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Weltraumteleskop Kepler

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Weltraumteleskop: "Kepler" geht der Sprit aus

Nach neun Jahren im All hat das Weltraumteleskop „Kepler" fast keinen Treibstoff mehr im Tank. Ein paar Monate noch, und die Sonde wird ihren Betrieb einstellen. Doch der Veteran kann eine erstaunliche Bilanz vorweisen. Von Sophie Stigler

Über dieses Thema berichtet: IQ - Wissenschaft und Forschung am .

Vor neun Jahren, im März 2009, fängt alles an: Die US-Raumfahrtbehörde NASA schießt ihr Weltraumteleskop „Kepler“ in eine Umlaufbahn um die Sonne. "Planetenjäger" wird "Kepler" auch genannt, weil er Antworten finden soll auf spannende Fragen: Ist unsere Erde ein Einzelfall - oder gibt es die da draußen in unserer Galaxie viele davon? Wie weit müssen wir reisen, bis wir auf einen erdähnlichen Planeten treffen, der möglicherweise bewohnbar ist?

Erdähnliche Planeten

Dank „Kepler“ gibt es darauf jetzt auch eine Antwort. Momentan lautet die: Elf Lichtjahre. Klingt viel, ist nach kosmischen Maßstäben aber wenig. Würden wir unsere Galaxie auf die Größe Europas zusammenschrumpfen, dann wäre unser nächster potenziell bewohnbarer Nachbar nicht weiter weg als rund vier Fußballfelder.

Kandidatenliste

Dreieinhalb Jahre lang fixiert „Kepler“ immer den gleichen Himmelsausschnitt, mit etwa zweihunderttausend Sternen. Wenn einer von ihnen ein winziges bisschen dunkler wird, und zwar in regelmäßigen Abständen, könnte das bedeuten, dass ein Planet davor vorbeizieht und ihn dabei verdunkelt: Ein Kandidat für die Exoplanetenliste, der aber erst noch überprüft werden muss. Nach dem Start wächst diese Kandidatenliste rasant.

Rückschläge

Bei der Mission treten allerdings auch immer wieder technische Schwierigkeiten auf. 2013 beispielsweise sind zwei von Keplers vier Schwungrädern ausgefallen. Ohne sie beginnt das Teleskop, sich zu drehen; die Aufnahmen verschmieren. Doch die NASA-Physiker finden eine Lösung, wie das Teleskop mithilfe des Sonnenwinds zumindest zeitweise stabilisiert werden kann, um neue Aufnahmen zu machen. Am Ende überlebt „Kepler“ sein geplantes Missionsende um mehr als fünf Jahre.

Offene Fragen

Aktuell steht der Zähler bei etwa 2500 Exoplaneten, die „Kepler“ entdeckt hat - und nochmal so viele Kandidaten warten auf ihre Prüfung. Ein voller Erfolg. Knapp 300 der Planeten könnten die richtigen Bedingungen für flüssiges Wasser haben - und damit auch für Leben. Der Jackpot war allerdings noch nicht dabei.

„Das Hauptziel der Mission, nämlich eine zweite Erde zu entdecken, das hat so nicht hundertprozentig funktioniert. Man hat durchaus erdgroße Planeten gefunden, aber die sind entweder sehr nah an ihrem Stern dran und viel zu heiß oder sie umkreisen Sterne in der habitablen Zone, die alles andere als sonnenähnlich sind.“ René Heller, Astrophysiker am Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung in Göttingen

Ablösung in Sicht

Nach rund neun Jahren im All wird „Kepler“ nun innerhalb der kommenden Monate wohl der Treibstoff ausgehen. Doch ein Nachfolger steht schon in den Startlöchern: Am 16. April soll das Weltraumteleskop "Transiting Exoplanet Survey Satellite" (TESS) vom US-Bundesstaat Florida aus starten und die Suche nach Exoplaneten fortsetzen.