werden sie kaum roh gegessen. Zur Herstellung von Saft, Gelee, Konfitüre oder Likör sind sie jedoch ideal. Getrocknete Beeren können wie Rosinen verwendet oder als Tee aufgebrüht werden.

Maulbeere essbar

Insgesamt gehören zur Gattung Maulbeeren rund zwölf Arten, von denen die bekanntesten die Schwarze Maulbeere (Morus nigra) und die Weiße Maulbeere (Morus alba) sind. Beide Arten sind essbar. Leider sind Maulbeeren etwas frostempfindlich und brauchen deshalb einen sonnigen und geschützten Platz im Garten. Die Bäume tragen erst nach fünf bis sieben Jahren Früchte. Sie ähneln Brombeeren. Weiße Maulbeeren sind weiß bis gelbrötlich, schwarze Maulbeeren sind purpurfarben bis schwarzviolett.

Maulbeeren

Wann die Beeren reif sind, das spüren Sie beim Pflücken. Sie müssen sich leicht vom Zweig lösen lassen, dann haben sie den idealen Reifegrad und können fortlaufend geerntet werden. Maulbeeren enthalten viel Zucker, aber kaum Säure und schmecken roh deshalb nicht besonders gut. Die Weißen Maulbeeren sind in der Regel weniger aromatisch als die Schwarzen und erinnern im Geschmack an Rosinen. Wichtig: Die Früchte lassen sich maximal ein bis zwei Tage im Kühlschrank aufbewahren, danach werden sie sehr weich und matschig.

Sanddorn essen

Sanddorn-Strauch mit Früchten

Sanddorn (Hippophae rhamnoides) kennt man verarbeitet als Tee, Marmelade oder Saft, doch nur wenige haben einen Sanddornstrauch im eigenen Garten stehen. Dabei ist der Strauch sehr pflegeleicht und vor allem windbeständig. Deshalb wächst der Sanddornstrauch oft im Norden Deutschlands an den Küsten. Der ausladende Strauch braucht lediglich viel Platz. Er mag es nämlich nicht, von anderen Pflanzen beschattet zu werden.

Das Besondere daran: Sanddorn ist zweihäusig. Das bedeutet, dass nur weibliche Pflanzen Früchte tragen. Um Früchte ernten zu können, brauchen Sie also eine männliche und eine weibliche Pflanze. Da die Bestäubung der Blüten durch Wind erfolgt, sollte die männliche Pflanze in Hauptwindrichtung hinter die weibliche gepflanzt werden. Zwischen Mitte August und Mitte September sind die kleinen orangen Beeren reif. Leider ist das Abernten der Sanddornbeeren wegen der langen Dornen mühsam und nervenaufreibend. Tragen Sie dabei unbedingt Handschuhe. Sanddorn kann man roh essen, allerdings schmeckt die Beere sehr sauer. Deshalb werden sie meisten zu Marmelade oder Kompott verarbeitet. Das Beste: Die Früchte enthalten unglaublich viel Vitamin C.

Elsbeere essbar

Die Elsbeere (Sorbus torminalis) zählt zu den stattlichsten Verwandten der Vogelbeere. Der Baum wird bis zu 25 Meter hoch und sein Holz ist sehr hart und widerstandsfähig. Schreiner schätzen das Holz sehr. In seiner Qualität lässt sich das Elsbeerenholz sogar mit Tropenholz vergleichen. Im Mai kann man auf der Elsbeere viele weiße Rispen entdecken. An jeder Rispe sitzen bis zu 50 fünfzählige Einzelblüten. Besonders Wildbienen lieben die Blüten als Nektarquelle. Im Oktober reifen die Früchte. Sie sind rötlichbraun mit hellen Flecken und haben einen mehlig-trockenen Geschmack. Warten Sie mit der Ernte bis nach den ersten Frösten, denn dann haben die Früchte ihr volles Aroma entwickelt. Die Früchte eignen sich besonders gut zur Herstellung von Schnaps. Im Elsass wird aus der Elsbeere sogenannter Alisier hergestellt und in Österreich nennt man den Schnaps Elsbeerenbrand oder Adlitzbeerenschnaps.


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