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Pyeongchang 2018

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Olympiaverzicht 2018 nur bei weiterer Eskalation

Wegen der Spannungen zwischen den USA und Nordkorea wird in einigen Ländern offen von einem Verzicht auf die Olympischen Winterspiele im südkoreanischen Pyeongchang gesprochen. In Deutschland ist man zurückhaltender.

Über dieses Thema berichtet: BR24Sport im Radio.

Der Ton ist seit Wochen scharf, die Sorge um einen Krieg zwischen den Atommächten Nordkorea und USA ist offensichtlich.

Die südkoreanische Stadt Pyeongchang ist weniger als 100 Kilometer von der Grenze zum isolierten Norden entfernt. Am 9. Februar 2018 sollen dort die Olympischen Winterspiele eröffnet werden.

Frankreichs Sportministerin prescht vor

Die Bedenken werden größer. Mit der französischen Sportministerin Laura Flesselbrachte nun eine ranghohe Politikerin einen möglichen Boykott ins Gespräch. "Wenn sich die Situation verschlimmert und keine definitive Sicherheit gewährleistet ist, wird die französische Olympiamannschaft zu Hause bleiben", sagte sie "RTL Radio" am Donnerstag (21.09.17).

Einen Tag später äußerte sich Karl Stoss, Präsident des Nationalen Olympischen Komitees in Österreich, ähnlich: "Sollte sich die Situation aber verschärfen und die Sicherheit der Sportler nicht mehr gewährleistet sein, werden wir nicht nach Südkorea fahren."

Freitag: Verzicht erst bei Eskalation

Die Vorsitzende des Sportausschusses im deutschen Bundestag, Dagmar Freitag, spricht von einer "ganz brisanten Lage" zwischen Nordkorea und den USA, weil "zwei völlig unberechenbare Männer derzeit ihre Kraftspiele machen" würden.

Der Punkt, an dem sie einen Verzicht der deutschen Mannschaft befürworten würde, sei aber noch nicht erreicht. "In dem Moment, in dem eine Eskalation zu beobachten ist, ist es klar, dass man junge Menschen nicht verantwortungsvoll in dieses Land schicken kann", sagte Freitag der Sportschau. Sie gehe davon aus, dass der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) in enger Abstimmung mit der Bundesregierung die Lage beobachte.

Der DOSB sagte dem Sport-Informationsdienst (sid) dazu: "Wir sind in ständigem Austausch mit dem Internationalen Olympischen Komitee sowie mit dem Auswärtigen Amt, das derzeit keine Reisewarnungen für Südkorea ausgibt. Sobald wir von dort neue Informationen erhalten, werden wir diese an unsere Wintersportverbände und die Öffentlichkeit geben."

"Wir alle haben ein ungutes Gefühl"

Für den DOSB äußerte sich auch Max Hartung. "Ich bin im Austausch mit mehreren Wintersportlern. Wir alle haben ein ungutes Gefühl, aber ich spüre keine Angst, alle sind heiß auf die Spiele und ihre Wettkämpfe. Eine Verzichtsandrohung würde ich schon allein deshalb momentan nicht gutheißen", sagte der Athletensprecher dem sid.

Der Fechter fragt sich angesichts der verbalen Auseinandersetzungen zwischen US-Präsident Donald Trump und dem nordkoreanischen Diktator Kim Jong-un: "Sind das nur Wortgefechte zwischen zwei Verrückten oder wird es tatsächlich ernst? Wir müssen uns da schon auf die Einschätzung der Bundesregierung und des DOSB verlassen, die ebenfalls in engem Kontakt stehen."

IOC ohne "Plan B"

Das Internationale Olympische Komitee (IOC) schließt weiter aus, über eine Verlegung der Spiele oder eine Absage nachzudenken. Präsident Thomas Bach sagte Anfang September zur ARD: "Es wäre ein wirklich schlechtes Zeichen, wenn wir jetzt über einen Plan B sprechen würden."

Am Freitag (22.09.17) äußerte sich das IOC über einen Sprecher angesichts der Bedenken von Frankreichs Sportministerin: "Die Sicherheit der Athleten hat absolute Priorität für das IOC. Das ist auch der Grund, warum wir zuletzt die Gespräche mit den Staatschefs bei der UN-Versammlung fortgesetzt haben. In keiner der Diskussionen hat jemand Zweifel an den Olympischen Spielen geäußert."

"Da geht es in erster Linie um kommerzielle Interessen"

Dagmar Freitag glaubt, dass der von Thomas Bach geführte Verband bei seiner Einstellung bleiben wird: "Ich kann mir nicht vorstellen, dass das IOC die Durchführung infrage stellen wird, jedenfalls nicht ohne allergrößte Not. Da geht es in erster Linie um kommerzielle Interessen und weniger um die Athletinnen und Athleten."