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Ryanair kein ernsthafter Interessent für Air Berlin

Knapp eine Woche nach dem Insolvenzantrag von Air Berlin gilt eine Zerschlagung als sehr wahrscheinlich. Offen ist nur, wer die Einzelteile der bisher zweitgrößten deutschen Fluggesellschaft übernimmt. Von Stephan Lina

Heute tagen erstmals Vertreter der Gläubiger. Zuletzt äußersten sich mehrere Luftfahrtunternehmer kritisch zu der Art und Weise der Verhandlungen, darunter auch der Chef von Ryanair. Ein ernsthaftes Interesse an Air Berlin dürfte der irische Billigflieger aber nicht haben. Auch wenn Michael O´Leary in Interviews wettert, dass es unfair zugehe, wenn der Nachlass von Air Berlin zu einem erheblichen Teil wohl der Lufthansa zugeschlagen werde: Konstruktiv in die Umverteilung eingreifen will der Chef von Ryanair nicht.

Kein Gebot von Ryanair

Bei Air Berlin heißt es, O´Leary habe kein Gebot abgegeben. Dies wäre auch sehr unwahrscheinlich gewesen. Die Iren gelten als rabiate Lohndrücker, politisch wäre jedes Votum zugunsten von Ryanair gerade im Wahlkampf kaum durchsetzbar. Dazu kommt, dass die Flotten nicht zueinander passen. Air Berlin betreibt ein Sammelsurium an Flugzeugtypen, überwiegend aus dem Hause Airbus. Ryanair dagegen verfügt über eine einheitliche Boeing-Flotte. Branchenkenner vermuten, Ryanair gehe es derzeit vor allem darum, sich nicht zuletzt politisch zu positionieren. In Kürze wird unter anderem der sogenannte Beamtenshuttle zwischen Berlin und dem Flughafen Köln-Bonn neu ausgeschrieben. Hier würde sich Ryanair gerne ein großes Stück eines millionenschweren Kuchens sichern.