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Auf einer Waage werden Euro gegen Lebensmittel abgewogen

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Nur geringer Anstieg der Reallöhne 2017 für Tarifbeschäftigte

Die rund 17 Millionen tariflich Beschäftigten haben wegen der höheren Inflation im Schnitt nur ein kleines Plus im Geldbeutel verzeichnen können. In einigen Branchen standen die Zeichen sogar auf Reallohn-Verzicht.

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Die Tariflöhne und -gehälter stiegen 2017 nach Angaben des gewerkschaftsnahen WSI-Instituts nominal um 2,4 Prozent. Ziehe man die Teuerungsrate von 1,8 Prozent ab, bleibe unter dem Strich nur eine Zunahme von 0,6 Prozent. "Da die Inflationsrate wieder spürbar höher ist, fällt der Reallohnzuwachs 2017 im Vergleich zu den Vorjahren deutlich geringer aus", sagte WSI-Tarifexperte Thorsten Schulten. Zwischen 2014 und 2016 seien die Tariflöhne wegen der sehr geringen Preissteigerung real noch zwischen 1,9 und 2,4 Prozent geklettert - "und haben damit einen wesentlichen Beitrag für den ökonomischen Aufschwung in Deutschland gelegt".

Weniger Reallohn bei Post und Banken

Je nach Branche gab es große Unterschiede. Bezogen auf das Kalenderjahr 2017 lag die Tarifsteigerung mit nominal 3,1 Prozent in der Textil- und Bekleidungsindustrie am höchsten, gefolgt vom Metallhandwerk mit 3,0 Prozent. Über dem Durchschnitt lagen demnach die Tariferhöhungen im Öffentlichen Dienst und im Gastgewerbe mit je 2,7 Prozent, der Chemischen Industrie mit 2,6 Prozent sowie der Metallindustrie mit 2,5 Prozent. Weit unterdurchschnittliche Erhöhungen zwischen 1,5 und 1,1 Prozent gab es in der Holz- und Kunststoffverarbeitenden Industrie, dem Großhandel, bei der Deutschen Post sowie beim Bankgewerbe.

Gewerkschaften fordern "expansive Lohnpolitik"

"Angesichts der guten Konjunkturentwicklung und der relativ niedrigen Arbeitslosigkeit deuten die Zeichen der bereits begonnenen Tarifrunde 2018 eindeutig auf eine expansivere Lohnpolitik", sagte Schulten. Im Konflikt der Metall- und Elektroindustrie macht die IG Metall mit massiven Warnstreiks vor der dritten Verhandlungsrunde Druck auf die Arbeitgeber. Heute starten in Baden-Württemberg neue Gespräche. Die IG Metall will für die rund 3,9 Millionen Beschäftigten sechs Prozent mehr Lohn, während die Arbeitgeber zuletzt zwei Prozent mehr boten und eine Einmalzahlung.