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Andreas Scheuer

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Scheuer kündigt Rückruf für 238.000 Daimler an

Daimler muss deutschlandweit 238.000 Diesel-Fahrzeuge wegen unzulässiger Abschalteinrichtungen bei der Abgasreinigung zurückrufen. Das teilte Bundesverkehrsminister Scheuer am Abend nach einem Gespräch mit Vorstandschef Zetsche mit.

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 1 am Abend am .

Der Bund werde unverzüglich den amtlichen Rückruf anordnen, teilte Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) nach dem Gespräch mit Zetsche in Berlin mit. Insgesamt seien in Europa 774.000 Diesel-Fahrzeuge betroffen. Nach Angaben des Ministeriums geht es neben dem Kleintransporter Vito, bei dem das Kraftfahrtbundesamt (KBA) schon vorher eine unzulässige Abschalteinrichtung moniert hatte, nun insbesondere um ein Modell der C-Klasse sowie um eine Variante des sportlichen Geländewagens GLC. Beides sind sogenannte Volumenmodelle, sie werden also besonders häufig verkauft.

Scheuer teilte weiter mit, Daimler habe erklärt, "dass mit maximalem Abarbeitungstempo und in kooperativer Transparenz mit den Behörden die vom Bund beanstandeten Applikationen in der Motorsteuerung beseitigt werden".

Streit um den Vito

Scheuer hatte Zetsche bereits Ende Mai zu einer Krisensitzung einbestellt, nachdem das KBA einen Rückruf von rund 4.900 Exemplaren des Mercedes-Kleintransporters Vito wegen einer unzulässigen Abschalteinrichtung bei der Abgasreinigung angeordnet hatte, darunter gut 1.370 in Deutschland. Daimler hatte die Feststellung des KBA zum Vito zurückgewiesen. "Die Funktionen sind Teil eines komplexen Abgasreinigungssystems, das eine robuste Abgasreinigung bei unterschiedlichen Fahrbedingungen und über die Nutzungsdauer eines Fahrzeugs sicherstellen soll", hieß es nach Bekanntwerden des Bescheids. Den Vorwurf, dass die Programmierung zweier Funktionen der Motorsteuerung nicht den geltenden Vorschriften entsprechen soll, werde man zur Not auch vor Gericht klären lassen.

Scheuer soll "Daumenschrauben anziehen"

Verbraucherschützer forderten ein Ende der "Salamitaktik" im Abgas-Skandal. "Es kann nicht sein, dass ein Autokonzern nach dem anderen mit jahrelanger Verzögerung und erst nach Detektivarbeit entlarvt wird", sagte der Chef des Verbraucherzentrale Bundesverbands, Klaus Müller: "Diese Salamitaktik kostet immer mehr Verbrauchervertrauen und führt zu einem beträchtlichen Wertverlust bei den geschädigten Autobesitzern." Minister Scheuer müsse "die Daumenschrauben anziehen". Daimler müsse Garantien abgeben, dass die Umrüstungen sinnvoll seien und keinen Schaden nach sich zögen. 

Unruhe in der Daimler-Belegschaft

Unter den Daimler-Beschäftigten sorgen die Diesel-Vorwürfe laut Betriebsrat zunehmend für Unruhe. "Ihre größte Sorge ist, dass rund um das Thema Abgas noch viel mehr auf den Tisch kommen könnte als bisher bekannt", sagte der Betriebsratsvorsitzende des Motorenwerks in Untertürkheim, Wolfgang Nieke, den "Stuttgarter Nachrichten". Konzernchefetsche habe anfangs gesagt, dass bei Daimler nicht betrogen werde - darauf hätten sich die Beschäftigten verlassen. Bei Betriebsversammlungen um den 20. Juni herum würden die Beschäftigten Antworten hören wollen.