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Morin Interview mit Wiebke Puls (Schulleiterin Lynn Lomann)

Stand: 17.10.2023

Wiebke Puls (Rolle: Lynn Lomann). | Bild: BR/Odeon Fiction/Hendrik Heiden

Wie ging es Ihnen dabei, die Figur der "Lynn Lomann" und damit die Leiterin der Kids-Academy in MORIN zu spielen?
Ich habe mich außerordentlich wohl gefühlt beim Dreh. Es hat mir großen Spaß gemacht, mit den Kindern vor der Kamera zu stehen, ich mochte meine Kolleg*innen und verstand mich gut mit Almut. Mir gefällt sowohl der merkwürdig androgyn-futuristische Look als auch das innere Spektrum der nicht besonders sympathischen Figur Lynn Lomann. Sie ist eine begeisterte, kluge Führungspersönlichkeit, die zugleich unter Druck steht, den sie vielleicht direkter, als sie möchte, an die Menschen weiterleitet, denen sie eigentlich Chancen eröffnen möchte.

Können Sie die Beweggründe ihrer Figur in Teilen nachvollziehen? Die Academy steht unter starkem Druck auch seitens Unternehmen, die junge Talente in Zukunft dringend brauchen. Der junge „Morin“ will selbst z.B. auch gerne zum Mars fliegen…
Lynns Motive sind nachvollziehbar: Sie will eine Bildungselite befördern, der sie selbst angehört, von der sie selbst profitiert hat. Ich kann sogar nachvollziehen, dass sie, deren Fokus vollkommen auf der Leistung liegt, das seelische Wohlergehen der Schüler*innen und ihrer Familien aus dem Blick verliert — denn sie ist selbst von ebendiesem elitären Ansatz deformiert und korrumpiert worden. So integriert sie auch perverse Mittel wie massiven Leistungsdruck oder virtuelle Assistent*innen — nichts anderes als personalisierte Big Brothers — in ihr Repertoire der Mittel zum Zweck.

Inwiefern hat die Beschäftigung mit dem Thema ihren persönlichen Blick auf die nahe Zukunft und auf zukünftige gesellschaftliche und pädagogische Herausforderungen verändert?
Ich fühle mich bestärkt in der Wahrnehmung eines Dilemmas: für die Herausforderungen, die sich uns jetzt und in der Zukunft stellen, brauchen wir hochqualifizierte Expert*innen, die mehr brauchen als die Bildung, die unser System im Allgemeinen bietet. Wir brauchen diese Expertise so bald wie möglich — da liegt die Notwendigkeit zur Förderung von Hochbegabten doch auf der Hand! Und gezielte Bildung, in der Kinder in ihrer spezifischen Begabung gefordert und gefördert werden, kann ja auch großen Spaß machen. Problematisch wird es, wenn die Wirtschaft diese Förderung direkt sponsert und regulierend in das alltägliche Leben der Geförderten eingreift oder gar die Privatsphäre der Kinder und ihrer Familien stört. Da landen wir dann ganz schnell in einer "Zucht", die sowohl die Forschung als auch die geförderten Menschen in einem Grad manipuliert, der sowohl der Sache als auch den Beteiligten schaden kann. Wenn unsere Bildung von Unternehmen abhängig ist, die solch massiven Schaden anrichten können, ist sie schon verloren.  Mein persönliches Fazit: Bildung ist Staatssache, wir als Gemeinschaft müssen die öffentliche, humanistische Geistes- und Herzens-Bildung zu unsrem Kernanliegen  machen, das unserer Zukunft zugute kommt.


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