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Oberbayern. Millionäre, Polizisten Zitate von Drehbuchautor Sathyan Ramesh

"Mars. Jupiter. Saturn. Sind auch nicht weiter weg von mir als die drei Sorten von Menschen, mit denen ich durch unseren Starnbergkrimi konfrontiert wurde: Oberbayern. Millionäre. Polizisten." (Sathyan Ramesh)

Von: Sathyan Ramesh

Stand: 12.08.2013 | Archiv

Sathyan Ramesh | Bild: picture-alliance/dpa

Oberbayern

"Der Oberbayer an sich ist nicht denkbar, aber möglich. Wie sollte man, wenn es den Menschenschlag nicht schon gäbe, als Erzähler auf diese übermächtige Mischung aus archaischem Traditionalismus und Lust an der Moderne, aus zukunftsweisender Technisierung und weltvergessenem Biergartenfrieden, aus Urgewalt und zartestem Gemüt kommen - wie?! Als Halbinder kann man da irgendwie rumträumen, sich eine Wunschmentalität zusammenschreiben, die zusammengesetzt ist aus Urlaubserfahrungen, Fernseheindrücken, Kabaretterinnerungen (gerade auch Andreas Giebel mit seiner legendären Odyssee durch den 'TV-Video-TV-HiFi-Stereo-TV-HiFi) und - eigenen Sehnsüchten."

(Sathyan Ramesh)

Millionäre

"Millionäre sind unvorstellbar. Es mag sie geben, aber ihre Welt umkreist die meine doch von sehr fern. Als Michael Caine zur Erstausstrahlung vor fünfzehn Jahren gefragt wurde, ob er bei der englischen Ausgabe von 'Wer wird Millionär?' mitmachen würde, antwortete er unvergleichlich michaelcainesk: 'But I am a millionaire.'- Die Art von selbstverständlicher Coolness lehrt einen schon was, bloß hoffentlich nicht das Falsche."

(Sathyan Ramesh)

Polizisten

"Aber Polizisten. Ich hatte nicht mit ihnen gerechnet. Ihr Bild setzt sich wiederum zusammen aus wortwörtlich zahllosen Krimis, ein paar recht freundlich abgehaltenen Geschwindigkeits- oder Alkoholkontrollen sowie den Interpretationen der Medien, in denen entweder Rechtslastigkeit oder Gewaltfreude Hauptrollen spielen.

Polizisten sind anders. Warum, das ist schwer zu erklären. Wir durften mehrmals in der Inspektion Starnberg vorsprechen, einmal als Ensemble, einmal nur der Autor, und immer wurden wir höflich, zuvorkommend und auch mit einem gewissen, vor allem berechtigten Stolz empfangen.

Diese Polizisten waren anders als alles, was ich mir vorgestellt hatte, wenn auch nur: ein wenig anders. Aber entscheidend. Eine unglaublich präzise Sprache zeichnete sie aus, wahrscheinlich geschult durch jahre- und jahrzehntelanges Protokollschreiben. Eine Gelassenheit, außerdem das Wissen um das eigene Vermögen und um die Verhältnisse da draußen auf dem See und 'in der Fläche', wo dieses Vermögen jeden Tag gefragt ist und überall jede Sekunde gefragt sein kann, was wiederum eine besondere Wachheit generiert. Selbst wenn sie sich mal zurücklehnen, wirken Polizisten nie zurückgelehnt.

Sie waren offen, unglaublich hilfsbereit, aber das heißt nicht, dass man glaubte, ihnen in die Karten gucken zu können. Sie hatten Geheimnisse, sie hatten jede und jeder ein Geheimnis, und das verlieh ihnen Autorität, Charisma und eine völlig arroganzfreie Überlegenheit. Nur eines ging ihnen bei aller Coolness gänzlich ab: jede Form von Machismo, sowohl den Männern als auch den Polizistinnen. Jenen Gestus, der im Film so unverzichtbar wirkt bei den Darstellungen von Bullen, cops und flics, den hatten sie in der Realität einfach nicht nötig, an jenen Sommertagen in der Inspektion Starnberg.

Monate nach unseren Besuchen ereignete sich genau dort, wo wir so herzlich empfangen wurden, eine medial umwirbelte Tragödie. Entsetzlich für alle Beteiligten, von denen wir einigen begegnet waren. Das war die andere Seite unserer launigen, unbeschwerten Besuche. Wir wissen noch lang nicht alles. Wir wissen fast nichts."

(Sathyan Ramesh)

Drehbuchautor Sathyan Ramesh

Geboren 1968 in Westberlin, lebt seit den siebziger Jahren in Köln. Während des Zivildienstes erste journalistische Veröffentlichungen, nach einem kurzen und unerheblichen Ausflug ans Theater dann regelmäßige Arbeiten für "steadycam", "RheinART", "cinema" und "Kölner Stadt-Anzeiger".
Freier Lektor bei verschiedenen Filmproduktionen und beim Westdeutschen Rundfunk. Dozent für Filmkunde an der Kölner ARTURO Schauspielschule, später auch Theaterinszenierungen ebenda.
Sein erstes Drehbuch "Engel töten" wurde von der Filmstiftung NRW gefördert.
2002 verfilmte Kai Wessel sein Buch "Das Jahr der ersten Küsse" für Buena Vista Deutschland, ab 2004 verschiedene Drehbücher u.a. für Torsten C. Fischer, Stephan Wagner und Thorsten Näter ("Mr. & Mrs. Right", "Mütter, Väter, Kinder" und "Eine Nacht im Grand Hotel").
2007 wird sein erstes Theaterstück "Die ganzen Wahrheiten" am Thalia Theater Hamburg voraufgeführt und gewinnt den Publikumspreis. Diverse Grimme-Nominierungen, mehrere, auch internationale Regie- und Drehbuchpreise für seine eigenen Regiearbeiten "Schöne Frauen" von 2004 und "Letzter Moment" von 2009, beide für ARD/NDR. 
Im Sommer 2013 entstehen zeitgleich nach Rameshs Drehbüchern die Filme "Göttliche Funken" (ARD/BR) unter der Regie von Maria von Heland und "Die reichen Leichen. Ein Starnbergkrimi" (BR) unter der Regie von Dominik Graf.


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