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Olympische Medaillen für die Spiele in Paris

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IOC-Kongress in Lima: Dunkle-Schatten über Olympia-Doppelvergabe

Eigentlich will das IOC bei seiner Versammlung in Lima die Doppelvergabe der Olympischen Spiele an Paris und Los Angeles feiern. Doch die Stimmung ist angesichts von Korruptionsvorwürfen, dem Dopingskandal und zahnloser Reformen mäßig.

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In Paris soll der Eiffelturm erstrahlen, in Los Angeles gilt das Motto: "Folge der Sonne". Genau 100 Jahre nach den letzten Olympischen Spielen an der Seine will Frankreichs Hauptstadt mit all seinen Reizen die Sportwelt wieder in seinen Bann ziehen. Viele Sportstätten sind bereits vorhanden - es wird auf Olympia mit Herz und schöne Bilder gesetzt. Eigentlich wollte Los Angeles die Olympischen Spiele 2024 ausrichten, nach Geldzusagen des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) erklärte sich die Stadt bereit, erst 2028 anzutreten. Die Coolness Kaliforniens soll heitere Spiele bringen. In Zeiten dunkler Doping- und Korruptionsskandale kann die Olympische Familie Licht und Wärme gut gebrauchen. Die offizielle Bekanntgabe der Ausrichter heute Abend wird dementsprechend zelebriert.

Wirbel um Stimmenkäufe in Rio

Überschattet wird die Vergabe von den Ermittlungen zu möglichen Stimmenkäufen vor der Vergabe der Olympischen Spiele an Rio de Janeiro 2016. IOC-Präsident Thomas Bach musste sich in einer Pressekonferenz rund 45 Minuten lang fast nur Fragen zum Thema Korruption stellen. Anwälte des IOC hätten Kontakt zu brasilianischen Ermittlern aufgenommen, um mehr Informationen zu erhalten, betonte der Olympia-Chef. Im Fokus steht IOC-Ehrenmitglied Carlos Nuzman, der Chef des Rio-Organisations-Komitees war und auch das Nationale Olympische Komitee Brasiliens leitet. Er soll möglicherweise Stimmen aus Afrika bei der Vergabe zugunsten Rios mit Millionen geködert haben. Der Beschuldigte weist die Vorwürfe zurück. Sein Pass wurde eingezogen, sein Anwesen in der vergangenen Woche in Rio de Janeiro durchsucht und seine Konten eingefroren.

Das große Hoffen auf olympischen Frieden in Pyeongchang

Auch die kommenden Spiele 2018 im südkoreanischen Pyeongchang kommen nicht aus den Schlagzeilen. Der Austragungsort nicht einmal 100 Kilometer von der Grenze zu Nordkorea entfernt. Das weitgehend isolierte Nordkorea hatte mit Raketen- und Atomtests die Spannungen immer weiter verschärft. Bach setzt darauf, dass die Generalversammlung der Vereinten Nationen im November eine Resolution für einen olympischen Frieden im November verabschiedet.

Russisches Staatdoping: Erst Starterlaubnisse, jetzt Untersuchungen

Noch vor Beginn der Wintersportsaison hofft der Präsident auch auf neue Erkenntnisse zum Ausmaß des russischen Dopingskandals. Auf der IOC-Vollversammlung sind zwar nur Zwischenberichte der beiden hauseigenen Kommissionen zu erwarten. Bach hatte aber wiederholt angekündigt, das IOC werde gegen russische Dopingsünder mit Strafen hart durchgreifen. Sollte sich die Beweislage für Staatsdoping bei den Winterspielen im russischen Sotschi 2014 weiter erhärten, muss das IOC entscheiden, ob Russland bei den Spielen im Februar 2018 überhaupt antreten kann.

Angesichts der beiden Untersuchungen des kanadischen Rechtsprofessors Richard McLaren über systematisches und staatlich gebilligtes Doping Russlands hat das IOC eigene Kommissionen mit Untersuchungen beauftragt. Eine Gruppe versucht zu klären, welche Athleten, Funktionäre und Trainer im Staatsdoping verwickelt waren. Eine zweite Kommission untersucht, auf welche Weise gedopt wurde und mit welchen Methoden Dopingproben in Sotschi manipuliert wurden. Zudem werden die Proben aller russischen Athleten überprüft. Allerdings haben die Verantwortlichen - anstatt mit einem Ausschluss der russischen Mannschaft ein deutliches Zeichen zu setzen - vielen Russen in Rio starten lassen, sogar unter Landesflagge.

Nachhaltigkeit? Kostengrenzen? Von wegen!

Auch die Halbzeitbilanz der im Jahr 2014 verabschiedeten "Agenda 2020" Bachs sieht nicht rosig aus. Großen Versprechen steht ein recht übersichtlicher Ertrag gegenüber. Nachhaltigkeit und Glaubwürdigkeit - das waren die beiden Waffen der Reform, mit denen der einstige Fechter zu Felde zog. Wie schlecht es jedoch um die Nachhaltigkeit bestellt ist, bekommt der letzte Gastgeber Rio gerade zu spüren. Die Sportstätten von Barra und Deodoro dümpeln vor sich hin. Rio, ausgelaugt von einer monumentalen Wirtschaftskrise, aber auch vom teuren olympischen Spektakel, hat kein Geld für die Nachnutzung und bettelte das IOC jüngst um 30 Millionen Euro an.

Der Olympia-Chef hat die Probleme zwar erkannt und benannt, doch sein Durchgreifen geht vielen nicht weit genug. Die Kosten für die Olympischen Spiele steigen weiter ins Unermessliche. Putins Sotschi 2014 mit seinen 50 Milliarden Dollar gilt nach wie vor als Sinnbild des olympischen Gigantismus. Schon jetzt ist klar, dass die Kosten von Tokio 2020 aus dem Ruder laufen. Dem Betrachter fehlt nicht nur diesbezüglich das Gefühl, dass sich wirklich etwas tut. Und wegen der zahlreichen Nebenkriegsschauplätze scheint beim IOC-Chef der anfängliche Elan längst alten Mustern gewichen zu sein: Der gewiefte Taktiker glänzt eher durch Schönfärben und Aussitzen.