Künstlerische Darstellung des Dreifachsystems mit Schwarzem Loch
Bildrechte: ESO/L. Calçada

Zwei Sterne und ein Schwarzes Loch bilden ein Dreifachsystem, das - in kosmischem Maßstab - nicht weit von unserem Sonnensystem entfernt ist.

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Nächstgelegenes Schwarzes Loch entdeckt

Astronomen sind auf ein Schwarzes Loch gestoßen, das nur 1.000 Lichtjahre von der Erde entfernt ist. Damit ist es unserem Sonnensystem näher als jedes andere Schwarze Loch, das bisher gefunden wurde.

Über dieses Thema berichtet: IQ - Wissenschaft und Forschung am .

Das neu entdeckte Schwarze Loch gehört zu einem Dreifachsystem, das man mit bloßem Auge sehen kann. Das Schwarze Loch selbst ist allerdings unsichtbar. Das Wissenschaftler-Team vom European Southern Observatory (ESO) und anderen Instituten verfolgte jedoch seine beiden Begleitsterne mit dem 2,2-Meter-Teleskop am La Silla-Observatorium in Chile und konnte damit dessen Existenz beweisen.

Unsichtbarer Begleiter

Das Dreifachsystem mit dem Schwarzen Loch trägt den Namen HR 6819 und befindet sich im Sternbild Teleskop. In einer dunklen, klaren Nacht sind dessen Sterne ohne Fernglas am Nachthimmel der Südhalbkugel zu sehen. Das Team beobachtete das System HR 6819 ursprünglich im Rahmen einer Studie über Doppelsternsysteme. Bei den Beobachtungen zeigte sich jedoch, dass einer der beiden sichtbaren Sterne alle 40 Tage ein unsichtbares Objekt umkreist. Der zweite Stern war dagegen weit von diesem inneren Paar entfernt.

Schwarzes Loch ist wirklich schwarz

Das Schwarze Loch, das sich in HR 6819 verbirgt, benimmt sich im Gegensatz zu den meisten anderen Schwarzen Löchern mit der Masse eines Sterns nicht zerstörerisch gegenüber seiner Umgebung. Deshalb erscheint es tatsächlich schwarz, also unsichtbar. Den Astronomen gelang es aber trotzdem, es zu finden und seine Masse zu berechnen, indem sie die Umlaufbahn des Sterns des inneren Paars studierten.

Versteckte Schwarze Löcher

Bisher haben Astronomen in unserer Galaxie nur ein paar Dutzend Schwarze Löcher entdeckt. Fast alle wirken stark auf ihre Umgebung ein und verraten sich dabei durch das Freisetzen starker Röntgenstrahlen. Wissenschaftler vermuten jedoch, dass im Laufe der Zeit, seit es die Milchstraße gibt, viel mehr Sterne am Ende ihres Daseins zu schwarzen Löchern kollabiert sind. Die Entdeckung eines stillen, unsichtbaren Schwarzen Lochs in HR 6819 liefert nun Hinweise darauf, wo sich die vielen versteckten Schwarzen Löcher in der Milchstraße befinden könnten. Davon könnte es nach Ansicht der Astronomen Hunderte Millionen geben. Die Astronomen vermuten auch, dass ihre Entdeckung den Aufbau eines zweiten Systems erhellen könnte.

"Wir haben entdeckt, dass ein anderes System namens LB-1 ebenfalls ein solches Dreifachsystem sein könnte. (...) LB-1 ist etwas weiter von der Erde entfernt, aber astronomisch gesehen immer noch ziemlich nah. Das bedeutet, dass wahrscheinlich noch viel mehr dieser Systeme existieren." Marianne Heida, Mitautorin der Studie und ESO-Postdoktorandin

Hinweise auf Ursprung der Gravitationswellen

Die Entdeckungen dieser Dreifachsysteme mit einem inneren Paar und einem entfernten Stern könnten auch Hinweise auf heftige kosmische Fusionen liefern. Diese setzen Gravitationswellen frei, die so stark sind, dass man sie auch auf der Erde aufzeichnen kann. Einige Astronomen glauben, dass sich derartige Fusionen in Systemen mit einer ähnlichen Konfiguration wie HR 6819 oder LB-1 ereignen. In diesem Fall besteht das innere Paar jedoch aus zwei Schwarzen Löchern oder einem Schwarzen Loch und einem Neutronenstern. Das weiter entfernte äußere Objekt kann das innere Paar dann mit seiner Schwerkraft so beeinflussen, dass es eine Fusion auslöst und damit Gravitationswellen freisetzt. Obwohl HR 6819 und LB-1 nur ein Schwarzes Loch und keine Neutronensterne haben, könnten diese Systeme Wissenschaftlern helfen, zu verstehen, wie es zu Sternkollisionen in Dreifachsternsystemen kommen könnte.