Neven Subotic in Blickpunkt Sport
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Neven Subotic: "Keine Zukunftsvision" im deutschen Fußball

Der frühere Dortmund-Profi Neven Subotic hatte schon während seiner Karriere nicht nur den Profifußball im Blick. Heute fördert er Bauprojekte in Afrika, nach Deutschland schaut er kritisch: Dem deutschen Fußball fehle eine "Zukunftsvision".

Über dieses Thema berichtet: Blickpunkt Sport am .

Neven Subotic, ein etwas anderer Fußballprofi. Für seine Klubs von Mainz über Dortmund bis Union Berlin opferte er sich stets auf. Seit dem Karriereende will er den Menschen ganz viel zurückgeben.

Schon während seiner Karriere hatte Subotic eine Stiftung gegründet, die Bauprojekte in Afrika unterstützt. Heute, nach dem Karriereende 2022, baut er Brunnen, hält Vorträge, berät gemeinnützige Organisationen - über 500 Projekte betreut er aktuell. "Ich bin eher ein Mensch, der gestoppt werden muss", sagt er heute. Seine Statussymbole aus der Profifußballzeit, Häuser, Autos, hat er längst verkauft.

"Natürlich vermisse ich eine Meisterfeier mit 600.000 Leuten", sagt Neven Subotic, als er - als Studiogast bei Blickpunkt Sport im BR Fernsehen - Jubelbilder sieht aus seiner Zeit in Dortmund. Zwei Mal Deutscher Meister wurde er mit der Borussia. Schon damals plante er seine Zukunft, 2012 gründete er seine Stiftung.

Subotic war also schon während seiner Profizeit ein Pendler zwischen den Welten. Der Profifußball ermöglichte ihm, was er heute in seinen Projekten umsetzt. Deswegen betrachtet er seine Vergangenheit dieser Welt differenziert.

Profifußball benötigt "konstruktive Kritik"

"Das Profigeschäft ist etwas, das Kritik verdient hat", sagt er, und schiebt direkt im Satz nach: "Konstruktive Kritik". Der Fußball als Kulturgut, Wettkampf, das Vereinswesen ("Das Herz vom Fußball") stehen bei Subotic ohnehin nicht zur Debatte. Aber wie den Profibereich der liebsten Sportart der Deutschen wieder ins Gleichgewicht bringen?

"Kommerz schafft Distanz", sagt Subotic, zuletzt zu sehen bei den Fanprotesten gegen den möglichen Investoreneinstieg bei der Deutschen Fußball Liga (DFL) und den Fans. Was in Deutschland fehle, ist die Bereitschaft zum Dialog, zur Auseinandersetzung.

DFB-Struktur: "Man kann nicht in die Zukunft blicken"

Beispiel Corona-Pandemie - Ligen, Vereine, Spieler zogen in schwierigen Zeiten an einem Strang. "Am Ende hatten viele Spieler die gleiche Meinung: Etwas muss sich verändern", erinnert sich Subotic, "aber es blieb beim symbolischen Charakter." Schlimmer noch: "Vier Jahre später sind wir nicht weiter, was eine Zukunftsvision betrifft."

"Wo soll der Fußball hingehen? Wem soll er was dienen? Es sind mehr so frustrierte Versuche, wo man sicherlich auch die Spieler und Fans vor vollendete Tatsachen stellen möchte, in der Hoffnung, irgendwann etwas durchzudrücken. Man merkt aber: Da kommt eine Gegenwelle und man ist keinen Schritt vorwärtsgekommen." Neven Subotic in Blickpunkt Sport

Die grundlegende Frage, wo hin sich der Fußball in Deutschland entwickeln soll, scheitere nach Subotic' Meinung an fehlenden Strukturen und fehlender Organisation. "Es ist kein Zufall, dass sich beim DFB nicht groß etwas verändert hat in der Organisationsstrukur, die es noch nicht erlaubt, in die Zukunft zu blicken, eine Zukunftsvision aufzubauen", kritisiert Subotic beispielsweise.

Nicht alle Spieler in der Gewerkschaft

Dem größten Sport-Fachverband der Welt stellt er kein gutes Zeugnis aus. "Das wäre der erste Schritt", glaubt Subotic. Doch auch auf Vereins- oder Spielerseite gibt es in Deutschland viel Nachholbedarf. "Die haben eine Kraft, die ist aber nicht versammelt", glaubt Subotic.

Während beispielsweise in Spanien in den Gewerkschaften auch die Topstars von Real Madrid und dem FC Barcelona versammelt sind, fehlen in der deutschen Spieler-Gewerkschaft namhafte Kicker aus Bundesliga-Spitzenteams wie dem FC Bayern, sagt Subotic.

"Die Bereitschaft ist nicht da. Ich würde alle einladen, das zu tun. Es ist wichtig, mit einer gesammelten Stimme zu sprechen", schlägt Subotic pragmatisch vor. Nur im Dialog könne sich der deutsche Fußball weiterentwickeln.