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Morin Statement Regisseurin Almut Getto

Stand: 18.10.2023 10:55 Uhr

Die Darsteller von links: Frederic Linkemann (Rolle:  Steven), Marlene Morreis (Rolle: Katja), Yodit Tarikwa (Rolle: Leona) und Leo Alonso-Kallscheuer (Rolle: Morin) mit Almut Getto (Regie) in einer Besprechung. | Bild: BR/Hendrik Heiden

"Als ich die Geschichte von Morin das erste Mal gelesen habe, hat mich vor allem die Frage fasziniert, was passiert, wenn ein so junger Mensch, für den sich gerade die Tür zur Erfüllung seines allergrößten Traums öffnet, merkt, dass er in ein System gerät, das weit mehr von ihm fordert als Können und Ehrgeiz. Was macht es mit ihm, wenn er (oder sie) realisiert, dass er gerade dabei ist, eigene Werte zu opfern und moralische Grenzen zu überschreiten, sich in einem sehr schwierigen, vielleicht sogar unlösbaren Dilemma wiederfindet?

Das der Geschichte zugrunde liegende Gedankenspiel 'Wie kann Bildung in der Zukunft aussehen' ist zudem hochspannend und aktuell. Dass das staatliche Schulsystem an vielen Stellen krankt ist unübersehbar. Der private Bildungssektor wächst entsprechend stark und Bildung gegen Geld ist längst ein gutgehendes Geschäftsmodell. Bildungsgerechtigkeit bleibt weltweit immer mehr auf der Strecke. Könnte es also vielleicht tatsächlich ein (Aus)Weg sein, wenn die Wirtschaft selbst den Bildungssektor finanziert? Immerhin profitiert sie am meisten von fähigen Mitarbeitern. Wenn nicht mehr Geldbeutel oder Beziehungen entscheiden, wer es ganz nach oben schafft, sondern allein Talent und persönlicher Einsatz? Oder gibt man bestimmten Unternehmen damit zu viel Macht und Einfluss auf unser gesamtgesellschaftliches, ja sogar am Ende politisches Leben (wenn wir ihnen diesen aktuell noch im Grundgesetz verankerten Auftrag abtreten)? Immerhin sind Kinder enorm formbar und leicht zu indoktrinieren – je jünger, desto besser. Und die Gefahren, die für unser aller Zusammenleben daraus erwachsen könnten, sind bedenkenswert.

Wie auch immer unsere Welt in 15 Jahren wirklich aussehen wird... wir können es nur erahnen.
Eine Vision davon zu entwickeln und die Zuschauer dorthin mitzunehmen, war eine äußerst spannende Herausforderung. Kamera, Szenenbild, Kostüm, Maske, VFX, Schnitt, Tongestaltung, Musik...  Sie alle haben neben dem wunderbaren Cast – allen voran unsere 'Hero-Kids' – mit viel Herzblut und kreativen Ideen MORIN so besonders gemacht. (Und ich kann Monika Raebel, Claudia Simionescu, Birgit Titze und natürlich Hans-Ullrich Krause gar nicht genug für ihr Vertrauen und die großen Freiheiten danken, die sie mir gelassen haben.)

Am Ende wird Morin sich in dieser Welt aus Bekanntem, Erahnbarem und theoretisch Möglichem entscheiden und behaupten müssen. Dank Leona, der künstlichen Intelligenz an seiner Seite, ist er damit nicht völlig allein."

Regisseurin Almut Getto


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