Bildrechte: picture-alliance/dpa

CleverShuttle

Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

Alternative zu Taxi? Start Up will mit Shuttledienst punkten

München hat ein echtes Problem: Feinstaub, Abgase, verpestete Luft und Stau. Ein Shuttle-Service in Fahrzeugen, die sich mehrere Personen teilen, könnte Entlastung bringen. Von Alexandra Rinschler und Christine Schlech

Über dieses Thema berichtet: Abendschau am .

München ist hinter Stuttgart trauriger Spitzenreiter in Sachen Feinstaubbelastung und nirgendwo in Deutschland steht man pro Jahr länger im Stau – insgesamt 49 Stunden. Denn rund Zweidrittel aller Taxi- und Privat-PKW-Fahrten sind ein-Personen-Fahrten. Daher sind alternative Antriebe ein Thema, an dem die Stadt nicht mehr vorbeikommt. 11,6 Millionen Euro hat München daher an Mitteln freigestellt, um das abgasfreie Fahren zu fördern. Diese fließen in ÖPNV, Umrüstung und Neukauf städtischer Fahrzeuge, aber eben auch in die Förderung und Zulassung von Start-ups, denn es müssen dringend neue Mobilitätskonzepte her.

Deutscher Mobilitätspreis für Ridesharing-Unternehmen

CleverShuttle, ein junges Start-up aus Berlin, hat als erstes sogenanntes Ridesharing-Unternehmen mit E- und Brennstoffzellenautos eine Zulassung für München bekommen. Zunächst im Testbetrieb am Wochenende, mittlerweile fahren die Wagen sieben Tage die Woche und angeblich mit großem Erfolg. Bereits 2016 haben die Macher den Deutschen Mobilitätspreis gewonnen.

Nur umweltfreundliche Fahrzeuge

Das Versprechen: Ein reibungsloser Shuttleservice mit ausgebildeten Fahrern und umweltfreundlichen Fahrzeugen. Hier liegt auch der große Unterschied zu Uber, denn das Unternehmen setzt auf Fahrer mit Personenbeförderungsschein und umweltfreundliche, nur vom Unternehmen selbst gewartete Fahrzeuge – keine Privatautos.

Nicht direkt von A nach B

Eigentlich genau wie im normalen Taxi, allerdings mit dem Unterschied, dass man als Nutzer nicht unbedingt direkt von A nach B kommt. Bei CleverShuttle funktioniert alles über die selbstentwickelte App der jungen Gründer, drei ehemalige Schulfreunde aus Berlin. Mit dem Smartphone ruft man sich ein Shuttle, der Clou, man gibt sofort ein, wo man hin will und bekommt direkt eine Info über die Fahrtkosten.

Kleine Umwege und längere Fahrtzeiten

Dieser Endpreis ist rund 40% günstiger als bei einem regulären Taxi, weil man sich das Auto teilt. Der Fahrer bekommt in Echtzeit über sein System Infos, wo auf seiner Strecke überall noch potenzielle Mitfahrer sind und sammelt diese dann ein. Heißt, man nimmt als User für den geringeren Preis Umwege und damit eine längere Fahrtdauer in Kauf. Außerdem sitzt man mit völlig Fremden im Auto.

Allerdings kann es auch passieren, dass sich kein Match für eine gemeinsame Fahrt ergibt, wenn entweder niemand in die gleiche Richtung will oder das (intelligente) Software-System erkennt, dass der Umweg für den bereits Fahrenden zu groß wäre. Auch ohne Match bleibt für den User der vorab angegebene Preis bestehen, die Fahrt wird auch alleine nicht teurer.

Günstiger Preis, da keine Bindung an Taxitarife

CleverShuttle stößt mit seinen Fahrzeugen in eine rechtliche Lücke und benötigt daher keine Taxikonzession: die Vermietung von einzelnen Plätzen in einem Fahrzeug fällt unter das Mietwagengesetz, heißt, die örtlichen Taxitarife finden keine Anwendung. CleverShuttle ist folglich nicht an Tarife gebunden, sondern kann die Vermietungskosten, also Fahrtkosten, selbstbestimmt festlegen.

Deutsche Bahn und Daimler an Software interessiert

Bisher nein. Das Unternehmen expandiert zwar, schreibt aber keine schwarzen Zahlen – trotzdem sind mittlerweile die Deutsche Bahn und Daimler eingestiegen. Aus dem einfachen Grund, weil die entwickelte Software der App und der dahinterstehende Algorithmus der drei Gründer so gut sind und diese großen Firmen ein starkes Interesse an diesem System haben, ob nun in der Nutzung durch CleverShuttle oder vielleicht in einer Weiterentwicklung.

Keine echte Konkurrenz für Taxler

Die Frage ist, ob der Shuttledienst mit seinen momentan 20 Fahrzeugen in München wirklich ein echter Konkurrent für die Taxler sein kann. Denn München hat die höchste Taxidichte Deutschlands, rund 3400 Taxen mit 20.000 Fahrern. Und man könnte sich auch beim Taxifahren vorab über den Preis informieren. Außerdem gibt es auch hier einige (wenige) E- oder Hybridfahrzeuge. Aber zumindest zeigt die Bereitschaft der Stadt München, so ein junges Unternehmen zuzulassen, den Druck, dass eine Suche nach alternativen Mobilitätskonzepten unumgänglich ist.